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Strafe in Monza: FIA-Kommissar verrät, wie die Hamilton-Aussprache ablief
FIA-Kommissar Garry Connelly verrät, wie die Aussprache mit Lewis Hamilton in Italien 2020 ablief, nachdem dieser unerlaubt in die Boxengasse gefahren war
(Motorsport-Total.com) - Im Grand Prix von Italien 2020 kam es zu einem ungewöhnlichen Regelbruch: Lewis Hamilton fuhr in die Boxengasse, obwohl die Ampel bei der Einfahrt auf Rot stand. Der Mercedes-Pilot kassierte dafür eine Stop-and-Go-Strafe. Während der Rennunterbrechung suchte er die FIA-Kommissare auf, um über seine Bestrafung zu diskutieren. Garry Connelly war einer der vier anwesenden Kommissare in Italien und schildert nun, wie sich die Aussprache mit Hamilton ereignet hat.
"Lewis Hamilton fuhr in die Boxengasse", erinnert sich Connelly in einer virtuellen Konferenz der Kommissare in der vergangenen Woche. Nachdem die FIA-Kommissare festgestellt hatten, dass die Boxengasse zu jenem Zeitpunkt bereits geschlossen war, haben sie sich auf die entsprechende Regelung berufen.
"Wir hatten keine andere Wahl, und das ist etwas, das die meisten von uns nicht mögen, wir mögen keine Zwangsstrafen", betont er. Fast alle Formel-1-Kommissare seien dieser Meinung, ergänzt Connelly. Allerdings existieren diese Strafen vor allem "auf Wunsch der Teams".
"Jungs, könnt ihr mir sagen, warum ich bestraft wurde?"
Wie kam es zu dem Vergehen? Hamilton lag in Monza in Führung, als Kevin Magnussen mit seinem Haas zwischen der Parabolica und der Boxengassen-Einfahrt ausrollte. Dadurch wurde das Safety-Car auf die Strecke geschickt. Mercedes wollte das Momentum nutzen und holte Hamilton an die Box.
Doch weder der Weltmeister noch sein Team realisierten zu jenem Zeitpunkt, dass die Boxengasse bereits geschlossen war. Hamilton war laut Urteilsbegründung um zwölf Sekunden zu spät dran. Auf das schwere Vergehen musste laut Reglement automatisch eine Stop-and-Go-Strafe folgen.
Hamilton war mit dieser Bestrafung zunächst nicht einverstanden. In der darauffolgenden Unterbrechung des Rennens aufgrund des Unfalls von Charles Leclerc ließ der Brite nicht locker und marschierte zu den Kommissaren. Connelly betont nun, dass er froh darüber war, persönlich mit Hamilton darüber zu sprechen.
"Während der Unterbrechung des Rennens sprang Lewis auf seinen Scooter, fuhr die Boxengasse entlang und stattete uns einen Besuch ab. Er war extrem höflich und fragte einfach: 'Jungs, könnte ihr mir sagen, warum ich bestraft wurde?'"
Die vier FIA-Kommissare, die über Strafen in jenem Rennen entschieden haben, nahmen diese Einladung gerne an. "Wir sagten: 'Ja, natürlich. Du bist in die Boxengasse gefahren, als die bereits geschlossen war.'" Daraufhin wollte Hamilton die Beweise dafür sehen.
"Wir haben ihm die Video-Wiederholung gezeigt von seiner Onboard-Kamera. Darauf sieht man zunächst das Warnlicht auf der ersten Anzeige und dann die zweite Anzeige. Und daraufhin meinte er: 'Okay, das akzeptiere ich'."
Connelly wünscht sich bessere Kommunikation von Strafen
Allerdings fragte sich der bis dahin Führende, warum die Kommissare eine solch harte Strafe dafür vergeben mussten. Daraufhin erklärten ihm Connelly und die drei weiteren Kommissare an jenem Wochenende (Tom Kristensen, Mathieu Remmerie und Paolo Longoni) die Logik dahinter.
"Leider ist das eine verbindliche Strafe. Wir hatten keine andere Wahl, als diese Strafe zu verhängen. Und obwohl er darüber nicht besonders erfreut war, hat Lewis die Strafe akzeptiert und war extrem freundlich. Danach hat er den Raum verlassen und fuhr zurück [zu seinem Wagen]."
Konkret hat der Mercedes-Pilot gegen Artikel 28.14 verstoßen. Der Paragraph im Wortlaut: "In Ausnahmefällen kann der Rennleiter verlangen, dass die Boxeneinfahrt während des Rennens aus Sicherheitsgründen geschlossen wird. [...] Eine Strafe gemäß Artikel 38.3(d) wird gegen jeden Fahrer verhängt, der nach Meinung der Sportkommissare die Boxengasse aus einem anderen Grund befahren hat, während diese geschlossen war."
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In Artikel 38.3(d) ist eben die zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe verankert. "Zweifellos hat er danach mit seinem Team darüber gesprochen, warum sie ihn nicht per Funk gewarnt haben. Aber ich denke, das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Entscheidung, so schmerzhaft sie auch war, von Lewis und seinem Team akzeptiert wurde."
Connellys Schlussfolgerung lautet daher: "Es zeigt also, dass man eine schwierige Entscheidung für diejenigen, für die sie gilt, und für das breite Publikum akzeptabel gestalten kann, wenn man etwas erklären kann."
Die FIA-Begründung für die Hamilton-Strafe im Wortlaut: "Die Sportkommissare sahen sich den Videobeweis an und stellten fest, dass die Boxengasse um 15:41:47 Uhr geschlossen wurde. Die [...] Leuchten 'Boxengasse geschlossen' wurden gleichzeitig auf den Leuchttafeln 16 und 17 angezeigt. Wagen 44 fuhr um 15:41:59 Uhr in die Boxengasse ein. Wir stellen fest, dass dies eine obligatorische Strafe gemäß dem Sportlichen Reglement zur Folge hat."