• 28. Juli 2023 · 10:09 Uhr

Vorbeifahren statt Überholen: Braucht es DRS auf der Kemmel-Geraden?

Max Verstappen ließ die Konkurrenz auf der Kemmel-Geraden einfach stehen: Sorgt ein zu kraftvolles DRS in Spa für ereignisarme Rennen?

(Motorsport-Total.com) - Wer beim Belgien-Grand-Prix 2022 mit einem spannenden Rennen gerechnet hatte, weil Max Verstappen aufgrund einer Motorenstrafe nur von Position 14 gestartet war, der sah sich getäuscht: Innerhalb von nur zwölf Runden flog der Niederländer an allen anderen vorbei und war lag schon wieder in Führung.

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Ist Überholen auf der Kemmel-Gerade zu einfach? Zoom Download

Geholfen hatte ihm damals auch, dass er auf der langen Kemmel-Gerade locker mit DRS an allen vorbeibrausen konnte - als Überholmanöver konnte man vieles nicht gerade bezeichnen. Ist DRS auf so langen Geraden wie Kemmel (oder auch der Geraden in Schanghai) überhaupt notwendig oder sorgt es eher für langweilige Rennen, weil alle einfach munter vorbeifahren?

"Ich denke nicht, dass man Red Bull und Max als Beispiel nehmen kann. Selbst wenn sie in jedem Rennen als Letzter starten, kommen sie einfach nach vorne - egal ob DRS oder nicht", hält Lando Norris (McLaren) die Diskussion für übertrieben.

"Jemand wie Max überholt halt, weil er in einer Position war, in der er nie und nimmer hätte Leute überholen müssen", sagt Williams-Pilot Alexander Albon. "Eigentlich wäre er vorne gewesen." Und auch Teamkollege Logan Sargeant meint: "Dass Max nach vorne gekommen ist, hatte nicht unbedingt etwas mit DRS zu tun, sondern weil er einfach zwei Sekunden schneller war als alle anderen."

Die Piloten im Hinterfeld hätten hingegen trotz DRS mehr Mühe gehabt, an anderen Piloten vorbeizukommen: "Alex war im vergangenen Jahr in den Punkten und hatte einen langen Zug hinter sich, und niemand konnte ihn mit DRS überholen", verweist Sargeant auf 2022, als Albon Zehnter wurde mit Lance Stroll und Norris im Schlepptau.

Je enger das Feld, desto schwieriger das Überholen

"Na ja, wenn du hinter einem Williams bist, solltest du DRS überall deutlich größer machen", scherzt Norris aufgrund des bekannt hohen Topspeed des Williams. Generell sieht er aber das Problem nicht. Im Gegenteil: "Der Wettbewerb wird immer enger, und je enger die Autos beisammen sind, desto schwieriger ist das Überholen."

Das hat sich in der Formel-1-Saison 2023 bislang deutlich gezeigt. Das neue Reglement 2022 sollte das Hinterherfahren und Überholen erleichtern, weil die Ground-Effect-Autos nicht mehr so stark von verwirbelter Luft beeinträchtigt werden. Das hat im Vorjahr auch gut funktioniert, doch mittlerweile wird wieder deutlich weniger wiederholt.


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"Es wird weniger und weniger, je technischer die Autos werden", weiß Norris. "Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist das Racing deutlich schlechter."

"Wenn es um aufregende Überholmanöver geht, Seite-an-Seite, dann sind wir gerade an der Grenze", stimmt ihm Albon zu und würde daher nichts am DRS auf der Kemmel-Gerade ändern, zumal der Effekt durch die flachen Flügel ohnehin schon nicht besonders groß ist, wie Sargeant hinweist.

Zhou plädiert für Eau-Rouge-Schikane

Auch Valtteri Bottas (Alfa Romeo) und Sergio Perez (Red Bull) sehen kein Problem und würden keine Anpassungen vornehmen. "Ich finde es okay", sagt der Finne.


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Aber es gibt auch andere Stimmen: "Ich würde die Regeln persönlich gerne ändern", sagt Alfa Romeos Guanyu Zhou, bezieht sich dabei aber eher auf das Thema Sicherheit. "Spa ist eine schöne Strecke, aber es ist an der Zeit, Eau Rouge zu ändern. Man sollte es langsamer machen, dann wäre auch das Überholen einfacher", sagt der Chinese.

Ihm gefällt der Vorschlag, den die Formel 1 schon 1994 einmal ausprobiert hatte, nämlich die Eau Rouge mit einer Schikane auszustatten. Dann hätte man noch einmal eine zusätzliche Bremszone, und weil der DRS-Messpunkt hinter Eau Rouge/Raidillon liegt, müssten Fahrer auch nicht mehr ein so hohes Risiko eingehen, um dort nah genug dran zu sein.

Bleibt ohne DRS der Fernseher aus?

Nico Hülkenberg (Haas) könnte sich ebenfalls vorstellen, etwas an der DRS-Zone zu machen: "Vielleicht kann man sie kürzen, um das Überholen ein bisschen schwerer zu machen und nicht so einfach", sagt der Deutsche. Das hat die FIA in dieser Saison bei einigen DRS-Zonen gemacht - häufig zum Unmut der Fahrer.


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Wenn das Feld enger wird und Manöver dadurch schwieriger werden, "dann müssen wir in Erwägung ziehen, die DRS-Zonen sogar größer zu machen, um wieder Überholmanöver zu haben", würde Albon eher in die andere Richtung gehen.

Zumindest in einer Sache scheinen sich die meisten Fahrer einig zu sein: Ganz ohne DRS geht es nicht. "Ohne könnte es schwierig werden", stimmt Hülkenberg zu. Und Norris wird sogar ganz drastisch: "Ja, wir brauchen DRS, sonst möchte man den Fernseher gar nicht mehr einschalten."

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