• 01. Oktober 2019 · 12:59 Uhr

Mattia Binotto: Undercut war kein Geschenk an Leclerc

Mattia Binotto bestreitet, dass Ferrari Charles Leclerc beim Boxenstopp absichtlich an Sebastian Vettel vorbeigebracht hat - Rüge für den Funk des Monegassen

(Motorsport-Total.com) - Mit der Windschatten-Absprache vor dem Start des Russland-Grand-Prix hat Ferrari am vergangenen Sonntag ein eigenes Problem aufgemacht. Weil Sebastian Vettel seine erste Position zu Beginn des Rennens nicht sofort wieder hergeben wollte, zog er den Ärger von Teamkollege Charles Leclerc auf sich, der zuvor Windschatten gespendet hatte.

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Ferrari musste die Reihenfolge der beiden Piloten managen Zoom Download

Bei der Saga gab es aus Ferrari-Sicht eigentlich nur Verlierer: Vettel, weil er in den Augen vieler Absprachen ignoriert hat. Leclerc, weil er sich am Funk wieder zickig gezeigt hat, obwohl er das nicht mehr tun wollte. Und natürlich Ferrari selbst, weil man seine beiden Fahrer nicht im Griff hatte.

Zwar schaffte Ferrari später im Rennen den Tausch durch einen Undercut von Leclerc gegen Vettel wieder, doch auch dieser wurde von einigen Seiten kritisch beäugt, weil man dadurch das Rennen von Vettel mit einer vermeintlich schlechteren Strategie beeinträchtigt habe.

Ferrari: Beide Stopp-Zeitpunkte logisch

Leclerc war vier Runden vor Vettel in die Box gekommen und konnte auf frischen Reifen so die notwendige Zeit gegenüber seinem Teamkollegen gutmachen - ein ziemlich großes Fenster für zwei Autos eines Teams auf der gleichen Strategie.


Gerät die Ferrari-Rivalität außer Kontrolle?

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Teamchef Mattia Binotto betont jedoch, dass der Undercut nicht den Zweck hatte, Leclerc seine versprochene Position zurückzugeben. "Charles kam an die Box, weil seine Reifen abgefahren waren", betont der Italiener. Logisch: In der verwirbelten Luft hinter Vettel brechen die Reifen im Normalfall auch schneller ein. "Für ihn war es der logische Moment."

Doch dass man Vettel so lange noch draußen behielt, war für einige nicht nachzuvollziehen - für Binotto jedoch schon. "Wir wussten: Sobald wir mit beiden Autos gestoppt haben, sind wir anfällig für ein Safety-Car", sagt er. Weil Mercedes mit härteren Reifen gestartet war und länger draußen bleiben konnte, hätte jede Neutralisation bedeutet, dass sie weniger Zeit in der Box verlieren und wohl vor Ferrari wieder auf die Strecke kommen.

"Hätten danach noch Möglichkeiten gehabt ..."

"Daher haben wir versucht, mit Seb so lange wie möglich draußen zu bleiben. Einfach um uns in dieser Phase des Rennens gegen das Safety-Car abzusichern", so Binotto. Ironie, dass ausgerechnet das Vettel-Aus den Plan gegen Ferrari in die Tat umsetzte.

Doch davon wusste man noch nichts, als man den Deutschen vier Runden nach Leclerc an die Box holte. "Seine Reifen waren hinüber, er wollte rein", erklärt der Teamchef. "Auch hier war der Zeitpunkt richtig. Und Charles lag dann halt vorne, Seb dahinter." So wie es Ferrari nach dem Start haben wollte.

Trotzdem sei der Tausch beim Stopp kein Geschenk an Leclerc gewesen: "Das Rennen war ja noch nicht vorbei. Es hätte danach noch viele Möglichkeiten gegeben zu entscheiden, was später die beste Option gewesen wäre", so Binotto.

Kritik für Leclerc-Gejammer

Kritik hat der Teamchef dann aber doch noch übrig, und zwar für Charles Leclerc. Der Monegasse hatte schon in Singapur mit seiner passiv aggressiven Art am Funk für Aufsehen gesorgt. Zwar wollte er daraus lernen und es unterlassen, doch auch in Russland war er mit seinen Funksprüchen wieder einer der Auslöser für die öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten.

"Es gibt einige Dinge, die man am Funk nicht sagen sollte", mahnt Binotto gegenüber 'Channel 4'. "Denn am Ende des Tages hätte es unsere Entscheidung nicht geändert", betont er. "Es gibt richtige und falsche Zeitpunkte, etwas zu sagen. Ich denke, er weiß, dass er daraus etwas lernen muss. Aber dass er sich entschuldigt hat, zeigt, dass er es verstanden hat."

Und obwohl Russland für ihn selbst wieder einmal eine Belastungsprobe war, will Binotto nichts Schlechtes an seinem Job finden: "Ich halte es immer noch für einen Luxus", betont er, "denn wir haben zwei fantastische Fahrer."

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