Hamilton nach Schrecksekunde verärgert: Sirotkin-Verhalten "respektlos"
Lewis Hamilton erlebt im Qualifying zum Grand Prix von Brasilien zwei Schrecksekunden: Beinahe-Kollisionen mit Sergei Sirotkin und Kimi Räikkönen
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton erlebt ein ereignisreiches Qualifying in Brasilien (Formel 1 2018 live im Ticker!). Zwar fährt der Brite mit einer Bestzeit auf die Pole-Position, allerdings sorgt er für zwei Schreckmomente. Zunächst kam er Williams-Piloten Sergei Sirotkin in die Quere, beide waren auf einer Outlap unterwegs. Der Brite wollte Platz machen, hätte dabei allerdings fast eine Kollision ausgelöst. Später übersah er einen schnell herannahenden Kimi Räikkönen im Ferrari. Die Vorfälle werden von der FIA nicht untersucht, daher droht dem Polesetter auch kein Ärger - es bleibt nur der Schock.
"Sirotkin hat gleich ein großartiges Interview gegeben und gesagt: 'Lewis ist ein Champion und hat mich nicht behindert.' Starke Aussage eigentlich. Da wird nichts passieren", ist sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Nachhinein sicher. Der Russe hat dem Mercedes-Piloten verziehen, obwohl der fast eine folgenschwere Kollision verursacht hätte.
Was war geschehen? Im letzten Streckenabschnitt bereitet sich Hamilton auf seine schnelle Runde in Q2 vor. Der Mercedes-Pilot ist auf einer Outlap unterwegs und fährt dementsprechend langsam. "Jeder war auf einer Outlap - Sergei, ich und viele vor mir. Valtteri lag vor mir auf der Strecke. Gegen Ende der Outlap hat er langsamer gemacht, damit er genügend Abstand für seine schnelle Runde hat. Daher musste ich auch den Abstand auf ihn halten", verteidigt sich der Brite nach dem Qualifying.
"Ein ziemlich respektloser Move"
Hamilton dachte, dass unmittelbar hinter ihm niemand fahren würde. "Ich habe darauf geachtet, dass niemand hinter mir ist und dass ich einen guten Abstand habe. Und dann fährt plötzlich ein Auto aus Kurve 11 heraus und wird immer schneller." Der Mercedes-Pilot war sich nicht sicher, ob jemand auf einer schnellen Runde unterwegs war. Er fuhr daher nach links, um auszuweichen und von der Ideallinie wegzukommen. Doch dort fand sich bereits der Williams von Sirotkin wieder.
"Auch er hat sich für diese Seite entschieden. Aber er war nicht auf einer schnellen Runde unterwegs, daher verstehe ich nicht ganz, was er sich dabei gedacht hat. Wir alle respektieren die Abstände", betont Hamilton. Er hätte auch versuchen können, seinen Teamkollegen zu überholen, um so freie Bahn für einen schnellen Angriff zu haben. Er tat es allerdings aus Respekt nicht, betont Hamilton. "Das war ein ziemlich respektloser Move", ist der Brite verärgert über Sirotkin.
Er ist sich bewusst, wie gefährlich die Szene raus aus Kurve 12 war. "Ich wollte ihm aus dem Weg fahren, indem ich auf die Innenbahn ging, aber dann kam er um die Kurve und hat langsamer gemacht, um die Lücke auszunutzen. Das war eigenartig." Hamilton meint, die Aktion sei total "unnötig" gewesen, schließlich hatte Sirotkin hinter ihm kein Auto. Er hätte seinen Abstand auf Hamilton vergrößern können. "Hoffentlich lernt er daraus."
Räikkönen-Zwischenfall: "Wusste nicht, wohin er fährt"
Der Formel-1-Rookie selbst betont, dass er kein Problem mit dem Zwischenfall habe. Hamilton sei ein großartiger Champion, der wisse, was er tue. Er habe von Hamilton nicht erwartet, dass er ihm die Ideallinie auf der rechten Streckenseite überlässt, muss der Russe gestehen. Sirotkin habe dadurch nichts eingebüßt, muss dennoch in Q2 aussteigen.
Hamilton erlebt wenig später eine zweite haarige Szene. Bergab in Kurve 3 fährt der Brite erneut in der Mitte der Strecke. Von hinten kommt Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen auf einer schnellen Runde angeflogen. Der Finne muss sich entscheiden, auf welcher Seite er am Mercedes vorbeigeht. "Er war auf einer langsamen Runde unterwegs, nur leider mitten auf dem Kurs. Er blieb auf der Ideallinie, da ist es unmöglich zu wissen, wohin er fahren wird", kommentiert der "Iceman" das Geschehen.
Schließlich entscheidet sich Räikkönen für die linke Seite, doch auch Hamilton zuckt kurz nach links - er überholt den Mercedes dennoch. "Ich wusste nicht, wohin Kimi fährt", funkt Hamilton entschuldigend wenig später. Der Ferrari-Pilot sieht den Vorfall nicht kritisch. Ob Hamilton eine Strafe für sein Verhalten verdient hat, möchte Räikkönen nicht beurteilen. "Ich denke nicht. Es gab noch einen zweiten Zwischenfall. Vielleicht wenn man beide heranzieht, aber das ist nicht meine Entscheidung." Die Rennleitung hat keine Notwendigkeit gesehen und untersucht die Vorfälle nicht.