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"Nichts falsch gemacht": Ferrari verteidigt Leclerc-Strategie in Baku
Charles Leclerc hatte in Baku keine optimale Strategie, doch die Alternativen wären wohl auch nicht besser gewesen - In seinem zweiten Stint hat er nicht mehr gepusht
(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc wurde in Baku Fünfter - und holte damit wohl das am Sonntag für ihn maximal mögliche Ergebnis. Zwar führte der Ferrari-Pilot das Rennen sogar zwischenzeitlich an, weil er auf einer anderen Strategie war, als die anderen Top-Piloten. Doch gegen Ende seines langen ersten Stints auf den Medium-Reifen baute die Performance der Pneus zu stark ab.
34 Runden absolvierte Leclerc auf den Reifen. Hätte die Scuderia ihn früher zum Stopp holen müssen? "Das haben wir bereits besprochen", verrät Teamchef Mattia Binotto und gesteht, dass, dass man die Möglichkeit gehabt hätte, den Stopp früher einzulegen - oder sogar noch später. "Nach dem Rennen kann man immer über verschiedene Varianten diskutieren", zuckt er die Schultern.
"Ich denke, dass wir nichts falsch gemacht haben", erklärt er jedoch. Und tatsächlich stellt sich die Frage, was passiert wäre, wenn Ferrari Leclerc früher zum Service geholt hätte. Dann wäre er zwar dichter hinter der Spitzengruppe wieder rausgekommen. Gleichzeitig hätte er dann aber auch deutlich mehr Runden auf dem weichen Reifen absolvieren müssen. Und dann wäre der am Ende vermutlich ebenfalls eingebrochen.
Führungsrunden haben "gar nichts bedeutet"
Das Kernproblem war, dass Leclerc auf den Medium-Reifen starten musste. Damit hat sich Ferrari bereits im Qualifying selbst ein Bein gestellt. Im Rennen waren die Optionen dadurch stark begrenzt. "Im Auto ist man natürlich immer optimistisch", erklärt Leclerc im Hinblick auf seine zwischenzeitlichen Führungsrunden. Er habe allerdings gewusst, dass er auf einer ganz anderen Strategie unterwegs sei.
Fotostrecke: Baku: Fahrernoten der Redaktion
Robert Kubica (5): Wie auch schon in China das Schlusslicht in unserer Rangliste. Crash im Qualifying, dazu das Auto im Rennen gleich in der ersten Kurve fast schon wieder in die Mauer gesetzt. Das mag alles auch am schwer zu fahrenden Williams liegen - aber sein Teamkollege bekommt es schließlich auch besser hin ... Fotostrecke
"Zu diesem Zeitpunkt des Rennens hat es gar nichts bedeutet", stellt er klar und verrät: "Ich wusste, dass das Rennen sehr lang ist, und ich habe mich nur auf mich selbst konzentriert, um auf dem Medium-Run so schnell wie möglich zu sein." Auch der Monegasse weiß, dass er sich bereits am Samstag selbst um eine gute Ausgangslage gebracht hat. "Das Auto hatte definitiv das Potenzial, um auf die Pole-Position zu fahren", erklärt er.
"Aber ich habe all unsere Chancen weggeworfen, als ich die Mauer berührt habe", gesteht er und ergänzt. "Es ist mein Fehler, ich übernehme die Verantwortung dafür." Im Rennen wollte er allerdings keinen Gedanken mehr an seinen Fauxpas verschwenden. "Das habe ich schon vergessen", stellt er klar und erklärt: "Es ist nicht gut, sich auf die negativen Sachen vom Vortag zu konzentrieren"
Pace auf weichen Reifen nicht repräsentativ
Ein neuer Tag biete auch eine "neue Möglichkeit", und den Crash am Samstag könne er sowieso nicht mehr ändern. "Ich habe versucht, mich auf das Rennen zu konzentrieren und den bestmöglichen Job zu machen", so Leclerc. Mehr als Platz fünf war am Ende aber nicht mehr drin. Auch deshalb, weil Leclerc auf den weichen Reifen gegen Rennende nicht mehr den erwarteten Schlussspurt hinlegte.
"Viele Leute glauben, dass wir Probleme hatten. Ich denke aber nicht, dass das so war", stellt Leclerc nach dem Rennen klar und erklärt: "Ich habe einfach nicht mehr gepusht." Hintergrund: Die Lücke nach vorne zu Max Verstappen war sowieso schon zu groß. "Ich habe im Funk sehr früh in diesem Stint gefragt, ob es noch eine Möglichkeit gibt, wieder an die Jungs vorne heranzukommen", verrät Leclerc.
"Aber die Antwort war nein, weil die Lücke zu groß war", so der Monegasse. Daher habe er sich am Ende nur noch darauf konzentriert, die Reifen zu managen und noch den Bonuspunkt für die schnellste Runde mitzunehmen. Er stellt klar: "Schaut nicht auf die Pace, die wir auf den Softs hatten. Das ist nicht unsere echte Pace." Theoretisch wäre also zumindest bei der Zeit noch etwas mehr drin gewesen.
Ferrari in Baku unter Wert geschlagen
Platz fünf war unter den Voraussetzungen aber das Maximum. "Es ist etwas enttäuschend, aber anderseits denke ich, dass wir auch einige positive Dinge aus diesem Wochenende mitnehmen können. Ich denke, die Pace im Qualifying war definitiv stärker als in China, und die Rennpace war nah an Mercedes dran", gibt sich Leclerc optimistisch und ergänzt: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in Barcelona noch stärker zurückkommen werden."
Denn grundsätzlich fühlt sich der Monegasse im SF90 ziemlich wohl. "Momentan bin ich nicht so unzufrieden mit dem Auto", erklärt er. Im Qualifying habe sich der Bolide "großartig" angefühlt. Lediglich im Rennen habe er "ein paar mehr Probleme mit der Balance" gehabt. "Aber [es sind] kleine Probleme, und ich bin mir sicher, dass wir die in den Griff bekommen, wenn wir daran arbeiten", so Leclerc.
Übrigens glaubt auch Binotto, dass Ferrari im Rennen in Baku etwas unter Wert geschlagen wurde. "Unsere Pace wurde heute auch von unserer Startposition beeinflusst", stellt er klar und erklärt: "Wenn man freie Fahrt hat, dann ist es viel einfacher." Alles in allem lässt sich zusammenfassen, dass Ferrari dieses Rennen nicht erst am Sonntag verloren hat - sondern bereits am Samstag im Qualifying.