Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Warum Lewis Hamilton in Spa nicht gewonnen hat
Boxenstopp zu lang und möglicherweise ein bis zwei Runden zu spät: Hat das Lewis Hamilton den Sieg beim Grand Prix von Belgien gekostet?
(Motorsport-Total.com) - 0,981 Sekunden fehlten Lewis Hamilton nach 44 Runden in Spa-Francorchamps auf Charles Leclerc, den Sieger des Grand Prix von Belgien. 1,2 Sekunden verlor der Mercedes-Pilot allerdings beim Boxenstopp. Das und das Timing des Boxenstopps (eine Runde nach Leclerc) waren im Nachhinein betrachtet möglicherweise entscheidend für den Ausgang des Rennens.
"Wir hatten ein Problem hinten links", erklärt Andrew Shovlin, der Einsatzleiter an der Rennstrecke. "Wir konnten die Radmutter zuerst nicht festziehen. Solche Probleme sind manchmal nicht so simpel, wie sie erscheinen, aber wir haben viele Daten, die wir uns anschauen können. Wir haben das Video, das den Boxenstopp von oben gefilmt hat. Und die Daten aus dem Boxenstopp-System."
Leclerc hatte vor seinem Boxenstopp in der 21. Runde 4,1 Sekunden Vorsprung auf Hamilton. Die Ferrari-Crew fertigte ihn in 2,4 Sekunden ab. Eine Runde später war Hamilton dran. Bei ihm benötigten die Mercedes-Mechaniker 3,6 Sekunden für den Reifenwechsel. Knapp 0,2 der 1,2 verlorenen Sekunden gewann Hamilton durch die schnellere Ein- und Ausfahrt wieder zurück.
Also hätte er in der 23. Runde theoretisch 5,1 Sekunden Rückstand auf Leclerc haben müssen. Stattdessen waren es 7,4. Der Undercut hatte Leclerc eine frühere schnelle Runde erlaubt, und in der gewann er mehr als zwei Sekunden. Als Hamilton aus der Box kam, wunderte er sich: "Wo ist er? Wie viele Sekunden liegt er vor mir? Er ist meilenweit voraus!"
In den nächsten Runden erkundigte sich Hamilton am Boxenfunk mehrfach nach der Entwicklung seines Rückstands. Und der blieb zunächst stabil, obwohl er die (wenn auch nur um eine Runde) frischeren Reifen hatte. Aber der Ferrari verschleißt seine Reifen normalerweise schneller als der Mercedes.
Mercedes in Spa: Safety-Car kostete möglichen Sieg
Der leitender Renningenieur Andrew Shovlin erklärt, warum es sich im Qualifying staute und was dem Weltmeisterteam im rennen in den Weg kam Weitere Formel-1-Videos
Bis Runde 25 wuchs Hamiltons Rückstand sogar auf 8,7 Sekunden an. Dann begannen die Pirelli-Mediums an Leclercs Ferrari abzubauen. Als Hamilton in Runde 32 an Sebastian Vettel vorbeiging, betrug sein Rückstand wieder 7,1 Sekunden. Danach zog er das Tempo an. Zehn Runden später war er bis auf 2,1 Sekunden dran. Und der Tempo-Unterschied wurde immer größer.
"Wir waren sehr nahe dran, in eine Position zu kommen, in der man überholen kann", analysiert Shovlin. "Aber letztendlich war das Rennen ein bisschen zu kurz für uns." Dazu kam: Durch den Unfall von Antonio Giovinazzi wurden in der letzten Runde gelbe Flaggen geschwenkt. Damit war Hamiltons letzte Mini-Chance auf eine Last-Minute-Attacke dahin.
"Die große Frage ist: Wären wir in einer besseren Position gewesen, wenn wir ein, zwei Runden früher gestoppt hätten?", so Shovlin. "Auf der Strecke wären wir sicher näher dran gewesen. Aber unsere Reifen wären älter gewesen und hätten eine Spur weniger Performance gehabt. Im Nachhinein ist es sehr schwierig, diese Frage zu beantworten."
Nico Rosberg: Ist Vettel Ferraris neue Nummer 2?
Nico Rosberg analysiert den Grand Prix von Belgien, glaubt an einen Durchbruch für Charles Leclerc und lobt die Leistung von Lando Norris Weitere Formel-1-Videos
"Wenn das, was du getan hast, nicht funktioniert hat, redest du dir wahrscheinlich immer ein, dass etwas anderes besser gewesen wäre", meint Shovlin. Ein Faktor war seiner Meinung nach auch die frühe Safety-Car-Phase: "Wenn das Rennen um diese vier Runden länger gewesen wäre, hätten die Reifen am Ferrari vielleicht schneller abgebaut und es hätte vielleicht für uns gereicht."
Aber eins ist klar: Selbst wenn Hamilton nicht erst in der letzten Runde ins DRS-Fenster vorgestoßen wäre, sondern schon früher, wäre der Grand Prix sehr schwer zu gewinnen gewesen: "Der Ferrari war auf den Geraden sehr schnell", hält Shovlin fest. "Wir hätten nach der ersten Kurve auf fünf, sechs Zehntel dran sein müssen, ansonsten ist ein Angriff nicht möglich."
"Und dann ist da noch der Überrundungsverkehr. Das kann dem führenden Auto manchmal helfen, wenn es DRS im richtigen Moment aktivieren darf. Es kann aber auch den Rhythmus durchbrechen. Schwierig", analysiert Shovlin. Tatsache ist: "Das Rennen war nur 44 Runden lang. Wir hatten nicht genug Zeit. Daher gratulieren wir Charles zu seinem Sieg."