Mercedes nach Barcelona zuversichtlich: Augen auf Red Bull gerichtet!
Laut Lewis Hamilton hat Mercedes in Barcelona den "Nordstern" gefunden, doch in Montreal wartet wohl der echte Härtetest auf das Upgrade
(Motorsport-Total.com) - "Das ganze Team hat diese neue Energie, und es fühlt sich so an, als hätten wir einen Nordstern: Wir wissen, wohin wir gehen, und wir wissen, wie wir dahin kommen", sagt Lewis Hamilton nach dem gelungenen Formel-1-Rennen von Barcelona. Mercedes war beim Spanien-Grand-Prix vor zwei Wochen wie Phoenix aus der Asche gekommen und war mit beiden Autos auf das Podest gefahren.
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Barcelona war für Mercedes ein Erfolg, aber gilt das auch für Montreal? Zoom Download
Für die Silberpfeile war das ein ermutigendes Ergebnis, denn es hat gezeigt, dass das neue Fahrzeugkonzept zu funktionieren scheint. Mercedes hatte das lang ersehnte Update schon in Monaco am Start, konnte die Performance auf dem ungewöhnlichen Stadtkurs aber nicht ganz umsetzen.
Im Rennen von Barcelona lief es dann deutlich besser - und das, obwohl George Russell nach einem schwachen Qualifying nur von Position zwölf aus ins Rennen gegangen war. Doch am Sonntag machte er deutliche Fortschritte und kam sogar vor dem Red Bull von Sergio Perez ins Ziel, obwohl er hinter ihm gestartet war.
"Definitiv eine Menge", antwortet Hamilton auf die Frage, mit wie viel Selbstvertrauen er jetzt zum nächsten Rennen in Kanada fährt, auch wenn er sagt: "Ich weiß nicht, ob die Strecke zu unserem Auto passt."
Denn Montreal ist wieder eine ganz andere Hausnummer als Barcelona und könnte zum großen Härtetest für das neue Paket werden: "In Barcelona gibt es viele mittelschnelle und schnelle Kurven, eine ebene Strecke und die drei härtesten Reifen", zählt George Russell die Unterschiede auf.
"Und hier haben wir die drei weichsten Reifen, nur langsame Kurven und eine unebene Strecke mit Randsteinen." Also das komplette Kontrastprogramm.
"Ich würde daher sagen, dass uns all das auf dem Papier nicht entgegenkommt", sagt der Brite. Das heißt für ihn aber auch: "Sollten wir an diesem Wochenende das zweitschnellste Team sein, dann wäre das ein enormer Schub für das Selbstvertrauen für den Rest der Saison."
"Schauen nicht auf Aston Martin und Ferrari"
Denn bei Mercedes, und das ist kein Geheimnis, möchte man wieder ganz nach vorne: "Wir denken nicht wirklich über Aston Martin und Ferrari nach. Unsere Augen sind auf Red Bull und Verstappen gerichtet", unterstreicht Russell.
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"Und so zufriedenstellend das Wochenende mit dem Doppelpodium auch war, am Montagmorgen war das schon vergessen und du schaust auf die nächste Verbesserung und wie wir die Lücke schließen", sagt er. "Wir müssen vermutlich noch eine halbe Sekunde finden, wenn wir aufholen und überholen wollen."
Russell weiß, dass es am W14 trotz der guten Performance in Barcelona noch einiges zu verbessern gilt. Bestes Beispiel: "Unsere Qualifying-Pace ist nicht gut genug", sagt er. "Wir werden dauerhaft von Aston Martin, Ferrari und Alpine und hier und da auch anderen Autos geschlagen. Und wenn wir immer vor ihnen sein wollen, müssen wir am Samstag noch Performance finden."
Barcelona 2022 war trügerisch
Sorgen müssen sich Mercedes-Fans aber auch machen, wenn sie auf das vergangene Jahr schauen. Denn auch da war der zuvor nicht konkurrenzfähige W13 in Barcelona plötzlich richtig schnell: Russell fuhr auf das Podium, und Hamilton trotz eines frühen Reifenschadens noch auf Platz fünf.
Doch der Aufschwung trügte aufgrund des glatten Asphalts: Bei den nächsten Rennen war das Porpoising wieder da und die Performance wieder weg.
Das ist in diesem Jahr aber anders, beschwichtigt Russell: "Wir haben in diesem Jahr ein deutlich anderes Auto", betont er. "Wir haben eine Menge gelernt und verstanden. Wir brauchen zwar noch ein bisschen mehr, um das in den Griff zu bekommen, aber ich erwarte, dass wir in dieser Woche stärker sind als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr."
Hamilton: Mercedes hat schon "gewonnen"
Lewis Hamilton kommt derweil an eine Strecke, die zu seinen absolut besten gehört. Mit sieben Siegen ist er neben Michael Schumacher Rekordgewinner auf dem Circuit Gilles Villeneuve, und 2007 holte er als Rookie damals seinen ersten Formel-1-Sieg auf dieser Strecke. Eigentlich ein perfekter Ort für den ersten Erfolg seit eineinhalb Jahren, oder?
Der siebenmalige Weltmeister selbst sagt, dass er keinen besonderen Druck spürt, endlich wieder gewinnen zu müssen. "Beim letzten Rennen und auch einigen anderen hat es sich schon so angefühlt, als hätten wir gewonnen. Es geht einfach um die Perspektive", meint er.
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"Natürlich waren wir nicht auf dem ersten Platz, aber wir haben viele Siege bei unseren Schritten erreicht", so Hamilton. "Mit beiden Fahrern auf dem Podest gewesen zu sein, war ein Sieg für uns."
"Und wir sind einfach fokussiert. Wir wissen, wie ich vorhin schon sagte, dass wir den Nordstern haben. Wir wissen, wohin wir gehen müssen. Wir wissen nicht alles darüber, wie wir dorthin kommen, aber wir wissen, dass wir es gemeinsam schaffen können, wenn wir nur den Kopf unten halten und uns auf die Wissenschaft konzentrieren."
"Das Ingenieurteam innerhalb der Organisation ist fantastisch. Wir haben ein großartiges Entwicklungsteam und ich glaube, dass wir die beste Entwicklungsrate haben. Wir sind so gut wie jedes andere Team im Sport, wenn nicht sogar besser, und so muss man einfach weiterarbeiten."