• 29. August 2019 · 18:56 Uhr

Ein Jahr ohne Sieg: Sebastian Vettel ist Durststrecke "eigentlich egal"

Seit mehr als 365 Tagen ist Sebastian Vettel mittlerweile ohne Formel-1-Sieg - Ihm selbst ist das aber gar nicht so wichtig, er hat das langfristige Ziel im Blick

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Belgien 2018 feierte Sebastian Vettel seinen bislang letzten Sieg in der Formel 1. Das ist mittlerweile mehr als ein Jahr her. "Das ist eigentlich egal", zuckt Vettel bei seiner Rückkehr nach Spa jedoch die Schultern und erklärt: "Es ist ja nicht so, als hätten wir in der Zwischenzeit 20 Rennen gehabt, die wir alle hätten gewinnen sollen oder müssen. Deswegen spielt das nicht so die große Rolle."

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In Spa holte Sebastian Vettel vor einem Jahr seinen letzten Formel-1-Sieg Zoom Download

"Wichtig ist, dass wir in den nächsten Rennen wieder den Anschluss finden. Dass wir Schritte nach vorn machen und letzten Endes dann der Trend positiv ist für die zweite Saisonhälfte plus für den Start ins nächste Jahr", erklärt er. Für ihn persönlich sie es "nicht wirklich" mehr Stress, weil Ferrari 2019 noch kein Rennen gewonnen habe. "Wir waren schon sehr nah dran", erinnert er.

"Charles [Leclerc] hätte in Bahrain gewinnen sollen. Und ich denke, dass ich in Kanada gewonnen habe. Auch wenn die Bücher etwas anderes sagen", sagt er in Anspielung auf das Rennen in Montreal, bei dem er als Erster über die Ziellinie fuhr, wegen einer Zeitstrafe aber offiziell nur Zweiter wurde. Wichtig sei es einfach, seine Chancen zu nutzen, wenn sie sich ergeben.

Rückstand auf Mercedes noch immer groß

Tatsächlich gelten die kommenden Strecken in Spa und Monza als Kurse, auf denen Ferrari gute Chancen haben könnte, ganz vorne mitzumischen. Auf beiden Kursen könnte sich der starke Ferrari-Motor als entscheidender Vorteil erweisen. "Weiß ich nicht, das wird sich zeigen", zuckt Vettel die Schultern und erklärt: "Auf dem Papier sollten sie vielleicht ein bisschen mehr zu uns passen."

"Aber andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass beim letzten Rennen [in Ungarn] doch sehr viel gefehlt hat. Auch wenn die Strecke anders war, trotzdem glaube ich, können wir im Moment nicht davon sprechen, dass wir in der Favoritenrolle sind. Ich denke, es gibt noch sehr, sehr viel Arbeit, die vor uns liegt in den nächsten Rennen, um hoffentlich die Lücke, die da ist, zu schließen", so Vettel.

Beim letzten Rennen vor der Sommerpause in Ungarn war Ferrari trotz einiger Updates chancenlos. "Sie haben funktioniert - aber offensichtlich nicht sehr gut. Klingt hart, aber das ist die Realität", berichtet Vettel und erklärt: "Wir müssen mehr Performance finden und mehr Performance aus dem [vorhandenen] Auto herausquetschen. Wir brauchen bessere Ideen und Lösungen, um das Auto schneller zu machen."

Zweite Saisonhälfte richtungsweisend für 2020

Denn noch wichtiger als Rennen zu gewinnen sei es, "dass wir die Lücke [zu Mercedes] deutlich reduzieren können", betont Vettel. Vorbild sei hier sein Ex-Team Red Bull. "Sie waren zu Beginn der Saison hinter Mercedes - und vielleicht auch hinter uns. Ich denke, dass sie aktuell vor uns und näher an Mercedes dran sind als wir", räumt der Deutsche ein. Mercedes selbst habe aber noch immer "das stärkste Paket" im Feld.


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Und in Spa werden die Silberpfeile mit einem Motorenupdate sogar noch einmal nachrüsten. "Ich weiß nicht, was sie im Gepäck haben. Das wird sich dann spätestens am Samstag zeigen, aber für uns ist der Plan klar, und hier werden wir noch keinen neuen Motor haben", bestätigt Vettel und erklärt: "Mit Sicherheit ist die Strecke und das Layout hier und in Monza anders als bei den meisten anderen Rennen."

"Aber was wichtig für uns ist: Einerseits, nach der Erkenntnis, das die Lücke da ist, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das wird ein bisschen dauern, aber deswegen wird die zweite Hälfte wichtig sein, um zu sehen, dass es in die richtige Richtung geht. Nächstes Jahr bleiben die Regeln relativ gleich, deshalb wird dieses Jahr in gewisser Weise schon eine Vorahnung geben, was dann in den nächsten eineinhalb Jahren passiert."

Vettel hofft auf Kleinigkeiten

"Natürlich tut es weh, wenn man sich das Ergebnis aus Ungarn anschaut", gesteht Vettel. Da fehlte ihm im Ziel mehr als eine Minute auf Rennsieger Lewis Hamilton. Trotzdem sei es "nicht unmöglich", die Lücke zu schließen. "Kleine Dinge können manchmal einen großen Unterschied machen", gibt er sich optimistisch und erklärt: "Ich denke nicht, dass es einen Königsweg gibt, mit dem wir direkt eine Sekunde pro Runde finden."

Vielmehr hoffe er auf eine "Kettenreaktion", sobald diverse Kleinigkeiten besser zusammenpassen als aktuell. Klares Ziel sei es jedenfalls, Mercedes zu schlagen - und das nicht nur bei einzelnen Rennen. Folglich spielt es für Vettel auch keine so große Rolle, dass er in der WM den dritten Platz an Max Verstappen verloren hat. "Zu diesem Punkt gehen wir es einfach Rennen für Rennen an", so Vettel.

"Aber natürlich würde ich lieber Dritter als Vierter werden. Ich wäre auch lieber Zweiter als Dritter und lieber Erster als Zweiter", grinst er. Realistisch wird 2019 aber maximal noch die Vizeweltmeisterschaft sein. Denn mit 94 Punkten Vorsprung ist WM-Spitzenreiter Hamilton bereits zu weit enteilt. Auch in der Konstrukteurs-WM dürfte Ferraris Rückstand (150 Punkte) schon zu groß sein.

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