• 12. September 2019 · 14:57 Uhr

Alexander Wurz: Asphaltierte Auslaufzonen haben überhandgenommen

GPDA-Präsident Alexander Wurz ist der Meinung, dass viele asphaltierte Auslaufzonen überflüssig sind - Man müsse sich allerdings jede Kurve einzeln anschauen

(Motorsport-Total.com) - Der heftige Crash von Formel-3-Pilot Alex Peroni in Monza sorgt weiter für Diskussionen über die Sicherheit in der Formel 1 und ihren Unterkategorien. Peroni war am Wochenende in der Parabolica über einen "Baguette-Randstein" in der asphaltierten Auslaufzone gefahren, hob ab und flog anschließend mehrere Meter hoch und weit. Der Randstein wurde anschließend für den Rest des Wochenendes entfernt.

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Fast überall gibt es mittlerweile zahlreiche asphaltierte Auslaufzonen Zoom Download

"Ich vermute, dass man den Kerb dort platziert hat, weil man nur an die Track-Limits gedacht hat. Vielleicht hat man dabei vergessen, dass Auslaufzonen in erster Linie der Sicherheit dienen", erinnert Alexander Wurz, Präsident der Fahrervereinigung GPDA. "Ich bin und war aus verschiedenen Gründen immer gegen 'Baguette-Kerbs'", stellt der ehemalige Formel-1-Pilot klar.

"Man muss sich an Imola 1994 erinnern. Nicht an die tödlichen Unfälle von Ratzenberger und Senna, sondern an Rubens Barrichello im Training", so Wurz. Der Brasilianer hob damals ebenfalls ab, nachdem er über einen erhöhten Randstein gefahren war. Auch dieser wurde später angepasst. "Sobald die Autos einmal abheben, hat man keine Kontrolle mehr über Flugbahn und Einschlagwinkel", erklärt Wurz.

Darum sind abhebende Autos so gefährlich

Bei normalen Unfällen, bei denen das Auto nicht abhebt, könne man die Gefahr und das Risiko heute gut abschätzen. Fliegende Autos seien dagegen komplett unberechenbar, weshalb die "Baguette-Randsteine" für Wurz ein "No-Go" sind. Das führt zu der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Auslaufzonen an so viele Stellen zu asphaltieren. "Ich bin kein Fan der asphaltierten Auslaufzonen", stellt Wurz klar.

An manchen Stellen seien diese zwar "extrem effizient, sicher und gut", so der Österreicher. "Aber diesen Punkt haben wir weit überschritten", erklärt er und verrät, dass er an vielen Stellen Kies oder Gras bevorzugen würde. Er erklärt: "Am Kurveneingang, wo man in der Regel Probleme hat, wenn irgendetwas kaputtgeht, sind Auslaufzonen ziemlich gut, weil man mit einer hohen Geschwindigkeit ankommt."

"In solchen Situationen ist Kies manchmal wirklich gefährlich", weiß auch Wurz. Als Beispiel nennt er den Unfall von Fernando Alonso 2016 in Melbourne. Der Spanier rutschte damals seitlich ins Kiesbett und hob daraufhin ab. Am Kurvenausgang sei man dagegen langsamer, erinnert Wurz. Daher sei eine asphaltierte Auslaufzone hier in "80 Prozent" der Fälle unnötig.

Keine voreiligen Schlüsse bei Hubert-Unfall

"Es gibt keine einfache Lösung", weiß Wurz, denn jede Kurve sei anders. "Aber langsam verstehen alle, dass wir Lösungen brauchen. Und die gibt es auch", erklärt er. Das Thema komme auch in der GPDA häufig zur Sprache. Besonders akut ist das Gesamtthema Sicherheit zudem aktuell, weil es in Spa erst eine Woche zuvor einen tödlichen Unfall in der Formel 2 gegeben hatte.


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Auch dort wurde über die Rolle der Auslaufzone diskutiert. "Da kenne ich zu wenig Faktoren", stellt Wurz aber gleich klar, als er auf das Thema angesprochen wird. Es sei ein sehr komplexer Unfall gewesen, weshalb er das Ergebnis der offiziellen Untersuchung abwarten wolle. Die FIA kündigte bereits an, dass man sich dabei Zeit lassen werde, um alle Faktoren zu beleuchten.

"Wir [von der GPDA] stehen mit der FIA in Kontakt. Bei allen Unfällen der vergangenen Jahre haben wir eine Rolle gespielt. Ich selbst war Teil der Untersuchung bei Jules Bianchi", verrät Wurz und erklärt: "Es gibt Dinge, bei denen wir Fahrer einen klaren Einfluss haben, weil wir letztendlich die Anwender des Produktes sind, das sie entwickeln. Und manchmal ist die Perspektive aus dem Cockpit eine ganz andere."

Halo nicht mehr wegzudenken

"Daher müssen wir zusammenarbeiten. Das ist der einzige Grund, warum die GPDA überhaupt gegründet wurde", erinnert er. Alleine in Monza habe man anderthalb Stunden zusammengesessen und über verschiedene Themen gesprochen. "Wenn die Autos sicherer sind, dann heißt das nicht, dass das Racing einfacher wird. Es heißt nur, dass man vielleicht mehr Glück hat, zu überleben", so Wurz.


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In diesem Zusammenhang spricht er auch über Halo, das beim Peroni-Unfall in Monza wohl eine wichtige Rolle gespielt hat. "Wir haben jetzt schon ein paar Fälle erlebt, in denen Halo geholfen hat. Es stört beim Racing nicht, aber es könnte einen Fahrer retten, der unglücklich in einen Unfall verwickelt wurde", erklärt Wurz. Einige Zuschauer lehnen das Sicherheitselement wegen seines Aussehens ab.

"Es könnte etwas ästhetischer sein", räumt auch Wurz ein. Allerdings sei Halo aufgrund seiner Funktion über jeden Zweifel erhaben. Zudem glaubt er, dass das Element "keinen Zuschauer mehr oder weniger" ausmache, wenn die Rennen selbst gut seien. Trotzdem kündigt er an, dass man aktuell daran arbeite, Halo für die Zukunft etwas ansprechender zu designen.

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