Lewis Hamilton weiß (noch) nichts von Testteilen, die Russell ausprobiert
So steht es um die Chancen von Mercedes beim zweiten Formel-1-Rennen 2023 in Saudi-Arabien: Lewis Hamilton und George Russell bewerten das Freitagstraining
(Motorsport-Total.com) - "Man versucht einfach, das Beste aus dem Paket zu machen, das man zur Verfügung hat", sagt Mercedes-Fahrer George Russell. Im Formel-1-Freitagstraining zum Grand Prix von Saudi-Arabien in Dschidda bedeutete das aus Mercedes-Sicht den fünften Platz hinter Red Bull und Aston Martin, aber auch hinter Alpine.
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Lewis Hamilton im Mercedes W14 im Formel-1-Freitagstraining in Dschidda 2023 Zoom Download
In Zahlen ausgedrückt: Russell als der schnellere Mercedes-Fahrer brauchte im W14 genau 0,467 Sekunden mehr als Red-Bull-Fahrer Max Verstappen für eine schnelle Runde. Lewis Hamilton im Schwesterauto handelte sich auf P11 sogar 0,996 Sekunden Rückstand ein.
Und Hamilton gab sich am Freitagabend eher wortkarg. Auf die Frage, ob er Änderungen gespürt habe im Vergleich zum Auftaktwochenende in Bahrain, erklärte er schlicht, es habe sich "ziemlich gleich" angefühlt im Auto. Und weiter: "Eine Sekunde Rückstand oder so. Ich hatte definitiv Schwierigkeiten, und zwar in beiden Einheiten."
Hamilton beschwert sich mehrfach über sein Auto
In der Tat hatte sich Hamilton auf der Strecke in Dschidda mehrfach über das Fahrverhalten seines W14-Mercedes beschwert. Andrew Shovlin als leitender Ingenieur vor Ort in Saudi-Arabien bestätigt Hamiltons Eindruck, indem er dem Rennwagen bescheinigt, er sei "nicht einfach zu fahren".
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Mercedes selbst habe die Probleme womöglich noch verschärft. Shovlin: "In der ersten Session hatten wir mit der Front zu kämpfen und haben vielleicht für die zweite Session überkorrigiert."
Experimente seien in dieser Phase aber Pflicht für Mercedes, betont Hamilton: "Wir gehen einfach weiter ins Detail und versuchen, die Balance des Autos zu verbessern, damit es einfacher zu fahren ist. Und ich weiß: Zuhause im Werk arbeiten alle sehr hart." Es sei vermutlich nur "eine Frage der Zeit", bis Besserung einsetze. "Wir müssen also einfach geduldig sein", meint Hamilton.
Nur Russell probiert die neuen Mercedes-Teile aus
Direkt beteiligt an der Weiterentwicklung war - im Gegensatz zu Hamilton - am Formel-1-Freitag in Saudi-Arabien dessen Mercedes-Teamkollege Russell. Er habe in der zweiten Einheit "ein paar Testteile" am Auto gehabt. Nur "Kleinigkeiten für den kurzfristigen Gebrauch" seien es gewesen, so Russell. Nichts, womit der W14 auf einmal den Anschluss zur Spitze herstellen könne.
Shovlin spricht hier von "geplanten Upgrades, die gut zu funktionieren scheinen". Mercedes wähnt sich damit auf dem Weg in die "richtige Richtung", die neuen Teile aber seien insgesamt "kein riesiger Schritt".
Doch Letzteres steht zumindest für Russell auch gar nicht im Vordergrund: "Für uns geht es erst einmal weiter darum, ob wir als Team bei unserer Neuausrichtung in die richtige Richtung gehen. Die Leute zuhause im Werk und die Leute hier an der Strecke nehmen deshalb die Daten auseinander."
"Man versucht einfach, das Beste aus dem Paket zu machen, das man zur Verfügung hat. Das Set-up auf den Punkt zu bringen. Wir werden über Nacht aber nicht eine Sekunde finden, auch wenn ich das gerne hätte. Um alles auf die Reihe zu kriegen", sagt Russell, "braucht es etwas mehr Zeit."
Hamilton wusste nicht, was Russell testet
Shovlin jedenfalls erkennt "jede Menge Informationen, die wir auswerten können, um das Set-up für Samstag zu erarbeiten". Spätestens, wenn diese Daten vorliegen, kann sich auch Hamilton ein Bild von den Updates am Russell-Auto machen. Denn er gab am Freitagabend an, keine Details zum Vorgehen am zweiten Mercedes W14 zu kennen.
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O-Ton Hamilton, als er auf die neuen Testteile angesprochen wurde: "Ich weiß gar nicht genau, um was es dabei geht. Ich habe mich auf mein eigenes Programm konzentriert. Wenn es also Dinge gab, die am anderen Auto ausprobiert wurden, dann erfahren wir das in unserer Nachbesprechung."
Bleibt die Frage, was Mercedes damit ausrichten kann in Saudi-Arabien. Red Bull sei "sicher vorne", sagt Russell, wohingegen Mercedes laut Shovlin eine "nicht so schlechte Pace" hat, "wenn wir eine Runde zusammenbekommen". Praktisch aber läuft es vermutlich auf eine Konfrontation mit Aston Martin, Ferrari und Alpine hinaus in Qualifying und Rennen. Und Shovlin verweist auf "realistische Erwartungen" in seinem Team.