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GPS-Analyse: Norris hatte bis Kurve 7 bis zu 0,185 Sekunden Vorsprung
Die Auswertung der GPS-Daten zeigt, dass Lando Norris bis Kurve 7 auf Polekurs war und welche Schwächen der McLaren MCL60 derzeit noch hat
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich bei seinem Heimrennen in Zandvoort, sehr zur Freude des frenetisch jubelnden Publikums, die Poleposition gesichert. Der Vorsprung des Red-Bull-Piloten betrug am Ende 0,527 Sekunden. Nur zweimal lag er in dieser Saison - in einem tückischen Shootout auf nasser Strecke in Kanada und zuletzt in Spa-Francorchamps, bevor er eine Getriebestrafe absitzen musste - noch weiter vorn.
© Motorsport Images
Lando Norris hat im zweiten Teil seiner Q3-Runde eine Menge Zeit verloren Zoom Download
Da Charles Leclerc verunfallte und Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez 1,313 Sekunden hinter Verstappens Bestzeit von 1:10.567 Minuten lag, blieb es Lando Norris überlassen, die erste Reihe zu komplettieren und McLarens Trendwende doppelt zu unterstreichen. Er setzte sich im direkten Duell gegen Mercedes-Pilot George Russell durch und sicherte sich den zweiten Startplatz für den Grand Prix der Niederlande 2023.
Doch kurz nach seinem Jubel - und nachdem er festgestellt hatte, wie selten Verstappen einen Fehler macht, der den Rivalen die Tür öffnet - beklagte sich Norris über "eine der schlechtesten zweiten Hälften [einer Runde], die ich je gefahren bin". Er meinte, der erste Teil seiner Q3-Runde sei "mega" gewesen, bevor "der Fahrer" (und nicht der Reifen) zu früh "seinen Peak" erreicht habe.
Die GPS-Daten, ausgelesen via F1-Tempo.com, zeigen, dass Norris den ersten Teil seiner Runde zurecht gelobt hat. Auf der 14 Kurven umfassenden Zandvoort-Runde war der McLaren-Pilot bis Kurve 7 schneller als Verstappen. Im ersten Sektor um 0,037 Sekunden.
Nachdem sich die Effizienz des RB18 auf der Geraden erneut bemerkbar machte und Verstappen mit 3,7 km/h mehr in die Bremszone von Kurve 1 einfuhr, erreichte Norris den ersten Scheitelpunkt rund 6,8 km/h schneller und lag bis zu 0,185 Sekunden vorne. Der Red Bull kämpfte sich durch die Kurve 2 mit höherer Geschwindigkeit zurück, aber der McLaren-Pilot führte immer noch mit 0,083 Sekunden Vorsprung.
Norris begann dann, seinen Vorsprung von fast 0,2 Sekunden in der überhöhten Kurve 3 wieder auszubauen. Diese schnelle Fahrt durch eine engere Kurve, ähnlich wie die erste Kurve, spiegelt den Zugewinn an Anpressdruck wider, den McLaren mit seinem dreistufigen Upgradepaket erzielt hat.
Topspeed: Eine der Stärken des Red Bull
Auf der darauffolgenden Geraden kam jedoch wieder die Performance des Red Bull bei Höchstgeschwindigkeit zum Tragen, sodass Verstappen Norris näherkam. Der Abstand sank auf 0,069 Sekunden, blieb aber bis Kurve 7 noch zu Norris' Gunsten.
Verstappens höhere Ausgangsgeschwindigkeit in Kurve 7 ermöglichte es ihm, sich vor Norris zu setzen. Ab diesem Punkt ihrer letzten Q3-Runden blieb der zweimalige Titelverteidiger vorn. Aber der McLaren hatte nur 0,058 Sekunden Rückstand, als er in die ähnlich lange, mittelschnelle Kurve 8 einbog.
Während der Anpressdruck des MCL60 durch die umfangreichen Updates verbessert wurde, ist seine Konstanz in der Kurvenmitte immer noch eine relative Schwäche. Das Team hat die ganze Saison über festgestellt, dass das Chassis in Situationen, in denen das Gas weggenommen wird, und bei wechselnden Belastungen in längeren Kurven Probleme hat. Das zeigt sich darin, dass Norris in Kurve 8 bereits 0,141 Sekunden Rückstand hatte.
In Kurve 9 blieb der Rückstand bei 0,1 Sekunden, verdoppelte sich dann aber. In der engen Kurve 11 am unteren Ende der Gegengeraden stieg der Rückstand auf 0,3 Sekunden. Dies lässt sich durch einen Fahrfehler erklären.
Am Ausgang von Kurve 10 schaltete Norris versehentlich doppelt. Er sprang vom dritten in den fünften Gang. Anstatt noch mehr Zeit zu verlieren, indem er erneut schaltete, um dies zu korrigieren, hielt er den fünften Gang und wartete auf den sechsten. Verstappen zog derweil den Schalthebel für den vierten Gang und erlitt nicht den gleichen Verlust an Drehzahl (rund 2.000 Umdrehungen pro Minute). Infolge dieses Fehlers war Verstappen auf dem Weg zu Kurve 11 zeitweise um 7,5 km/h schneller.
Der Abstand zwischen den beiden vergrößerte sich auf 0,433 Sekunden zu Verstappens Gunsten auf dem kurzen Weg zur überhöhten Doppelkurve, die die Runde abschließt. Während Norris hier eine höhere Höchstgeschwindigkeit erreichte und den ersten Scheitelpunkt schneller nahm, konnte er dem RB18 auf dem Weg zur Ziellinie nicht das Wasser reichen. Das verhalf Verstappen zu seinem letztendlichen Vorsprung von 0,527 Sekunden.
McLaren weiß: Pole war einfach nicht drin
McLaren-Teamchef Andrea Stella und Norris sind sich darüber im Klaren, dass die Poleposition außer Reichweite war. Selbst ohne den doppelten Schaltfehler war das inkonsistente Fahrverhalten des MCL60 in längeren Kurven und sein Rückstand auf den RB18 auf der Geraden zu groß, um ihn zu überwinden.
Nichtsdestotrotz half Verstappen sich selbst, indem er am Ende seine ideale Rundenzeit erreichte. Auf seiner letzten fliegenden Runde in Q3 fügte er seine drei besten Sektoren zusammen (im zweiten und dritten Sektor sogar absolute Bestzeiten). Auf dem Papier hat Norris seine Chancen nicht optimal genutzt. Die Daten zeigen, dass er 0,056 Sekunden liegen ließ. Im zweiten Sektor fuhr er 24,818 statt seiner persönlichen Bestzeit von 24,874 Sekunden.
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Hätte Norris seine vorherige Zeit im Mittelsektor zumindest egalisiert, wäre er auf eine Bestzeit von 1:11.048 Minuten gekommen und hätte den Rückstand auf Verstappen auf 0,481 Sekunden verringert. In Anbetracht der abtrocknenden Bedingungen im Qualifying berücksichtigt dies jedoch nicht das erhöhte Niveau der Streckenentwicklung auf der staubigen Strecke.
Die Q3-Teilnehmer, die einen ähnlichen Plan wie Norris absolvierten (Verstappen, Russell und Perez), nämlich zwei schnelle Runden zu fahren, fanden zwischen ihrer ersten und zweiten fliegenden Runde im Durchschnitt 0,237 Sekunden im mittleren Sektor.
Es ist zwar eine ungenaue Messung, aber wenn Norris, anstatt im zweiten Sektor Zeit zu verlieren, dem Durchschnitt entsprochen und etwas mehr als zwei Zehntelsekunden gewonnen hätte, wäre seine Rundenzeit auf 1:10.811 Minuten gefallen. Damit wäre sein Rückstand auf Verstappen theoretisch auf 0,244 Sekunden geschrumpft.