F1-Training Baku 2022: Ist Sergio Perez jetzt der Topfavorit?
Vorjahressieger Sergio Perez fährt Bestzeit im Abschlusstraining beim Grand Prix von Aserbaidschan - Red Bull und Ferrari dominieren vor dem Rest der Welt
(Motorsport-Total.com) - Sergio Perez hat sich nach der Bestzeit im ersten Freien Training auch im Abschlusstraining vor dem Qualifying am Samstag die Bestzeit gesichert. Der Red-Bull-Pilot meisterte den Stadtkurs in Baku in 1:43.170 Minuten und verwies damit Charles Leclerc (Ferrari/+0,070) und seinen Teamkollegen Max Verstappen (+0,279) auf die Plätze.
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Sergio Perez im Freien Training zum Grand Prix von Aserbaidschan in Baku 2022 Zoom Download
Im Vergleich zum Freitag bot sich ein verändertes Bild. Zunächst fuhr Verstappen im ersten und zweiten Sektor (zu dem Zeitpunkt) absolute Bestzeit, als das Tempo langsam anzog. Im dritten Sektor, der die lange Start- und Zielgerade beinhaltet, blieb er auf seiner schnellsten Runde aber um 0,206 Sekunden hinter Leclerc zurück.
Leclerc tüftelte dann offenbar am Set-up seines Ferrari und ging gut zehn Minuten vor Schluss nochmal auf Zeitenjagd. Diesmal war er im dritten Sektor auch langsamer, dafür aber im ersten und zweiten deutlich schneller. Am Ende unterbot er seine bis dahin stehende eigene Bestzeit nochmal um 0,274 Sekunden.
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Perez: Bestzeit auf den letzten Drücker
Doch damit hatten noch nicht alle ihr Pulver verschossen. Perez, immerhin Vorjahressieger in Baku und amtierender Sieger beim Grand Prix von Monaco, fuhr in den letzten Minuten nochmal mit frischen Softs raus und schob sich auf P1. Die Sektorenbestzeiten sicherten sich aber andere: Verstappen in S1, Leclerc in S2 und Fernando Alonso (11./Alpine/+1,672) in S3.
Verstappen musste seine schnelle Runde am Ende nach Bestzeit in Sektor 1 wegen Verkehrs abbrechen. Aber bei Red Bull haben die Analysen bereits am Freitagabend ergeben, "dass wir mit vollen Tanks, also im Renntrimm, einen Tick schneller sind. Ferrari scheint's auf die einzelne Runde zu sein", erklärt Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit 'ServusTV'.
Perez der schnellere Red-Bull-Pilot?
Viele fragen sich: Ist Perez jetzt der Topfavorit? "Im Moment, für dieses Wochenende, ist er das. Die Frage ist, ob er das auch konstant halten kann", meint 'Sky'-Experte Ralf Schumacher. "Max hat Pech gehabt mit dem Verkehr auf seiner schnellen Runde." Marko ergänzt: "Die sind ziemlich auf Augenhöhe. Aber im Renntrimm, glaube ich, dass Max der Stärkere sein wird."
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Außer den beiden Topteams gibt's keine ernsthaften Polekandidaten für den Grand Prix von Aserbaidschan. Carlos Sainz im zweiten Ferrari belegte mit 0,426 Sekunden Rückstand auf Perez den vierten Platz. Lando Norris (McLaren) auf P5 fehlten bereits 1,248 Sekunden auf die Perez-Bestzeit. Sein Teamkollege Daniel Ricciardo (+1,306) wurde Sechster.
Hamilton wundert sich: Da fehlt doch Leistung!
George Russell (+1,403) wurde Achter, Lewis Hamilton (1,675) Zwölfter. Der siebenmalige Weltmeister wunderte sich: "Habt ihr den Motor runtergedreht?" Worauf sein Renningenieur Peter Bonnington antwortete: "Bestätigt, Lewis. Auf diesem Motor haben wir nicht mehr genug Kilometer."
Mercedes rechnet sich auf die Pole keine realistischen Chancen aus. "Auf einer glatten Strecke wie Barcelona ist unser Auto wesentlich konkurrenzfähiger", weiß Teamchef Toto Wolff. "Aber sobald es irgendwo wellig wird, wie in Monaco oder in Baku, sobald die Kerbs ein bisschen höher sind, ist das Fahrverhalten total über den Haufen geworfen. Dann rennst du der Rundenzeit hinterher."
Auf das "Porpoising" habe man zwar "ganz klare Antworten" gefunden, aber "noch nicht die Lösung, wie wir da hinkommen", sagt Wolff und ergänzt im Hinblick auf das Qualifying: "Ein gutes Resultat wäre, drittschnellstes Team auf der Bahn zu sein und Fünfter und Sechster zu werden. Und wenn es besser läuft, dann nehmen wir es auch."
Sebastian Vettel (Aston Martin) rückte im dritten Training in die Top 10 vor, mit einem Rückstand von 1,519 Sekunden auf die Spitze, 0,190 Sekunden vor Teamkollege Lance Stroll. Der zweite Deutsche im Feld, Mick Schumacher (Haas/+2,362), wurde 18. Er war um 0,613 Sekunden langsamer als sein Teamkollege Kevin Magnussen.
Qualifying: Wird's eine Windschattenschlacht?
Im Hinblick auf das Qualifying wird auch entscheidend sein, wer im richtigen Moment den besten Windschatten findet. "Das ist natürlich immer ein Thema hier", bestätigt McLaren-Teamchef Andreas Seidl im Interview mit 'Sky'. "Es ist wichtig, einen Windschatten zu bekommen. Am liebsten von irgendeinem Gegner."
Dass sich Teamkollegen gegenseitig Windschatten spendieren wird, glaubt Seidl eher nicht. Und wenn doch, dann "versuchen wir einfach, das gerecht aufzuteilen, sodass am Schluss jeder Fahrer den gleichen Vor- und Nachteil hatte im Qualifying".
Übrigens: Das Qualifying wird 15 Minuten später als geplant, um 16:15 Uhr deutscher Zeit, beginnen (Hier geht's zum Liveticker!). Das dritte Freie Training hatte nämlich 15 Minuten später als geplant begonnen, wegen eines Unfalls und der notwendigen Streckenreparaturen in der Formel 2. Und zwischen Ende FT3 und Beginn Q1 müssen laut FIA-Reglement mindestens zwei Stunden liegen.