Toto Wolff nach Silverstone-Qualifying: "Machen uns keine Freunde"
Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt den großen Vorsprung seines Teams im Silverstone-Qualifying - Vom nächsten Doppelsieg will er nicht sprechen
(Motorsport-Total.com) - "Wir machen uns im Moment nicht nur Freunde", weiß Toto Wolff mit Blick auf das Qualifying-Ergebnis von Silverstone. Beim Zeittraining zum Grand Prix von Großbritannien (Formel 1 2020 live im Paddock-Ticker!) zeigt sich die neue Zweiklassengesellschaft in der Königsklasse: Mercedes kann die Konkurrenz um rund eine Sekunde abhängen. Das liegt vor allem an den Bedingungen, glaubt der Mercedes-Teamchef.
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Toto Wolff ist zufrieden und stolz auf das Quali-Ergebnis in Silverstone Zoom Download
Aufgrund der veränderten Bedingungen sei der Samstag ein "völlig anderer Tag" gewesen, schildert Wolff im Interview bei 'Sky'. War es am Freitag noch ungewöhnlich warm, so kühlten die Temperaturen am Samstag deutlich ab, der Seitenwind wurde hingegen stärker.
Unter diesen Umständen demonstrierte Mercedes einmal mehr die Überlegenheit des Teams. Lewis Hamilton konnte trotz eines suboptimalen Q2-Versuchs samt Dreher am Ende deutlich seine 91. Pole-Position einfahren. Teamkollegen Valtteri Bottas fehlten 0,313 Sekunden auf die Fabelzeit.
W11 der "beste Mercedes aller Zeiten"
Der erste Verfolger war wie so oft Max Verstappen, der Niederländer riss einen Rückstand von 1,022 Sekunden auf. Die Gründe für die dominante Vorstellung hat Teamchef Wolff schnell gefunden: "Ich glaube, dass uns die Bedingungen entgegengekommen sind."
Schon in der Vergangenheit schien der Mercedes bei etwas kühleren Temperaturen optimal zu funktionieren, in der Hitze strauchelte die Truppe hingegen manchmal. Doch nicht nur das Wetter meinte es gut mit den Weltmeistern, auch das Streckenlayout kam dem W11 entgegen.
In den schnellen, langgezogenen Kurvenpassagen wirkte der Bolide souverän, die Fahrer konnten mit einer gewissen Leichtigkeit agieren. "Das ist eine Strecke, die uns immer gelegen ist. Und dann ist es heute kühler als gestern und deswegen ist dieser Abstand ein wenig besser, als das gestern ausgesehen hat."
Deshalb könne Wolff an dem Ergebnis und der Leistung seines Teams am Samstag wahrlich "nichts aussetzen". Besonders im letzten Streckenabschnitt über die Hangargerade und durch Stowe konnte der W11 seine Stärken ausspielen.
Hamilton und Bottas selbst schienen nach dem Qualifying von dem großen Abstand überrascht. Sie sprachen vom "besten Mercedes aller Zeiten". Der Teamchef stimmt zu: "Die Fahrer sagen es, ja, dass das der beste Mercedes ist. Wir hatten wirklich gute Jahre, aber dieses Auto liegt den Fahrern wesentlich besser."
Der Bolide der Generation 2020 sei nicht nur fahrbarer, sondern auch berechenbarer. Das ermöglicht den Fahrern eher, Vertrauen aufzubauen und bis ans Limit zu pushen - "weil er einfach spürt, wie weit er gehen kann".
Wolff fürchtet die Haltbarkeit
Deshalb ist Wolff "stolz" auf seine gesamte Mannschaft, dass die Truppe auch nach sechs erfolgreichen Weltmeisterschaften noch in der Lage ist, weiterhin den Maßstab zu setzen. Besonders freut ihn, dass der W11 auf vielen verschiedenen Streckentypen schnell ist.
"Auch den Seitenwind hat das Auto gut schluckt. Ich glaube, das ist ganz wichtig, auch weil es heute so windig ist. Und die Fahrer können es natürlich auch umsetzen. Und nur mit dieser Teamleistung schafft man es dann, vorne zu bleiben", analysiert der Österreicher.
Hat es am Freitag nach den Freien Trainings noch danach ausgesehen, als wäre Mercedes nicht eindeutig der Favorit, so muss diese These nach dem Qualifying revidiert werden. Trotzdem will Wolff nicht davon ausgehen, dass das Rennen am Sonntag eine Sparzierfahrt für seine Mannschaft wird.
Er versucht, die Konkurrenz aufzubauen und merkt an: "Gestern waren sowohl eine Runde wie auch der Longrun einigermaßen ident mit Verstappen." Bei genauerer Betrachtung müssen allerdings die geänderten Bedingungen in Betracht gezogen werden, außerdem gingen alle Konkurrenten am Freitag nicht davon aus, dass Mercedes die Hosen bereits heruntergelassen hat.
Das hat auch mit Psychologie zu tun. Denn: "Hätten wir nicht diese Einstellung, hätten wir nicht all die Weltmeisterschaften gewonnen. Wir sind permanent selbstkritisch und hinterfragen uns - das bringt uns voran." Deswegen sieht Wolff noch genügend Hürden auf Mercedes zukommen.
Von einem Doppelsieg will er nicht sprechen. Eher bleibt er bescheiden und kritisch: "Das Allerwichtigste ist, dass wir durchkommen. Wir haben immer wieder so kleine 'Gremlins' in der Haltbarkeit, die gilt es morgen so gut es geht auszumerzen."
Außerdem könnte das Duell zwischen Bottas und Hamilton unnötiges Risiko mit sich bringen, weiß Wolff aus der Vergangenheit. "Die beiden müssen gut durch die ersten paar Kurven kommen, dann werden wir sehen."