Analyse: Wer hat Schuld am Re-Start-Chaos in Mugello?
Nach dem Massencrash in Mugello äußerten viele Fahrer Unmut über das Verhalten von Valtteri Bottas, ein Ex-Pilot spricht den Finnen aber von jeglicher Schuld frei
(Motorsport-Total.com) - Für viele Fahrer war der Schuldige des Massencrashs in Mugello schnell gefunden: "Wer auch immer das da vorne gemacht hat, sollte gesperrt werden", wütete Romain Grosjean am Funk. Und auch Sebastian Vettel sagte nach den Rennen den Medien: "Es ist einfach unnötig. Als Spitzenreiter muss man sich über solche Dinge im Klaren sein. Wenn man warten will, sollte man lange warten und dann Gas geben, aber kein Stop-&-Go machen."
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Während Valtteri Bottas spät beschleunigt, bricht hinter ihm das Chaos aus Zoom Download
Zwölf Fahrer wurden nach dem Rennen offiziell von der FIA für den Re-Start verwarnt. Spitzenreiter Valtteri Bottas gehörte jedoch nicht dazu. Denn sein Verhalten war nach Ansicht der Rennkommissare einwandfrei. Der Mercedes-Pilot fuhr bis zur Ziellinie mit konstanter Geschwindigkeit - von Stop-&-Go konnte keine Rede sein.
"Bei jedem Event mit so einem langen Weg in die erste Kurve würde der Fahrer bis zum letzten Moment nicht beschleunigen - in dem sicheren Wissen, dass er ansonsten von den anderen im Windschatten bis Kurve 1 geschluckt werden würde", verteidigt Ex-Rennfahrer Martin Brundle bei 'Sky' das Verhalten von Valtteri Bottas.
Ähnliche Szenen gibt es auch immer wieder bei Re-Starts in Baku zu beobachten, wo die Gerade ebenfalls unheimlich lang ist, sodass die Fahrer bis zum letzten Moment warten, um wieder anzuziehen. Und solange der Spitzenreiter nicht anzieht und wieder abbremst, darf er das auch. "Das ist sein gutes Recht, die Pace zu kontrollieren und zu beschleunigen, wann er möchte", so Brundle.
Hintere Grid-Hälfte gibt zu früh Gas
Einige Beschwerden gab es zwar darüber, dass die Lichter des Safety-Cars so spät ausgingen, doch für den Experten war das besser, als noch eine Runde hinter dem Safety-Car zu fahren - und wahrscheinlich hätte Bottas aufgrund des langen Weges in die erste Kurve trotzdem bis zum Schluss gewartet.
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Das Problem war jedoch, dass einige Fahrzeuge in der hinteren Gridhälfte nur darauf gewartet haben, dass es wieder losgeht. "Sie haben sich gegenseitig belauert und waren schon vor dem Führenden wieder unterwegs - und mit fürchterlicher Energie haben sie sich dann in der Mitte getroffen", so Brundle.
"Die zweite Hälfte des Feldes hat ihre Möglichkeiten gesehen, von daher waren sie ungeduldig und sind auf das Gas gestiegen, sobald sie dachten, dass das Feld wieder anzieht", sagt er weiter.
Vettel: Wie auf der Autobahn
Onboard-Aufnahmen zeigen, dass vor allem Daniil Kwjat (AlphaTauri), Esteban Ocon (Renault) und speziell George Russell (Williams) bereits eine größere Lücke zum Vordermann gelassen hatten und wieder mit Schwung beschleunigten, um dann zu merken, dass das Feld davor noch nicht losgefahren war. Also bremsten sie wieder - mit verheerenden Konsequenzen für die Fahrer dahinter.
"Es ist wie auf der Autobahn. Fünf, zehn Fahrzeuge hinter einem gibt es dann höchstwahrscheinlich einen Unfall. Zum Glück sind alle unverletzt geblieben", beschreibt Vettel den Ziehharmonika-Effekt.
Der Ferrari-Pilot selbst wurde nicht in den Unfall verwickelt, dafür schieden Carlos Sainz (McLaren), Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), Kevin Magnussen (Haas) und Nicholas Latifi (Williams) an Ort und Stelle aus.
"Hinter den Heckflügeln der anderen Fahrer können sie nicht viel sehen, und sie sind geborene Racer", verteidigt Brundle die Piloten. "Vielleicht hätte der Kommandostand sie daran erinnern sollen, dass der Beschleunigungspunkt sehr spät sein könnte - und vermutlich hätten sie es wissen sollen."
Die Folge: Nach sechs Runden hatte die Formel 1 bereits sieben Fahrzeuge verloren.