Renault spielt auf Nummer sicher: Alles für WM-Platz 4 trotz Quali-Enttäuschung
Renault in Abu Dhabi: Nico Hülkenberg flucht als Zehnter über Mini-Rückstand, Carlos Sainz auf Platz 11 spielt Katz und Maus mit der Balance seines Autos
(Motorsport-Total.com) - Renault hat im Kampf "Best of the Rest" hinter den drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull am Samstag im Abu-Dhabi-Qualifying den Kürzeren gezogen. Nico Hülkenberg wurde nur Zehnter und musste jeweils einem Haas-, Sauber- und Force-India-Piloten den Vortritt lassen. Mit seiner schnellsten Runde von 1:36,542 Minuten fehlten ihm am Ende nur 0,002 Sekunden auf Esteban Ocon auf Rang neun. Renault-Teamkollege Carlos Sainz verpasste den Einzug ins Q3 knapp und startet beim Finale der Formel-1-Saison 2018 am Sonntag (Formel 1 2018 live im Ticker!) vom elften Platz.
"Ach, verdammt", entfuhr es Hülkenberg am Teamfunk nach dem Qualifying, als er von seinem Renningenieur über seinen Tausendstel-Abstand auf den Force-India-Piloten informiert wurde. "Ich war nicht im richtigen Temperaturfenster der Reifen. Ich habe Grip verloren, anstatt dass er zunahm", fluchte der Emmericher in einer ersten Reaktion. Aus dem Auto ausgestiegen, zeigt er sich im Anschluss etwas versöhnlicher: "Na ja, ich habe alles aus dem Auto herausgeholt und war zufrieden, es ins Q3 zu schaffen. Leider hatten die anderen einfach ein bisschen mehr Pace im letzten Quali-Abschnitt."
Die Reifenprobleme, die sich an den Renault bereits im Freitagstraining andeuteten, hatte das Werksteam auch am Samstag noch nicht völlig aussortiert. "Im Rennen sollte es besser aussehen. Wir haben ein Paket, mit dem wir kämpfen können", gibt sich der Deutsche angriffslustig. Allerdings: Von Platz 10 startend hat er einen Reifen-Nachteil: Hülkenberg muss den Grand Prix auf Hypersoft-Pirellis in Angriff nehmen, während sein Teamkollege Sainz unmittelbar dahinter bereits freie Reifenwahl hat und auf die ungeliebte weichste Mischung wohl verzichten wird.
Konstrukteurs-Duell gegen Haas: Sainz mit Reifenvorteil von Platz elf
Strategisch hat der Spanier im Mittelfeldkampf damit ein Glückslos gezogen - dennoch zeigt er sich nach dem Samstags-Quali unzufrieden: "Es hätte sicher besser laufen können. Im ersten Abschnitt sind wir mit nur einem Satz Reifen durchgekommen. Wir hatten also die Pace für Q3. In Q2 hatte ich dann gleich eine gute erste Runde, die mich zunächst auf Platz sechs oder sieben brachte. In der hatte ich sogar noch einen Fehler in Kurve 8. Deshalb dachte ich, dass ich es locker schaffen würde und noch zwei, drei Zehntel schneller sein könnte", gibt Sainz einen Einblick in seine Gedankengänge während der Qualifikation.
Doch weit gefehlt: 0,018 Sekunden fehlten dem 24-Jährigen am Ende auf Daniel Ricciardo - ausgerechnet Sainz' Nachfolger bei Renault in der kommenden Saison, der sich in seinem letzten Qualifying für Red Bull hauchdünn ins Q3 zitterte. "Im letzten Run haben mir die Hinterräder blockiert, das Auto fühlte sich sehr instabil an. Statt drei Zehntel schneller war ich plötzlich sogar noch ein Zehntel langsamer als in meinem ersten Versuch", wundert sich der Spanier. "Mit diesem Problem kämpfe ich schon das ganze Jahr: Immer wenn es darum geht, das absolute Limit dieses Autos zu finden, habe ich Probleme mit der Balance."
Sainz erläutert: "Ich nehme dann etwas mehr Bremsdruck, das Auto wird instabiler... Die ganze Saison versuche ich das schon auszusortieren: Mehr Balance im Grenzbereich des Autos - das ist mein Katz-und-Maus-Spiel mit diesem Wagen in dieser Saison." Eine Erklärung, warum er im Qualifying meist im Hintertreffen gegen Teamkollege Hülkenberg war. "Ja, das war heute wieder keine optimale Runde und ich bin nicht happy", gibt er etwas genervt zu, fügt aber an: "Morgen wird die Welt anders aussehen."
Von den Positionen 10 und 11 sollten Punkte für das Werksteam der Franzosen in Reichweite liegen. Trotz der kleinen Enttäuschung vom Samstag ist die Situation für die Truppe von Teamchef Cyril Abiteboul damit nach wie vor komfortabel - 24 Punkte beträgt der Vorsprung auf das Haas-Team in der Konstrukteurswertung. Platz vier im Kampf "Best of the Rest" ist den Gelben damit nur noch schwerlich zu entreißen. Dennoch kündigt Sportdirektor Alan Permane vor dem Grand Prix an: "Wir werden mit der Strategie nicht zu viel riskieren, weil wir diesen vierten Platz eben noch nicht sicher haben."