Nach Teamkollision: Grosjean hat Haas' Geduld aufgebraucht
Teamchef Steiner weiß nicht, "wann das Fass überläuft": Der nächste teuere Fehler Romain Grosjeans lässt die Rückendeckung intern aber schwinden
(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean scheint die Geduld der Haas-Mannschaft aufgebraucht zu haben: Seine Kollision mit Teamkollege Kevin Magnussen beim Großbritannien-Grand-Prix am Sonntag und das dadurch verlorene Topresultat erzürnten Günther Steiner so sehr, dass er seinen Mann nach dem Rennen nicht in der gewohnten Weise verteidigte. "Es ist kein Pech. Es wird frustrierend", so der Teamchef.
Was war passiert? Am Start behaupteten Magnussen und Grosjean ihre Positionen sieben und acht. Sie fuhren Seite an Seite durch Abbey und Farm (schon dort passte kaum ein Blatt Papier zwischen die Autos) und bremsten vor der dritten Kurve nebeneinander. Der Franzose auf der Innenbahn verbremste sich leicht, der außen befindliche Däne hatte ebenfalls ein stehendes Vorderrad und ließ nur wenig Platz. Es krachte - eine Blaupause des Hamilton/Räikkönen-Zwischenfalls an jeder Stelle.
Beide fielen in das hintere Mittelfeld zurück, das Rennen war für Haas - was fette WM-Punkte betraf - nach weniger als 500 Metern gelaufen. Dass immerhin Magnussen nach Grosjeans nächstem Crash mit Carlos Sainz Rang neun ins Ziel rettete, konnte im Lager der US-Amerikaner niemanden freuen. "Wir hätten mehr Punkte holen sollen", ärgert sich Steiner über einen verbockten Sonntag.
Dass Grosjean sich nach seiner Rückkehr an die Box beim Team und später bei Magnussen entschuldigte, war ein Tropfen auf den heißen Stein. "Er hat zu spät gebremst", gibt Steiner ihm die Schuld. Dass es keine Strafe von der FIA hagelte, lag wohl nur daran, dass zwei Teamkollegen kollidierten. Sonst hätte eine Sanktion analog zu der gegen Räikkönen verhängt werden müssen.
"Ich bin nicht glücklich. Kann passieren, sollte aber nicht", meint Steiner und hält Grosjean zugute, dass sich der Zwischenfall im Tohuwabohu der Startrunde ereignete: "Man kann nicht alles kontrollieren. Sicher hat Romain es nicht absichtlich gemacht. Wieso soll er den Teamkollegen rammen?"
Das Plädoyer klingt nicht so flammend wie sonst, wenn Steiner Grosjean für seine Loyalität lobt. Dass er zum Team kam, als es nichts als Versprechen vorzuweisen hatte. Dennoch gelobt er seinem Pannenfahrer Rückendeckung, wenn auch offenbar nicht aus Überzeugung: "Ich werde es weiter tun, weil ich es muss. Das Team muss erfolgreich sein. Ich weiß nicht, wann das Fass überläuft."
Altbekannt ist, dass Grosjean Besserung gelobt: "Wir schauen es uns so intensiv wie nur möglich an, um es zu verstehen und zu kapieren, wie wir es verhindern können", sagt er über den Crash mit Magnussen. Doch Steiner wünscht sich Taten, nicht nur Lippenbekenntnisse, damit Haas aus seinem viertschnellsten Auto Kapital schlägt: "Es gibt einen Punkt, an dem man einen Schlussstrich ziehen muss. Wir müssen zusehen, dass wir uns einigen, um nicht weiter Punkte zu verlieren."