• 13. Juni 2022 · 11:13 Uhr

McLaren: Warum Norris und Ricciardo in Baku nicht frei fahren durften

Weil Daniel Ricciardo und Lando Norris zwischen den Alpines feststeckten, sah sich McLaren-Teamchef Andreas Seidl in Baku gezwungen, zur Teamorder zu greifen

(Motorsport-Total.com) - "Deshalb gibt es ein Team, das sicherstellt, dass wir das bestmögliche Ergebnis für das Team erzielen, ohne zu riskieren, dass zwei Autos auf der Strecke durch Zusammenstöße miteinander verloren gehen." So erklärt Andreas Seidl die Tatsache, dass McLaren in Baku gleich zweimal eine Teamorder aussprach.

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Lando Norris und Daniel Ricciardo sollten sich in Baku nicht attackieren Zoom Download

Seine Fahrer Lando Norris und Daniel Ricciardo, gestartet von den Plätzen elf und zwölf, waren mit unterschiedlichen Reifenstrategien unterwegs und versuchten, verschiedene Szenarien abzudecken, um in der Reihenfolge nach vorne zu kommen.

Aufgrund der mangelnden Höchstgeschwindigkeit des McLaren gelang es jedoch keinem der beiden Fahrer, sich zu verbessern. Norris und Ricciardo hingen hinter dem Alpine von Fernando Alonso fest, der sich für sie als unüberholbar erwies.

Erst will Ricciardo vorbei, dann Norris

Im ersten Stint teilte Ricciardo dem Team mit, dass er im Vergleich zu seinem Teamkollegen eine bessere Pace habe, wurde aber angewiesen, sich zurückzuhalten. Ricciardos alternative Strategie, auf harten Reifen zu starten und dann während der virtuellen Safety-Car-Phase auf Medium zu wechseln, ermöglichte es ihm jedoch, sich nach seinem einzigen Boxenstopp vor Norris zu setzen.

In der Schlussphase war es dann Norris, der den Australier angreifen wollte, aber auch hier wies McLaren seine Fahrer an, sich zurückzuhalten und auf den Plätzen acht und neun ins Ziel zu kommen. Beide akzeptierten die Anweisung, wobei Norris im Nachgang frustriert zugab, "dass ich es lieber anders gehabt hätte".


Fotos: McLaren, F1: Grand Prix von Aserbaidschan (Baku) 2022


Teamchef Seidl zeigt dafür Verständnis, erklärt aber, dass der Druck durch den zweiten Alpine von Esteban Ocon hinter den McLaren bedeutete, dass es wenig Sinn machte, seine beiden Fahrer kämpfen zu lassen, zumal keiner von ihnen auch nur im Entferntesten in der Lage zu sein schien, Alonso vorne herauszufordern.

Gefahr durch Esteban Ocon war zu groß

"Ich denke, was wir am Funk gehört haben, ist das, was man von jedem Rennfahrer hören möchte, nämlich dass er ehrgeizig ist und versucht, das bestmögliche Rennen für sich selbst zu fahren", kommentiert er Norris' Frustration über die Teamorder.

Doch das Team habe zum Wohl aller handeln müssen. "Wäre Daniel zu Beginn des Rennens an Lando vorbeigegangen, hätten wir ein Jo-Jo-Spiel erlebt, wie wir es schon bei einigen anderen Teams in diesem Jahr gesehen haben, nämlich sowohl hinter Alonso festzusitzen als auch das Risiko einzugehen, dass Ocon zu mindestens einem dieser Autos aufschließt", analysiert Seidl das Szenario.

"Unsere Idee war es, die Position für beide Autos hinter Fernando zu halten und dadurch sicherzustellen, dass wir Ocon in Schach halten, was wir auch getan haben."

Umstände in Baku führten zur Teamorder

Seidl betont, dass seine Fahrer prinzipiell frei fahren können, dass aber die Umstände diesmal etwas anderes diktierten. Auf die Frage, ob die Charakteristik des Straßenkurses in Baku eine Rolle gespielt habe, sagt er: "Ja, es kommt immer auf die Umstände an."

"Unsere Fahrer können frei fahren, und wir versuchen immer, beiden Fahrern die gleichen Chancen zu geben, um gut abzuschneiden, denn das ist unsere Verantwortung. Aber wenn wir unterschiedliche Strategien verfolgen, muss man natürlich als Team sicherstellen, dass man das Ergebnis für das Team maximiert."

Das Team glaubt nicht, dass es irgendetwas anderes hätte tun können, um Alonso zu überholen. Denn wenn es von der Strategie abgewichen wäre, wäre es in den Verkehr geraten. Und es hatte nicht die Höchstgeschwindigkeit, um an ihm vorbeizugehen.

Seidl: "Ziemlich das Maximum herausgeholt"

"Ich denke, die einzige Chance, Fernando zu überholen, wäre gewesen, wenn er zusammen mit Lando an die Box gekommen wäre, vielleicht beim ersten virtuellen Safety-Car in Runde acht oder neun, als mehrere Autos an die Box kamen", erklärt Seidl.

"Aber mit unserem Mangel an Topspeed, den wir das ganze Wochenende über hatten, wussten wir, dass wir, wenn wir das tun und in den Verkehr geraten, nicht in der Lage sein würden, diesen Verkehr schnell zu überholen. Im Gegensatz zu Gasly zum Beispiel, wären wir dann komplett aus dem Rennen gewesen."

"Deshalb war es richtig, (mit Lando; Anm. d. R.) draußen zu bleiben und bei Fernando zu bleiben, um zu sehen, ob sich noch andere Möglichkeiten ergeben", rekapituliert Seidl die Strategie, die einen Overcut-Versuch vorsah. "Wir versuchten, die Medium-Reifen im ersten Stint in einer guten Verfassung zu halten, sodass wir pushen können, wenn das Auto vor uns an die Box gerufen wird."

"Aber da die Reifen nicht mehr wirklich viel hergaben, mussten wir uns mit der Position begnügen, in der wir uns mit Lando befanden", hält Seidl fest. "Ich denke, dass wir so ziemlich das Maximum aus dem herausgeholt haben, was wir hatten. Mehr war mit dem Paket, das wir hier hatten, einfach nicht möglich."

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