McLaren nach Ungarn: Eindeutig das viertschnellste Auto
McLaren-Teamchef Andreas Seidl ist zufrieden mit dem Ergebnis in Ungarn und blickt zuversichtlich in die zweite Saisonhälfte, in der sein Team P4 behaupten will
(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Team hat sich in der ersten Saisonhälfte deutlich als Nummer 4 hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull positioniert. Die Briten dürfen sich über 82 WM-Zähler und einen Vorsprung gegenüber Toro Rosso von 39 Punkten freuen. Teamchef Andreas Seidl ist zuversichtlich, dass die Mannschaft auch in der zweiten Hälfte gut abschneiden wird.
"Wir waren eindeutig das viertschnellste Auto", resümiert der Deutsche den Grand Prix von Ungarn. Carlos Sainz schaffte es zum zweiten Mal in Folge auf den fünften Platz. Mit 58 Zählern ist der Spanier nur noch fünf Punkte von Red-Bull-Pilot Pierre Gasly (P6) in der Fahrerwertung entfernt.
Aufgrund Lando Norris' verkorkstem Boxenstopp hat das Team auf dem Hungaroring sogar noch Punkte verschenkt. Mit insgesamt zwölf Punkten egalisierte man die bislang größte Ausbeute in einem Rennen - und das auf einer Angststrecke.
Kampf um WM-Rang vier: "Sieht ganz gut aus"
"Diese Strecke hat viele langsame Passagen, und das war bisher definitiv eine Schwäche unseres Autos", weiß Seidl. In der offiziellen Stärken-Schwächen-Analyse aller Teams ist zu sehen: McLaren verlor in Ungarn in langsamen Kurven über 0,7 Sekunden auf Mercedes. Nur Racing Point und Williams waren noch langsamer.
"Dass wir mit den Updates einige dieser Probleme behoben haben und immer besser verstehen, wie wir unser Auto einsetzen müssen, ist großartig", freut sich Seidl. Besonders in schnellen Kurven und auf den Geraden holt das Team im Vergleich zu den direkten Konkurrenten Zeit.
Die fünf starken Punkteergebnisse in Serie seien eine "schöne Moralinjektion für die zweite Saisonhälfte". Dank des erfreulichen Ungarn-Ergebnisses ist der Teamchef auch optimistischer was andere langsame Kurse, wie etwa Singapur, betrifft.
Fotostrecke: Ungarn: Fahrernoten der Redaktion
Robert Kubica (5): Letzter Platz in Qualifying und Rennen ist im Williams eigentlich nichts Besonderes - beziehungsweise nicht besonders schlecht. Doch Russell hat gezeigt, dass in Ungarn ausnahmsweise mehr im Williams steckte. Das hat Kubica aber nicht umsetzen können. 1,3 Sekunden fehlten im Quali auf den Teamkollegen. Nicht akzeptabel. Fotostrecke
"Wir werden auch nach der Sommerpause noch Updates bringen. Gratulation an die Aero-Abteilung zu Hause, die diese Updates entwickelt hat. Sieht jetzt ganz gut aus, was den Kampf um P4 in der Konstrukteurs-WM betrifft."
Konkret ist das Team mit Abstand die vierte Kraft im Moment. In insgesamt neun von zwölf Rennen kamen Sainz und Norris in den Top 10 ins Ziel. Ärgster Rivale Renault ist hingegen in den vergangenen Rennen abgefallen, der Motorpartner liegt schon 43 Zähler zurück.
Für McLaren spricht in der Saison 2019 die Konstanz: "Ja, definitiv. Besonders nach dieser Strecke, von der wir dachten, dass sie unsere schlechteste sein würde. Dass wir hier so konkurrenzfähig sind, gibt uns ein gutes Momentum für die zweite Saisonhälfte."
Wann wird McLaren auf die C-Spec wechseln?
Im zweiten Jahr der Renault-Partnerschaft scheint die geschundene Truppe erste Lorbeeren ernten zu können. Erstaunlich: Nach nur zwölf Rennen in diesem Jahr hat das Team bereits mehr Punkte gesammelt als in jeder der drei Honda-Jahre (2016: insgesamt 76 Punkte).
Könnte es dem Traditionsrennstall mit Andreas Seidl und James Key gelingen, sich schon in diesem Jahr vom Mittelfeld abzusetzen? "Schwer zu sagen, ehrlich gesagt. Wir haben ja gesehen, wie schnell das drehen kann." In Ungarn musste das Team sich zumindest gegen Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Räikkönen wehren.
"Es hängt von den Strecken ab, von Temperaturen. Davon, wer wie viele Updates bringt, bis auf das neue Auto umgeschaltet wird. Es ist gut, dass wir im Moment ein bisschen Vorsprung haben", ist er froh. Potenzielle Gegner auf den vierten WM-Rang möchte Seidl keine nennen.
Er konzentriert sich lieber auf sein Team. Denn: "Wir haben in Hockenheim gesehen, wie schnell es gehen kann: Es braucht nur ein verrücktes Rennen, schon ist ein Team wieder voll im Rennen." Dabei spricht er Toro Rosso an, die Bullen konnten sich dank insgesamt 23 Punkten auf Platz fünf katapultieren.
Die Entwicklung bei McLaren werde jedenfalls auch in der zweiten Saisonhälfte fortgeführt. In Ungarn hat das Team bereits einen neuen Heckflügel präsentiert. "Und ein paar zusätzliche kleine Teile, die sofort funktioniert haben." Allerdings war die Trainingszeit aufgrund des Regens und technischer Probleme eingeschränkt.
Eine schwierige Entscheidung steht noch aus: Wann wird das Team Strafversetzungen für einen Motorwechsel auf die C-Spec in Kauf nehmen? "Wie Cyril am Donnerstag gesagt hat, strengt sich Renault an, die neue C-Spec möglichst rasch liefern zu können. Nach der Sommerpause."
Womöglich könnte schon in Belgien oder Italien die Ausbaustufe bereit stehen. "Das ist ein weiterer Schritt. Wir sind mit den Komponenten bereits am Limit - oder drüber. Sobald die neuen Motoren verfügbar sind, werden wir uns überlegen, wann wir sie am besten einführen und die Strafe in Kauf nehmen."