Thema Reifen: Williams erhofft sich Antworten in Kanada
Wie wirkt sich der Abtrieb auf die Performance der Pirelli-Reifen aus? Diese und weitere Fragen will das Williams-Team in Montreal ein für alle Mal klären
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Kanada könnte dem Williams-Team einige wichtige Antworten liefern. Das Team rätselt vor allem, welche Rolle der Abtrieb bei der Performance der Reifen spielt, erklärt Chefingenieur Dave Robson. Mittlerweile sind mehrere Teams davon überzeugt, dass ein höheres Abtriebslevel vonnöten ist, um mehr Energie in die Reifen zu bringen.
Auch Ferrari oder Haas hatten in den ersten Saisonrennen Mühe, die schwarzen Gummis zu verstehen. Die Scuderia vermutet, dass das aerodynamisch effiziente Auto die Reifen nicht genügend fordert. Das Rennen in Kanada könnte den strauchelnden Teams endlich Antworten liefern.
Williams-Ingenieur Robson erklärt, dass die Teams auf dem Circuit Gilles-Villeneuve in der Vergangenheit traditionell Abtrieb von den Autos wegnehmen mussten, um den Luftwiderstand auf den langen Geraden zu minimieren.
Arbeitsfenster 2019 in höherem Temperaturbereich
Wird mehr Abtrieb weggenommen, führt das zu Problemen mit den Reifen, die nicht genügend beansprucht werden - lautet seine Überlegung. Bewahrheitet sich das in Kanada, hätten die Teams eine genaue Antwort auf die vielen Fragezeichen und wüssten, welchen Weg sie für das restliche Jahr einschlagen müssen.
"Ich denke, es ist definitiv der Fall, dass Abtrieb und Luftwiderstand nicht immer dazu führen, wozu sie eigentlich bestimmt sind - aufgrund der Interaktion mit den Reifen", meint der Brite. "Normalerweise wird in Kanada mit weniger Abtrieb gefahren." Das könnte dann dazu führen, dass die Reifen weniger gut funktionieren.
"Das dürfte interessant zu sehen sein in den Daten." Pirelli hat die Lauffläche der Reifen für diese Saison um 0,4 Millimeter reduziert, um Überhitzen und Blasenbildung vorzubeugen. Eine Konsequenz daraus: Das optimale Arbeitsfenster der Reifen wurde in einen höheren Temperaturbereich verschoben.
Das wiederum hat für eine geänderte Herangehensweise der Teams gesorgt. Daniel Ricciardo musste feststellen: "Es ist nicht so einfach. In den meisten Qualifyings sind wir uns nicht zu hundert Prozent sicher, was wir auf der Outlap machen müssen und wo die Reifen dann sein werden."
"Es gibt immer noch vieles zu lernen, das steht fest. Das ist ganz cool, weil man sich in diesem Bereich noch verbessern kann." Robson ergänzt, dass die Teams in dieser Saison einiges über Reifen neu erlernen mussten.
Das Verhalten der Reifen ändere schließlich vieles auf verschiedenen Strecken und Oberflächen. Williams hat herausgefunden, dass sich die Reifenmischungen untereinander und von Strecke zu Strecke stark verändern.
"In Monaco war es interessant bei den Teamfunks der anderen reinzuhören, sogar im zweiten Versuch in Q3 waren noch viele Fahrer unschlüssig, was sie machen sollten." Die Arbeit mit den Pirelli-Pneus sei verwirrend und herausfordernd.
"Aber es ist immer noch Teil des Sports." Robson präzisiert das Hauptproblem: "Die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen. Das ist sehr schwierig. Dann willst du für die eine Runde am Samstag etwas ganz anderes als für Sonntag - und man kann nichts mehr ändern, außer die Fahrweise des Piloten."
Das sei durchaus frustrierend, gesteht der Ingenieur. "Aber es ist das Gleiche für alle Teams, daher muss man das Beste daraus machen."