Bottas' Aufholjagd: DRS-Ausfall hat nicht geholfen
Mercedes-Pilot Valtteri Bottas hatte es in Abu Dhabi zu Beginn besonders schwer, sich vom letzten Startplatz vorzukämpfen - Für seinen Teamboss ist Platz 4 "wie Sieg"
(Motorsport-Total.com) - Auf seinen vierten Platz im Abu-Dhabi-Grand-Prix ist Valtteri Bottas besonders stolz. Der Mercedes-Pilot musste das Feld nicht nur von hinten aufräumen. Im fehlte in der wichtigen Anfangsphase des Rennens auch noch die Überholhilfe DRS. Am Ende scheiterte er nur knapp am Podium. "Auf der Strecke ist er Vierter, aber für mich wie ein Sieger", lobt ihn Mercedes-Boss Toto Wolff im 'ORF'. "Von ganz hinten auf P4 zu fahren, ist schon eine gute Leistung."
Nach dem Motorendefekt in Brasilien und erneuten Problemen in Abu Dhabi hatte Bottas gleich zwei neue Antriebe für das Saisonfinale gebraucht. Die Konsequenz: Start von Platz 20. Mit der frischen Mercedes-Power im Weltmeisterauto wurde aber eine schnelle Aufholjagd erwartet.
Doch wegen technischen Problemen von Seiten der Rennleitung musste das Feld in den ersten 17 Runden auf DRS verzichten. Da Strecke und Autos auf die Überholhilfe ausgelegt sind, beeinträchtigte das auch Bottas.
"Habe auf DRS gewartet, aber es kam nicht ..."
"Es hat eigentlich ziemlich viel Spaß gemacht", erklärt der Finne. "Die erste Runde war insgesamt recht erfolgreich. Ich konnte an ein paar Autos vorbeigehen. In den ersten Runden war natürlich viel los. Bei einigen Autos habe ich mir gedacht, dass ich sie auf jeden Fall kriegen kann, wenn sich die Situation erst einmal eingependelt hat. Ich habe auf DRS gewartet, aber es kam nicht."
Aus Runde eins ging Bottas bereits als 16. hervor. Für weitere Überholmanöver musste er kreativ werden. "Dafür habe ich alle Hilfsmittel eingesetzt, die uns zur Verfügung stehen. Man weiß zum Beispiel, wie man die Batterie einsetzen muss. Wir hatten auch ein starkes Auto, das hat geholfen. Aber die Strecke ist eben nicht die einfachste zum Überholen."
Schon vor dem Rennen hatte Bottas betont, dass er das letzte Rennen der Saison 2019 als "Überholtraining" nutzen werde. Diese Aufgabe wurde bei Mercedes auch ernst genommen. "Ich habe versucht, einen Vorteil daraus zu ziehen", so Bottas. "Das Team hatte sich auch gut vorbereitet. Es gab ein ganzes Informationen-Paket mit Überholmanövern aus der Vergangenheit hier."
"Können in Zukunft hoffentlich darauf verzichten."
Eine Formel 1 ohne Überholhilfe - das haben sich viele Fans der "guten, alten Zeit" schon lange gewünscht. "Es war eine nette Herausforderung", erklärt Bottas. "Aber ich war darauf aus, so schnell wie möglich in Podium-Nähe zu kommen, also war es auch ärgerlich. Die Autos, die sich verteidigt haben, hat es natürlich gefreut. Ich denke, mit den aktuellen Autos ist [DRS] eine gute Sache. In Zukunft können wir aber hoffentlich darauf verzichten."
Beginnend auf dem Medium-Reifen konnte Bottas seinen ersten Stint länger ausdehnen als die Spitzengruppe. Als das DRS endlich freigegeben wurde, ging es sogar problemlos an Sebastian Vettel vorbei.
Als er sich erst in Runde 29 frische harte Reifen abholte, wurde er daher schon zur Bedrohung für die Top 3. Charles Leclerc hatte bereits in Runde 12 gestoppt und sah den Mercedes herannahen. Und Leclerc kam sogar noch zu einem zweiten Stopp an die Box. Das Duell zog sich bis zur Ziellinie hin.
"Maximum" herausgeholt
Für Bottas stellen sich daher die Fragen: Hätte das DRS in der Anfangsphase geholfen, schneller durch das Feld zu pflügen, und wäre das Podium damit drin gewesen? "Verschiedene Fahrer haben sich auf verschiedene Weise verteidigt", versucht er sich an einer Erklärung. "Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich hinter einem besonders viel Zeit verloren hätte. Es hätte also keinen großen Unterschied gemacht. Ich bin eigentlich zufrieden mit Platz vier. Das war vielleicht das Maximum unter den Umständen."
Mit dem Ergebnis in Abu Dhabi schließt Bottas die Saison 2019 als WM-Zweiter 87 Punkte hinter dem sechsmaligen Weltmeister Lewis Hamilton ab. Ein Jahr zuvor hatten ihm als Gesamtfünfter noch 161 Zähler auf den Teamkollegen gefehlt.
"Wir können stolz sein als Team", betont er. "Die Jungs haben es in der Nachbesprechung noch einmal gesagt: Im vergangenen Jahr bin ich hier als Zweiter gestartet und war am Ende Fünfter. In diesem Jahr startete ich als Letzter und wurde Vierter. Das ist doch ein gewisser Fortschritt."