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"Desaströs": Haas fällt auseinander und verzichtet auf Teile
Haas verzichtet in Monaco auf ein paar wichtige Teile und eine Menge Abtrieb, weil die Elemente beim Fahren ohnehin von alleine abfallen
(Motorsport-Total.com) - Was ist bloß mit Haas los? Der einst so stark gestartete Außenseiter musste im Qualifying von Monaco plötzlich eine herbe Niederlage einstecken. Kevin Magnussen fuhr die langsamte Zeit aller Piloten und konnte somit nur den nicht teilnehmenden Max Verstappen schlagen, Romain Grosjean überstand zumindest Q1, war dafür aber im zweiten Abschnitt der Langsamte und geht am Sonntag aufgrund einer Strafe nur von Rang 18 ins Rennen.
"Für uns war das ein desaströser Tag", hadert Magnussen. Haas hatte zwar erwartet, dass es in Monaco etwas schwieriger werden könnte, doch dass man so schlecht sein würde, das war nicht unbedingt in den Gedanken des Teams. "Es ist einfach so hart, dass das Feld so eng beisammen ist. Es ist großartig für die Formel 1, aber das bedeutet auch, dass einem nicht viel fehlen muss, um ganz hinten zu sein", so Magnussen.
Die Ursachenforschung bei den Amerikanern ist vielfältig. Vor allem fehlt dem Fahrzeug Abtrieb, was sich durch einen interessanten Umstand erklären lässt: Haas verliert Teile! Es geht um kleine Winglets an Windabweisern und am Unterboden. Diese werden beim Überfahren der Randsteine - besonders in der Schwimmbad-Schikane - stark beschädigt und fallen einfach vom Auto ab. Als Vorsichtsmaßnahme hat man daher einige Teile vor der Session absichtlich entfernt.
"Wir mussten sie proaktiv abnehmen, bevor wir darauf warten, dass sie von alleine abfallen", erklärt Teamchef Günther Steiner. "Das ist der Performance des Autos natürlich nicht zuträglich, weil diese Teile nicht nur dran sind, um gut auszusehen. Sie sind aus aerodynamischen Gründen da." Wenn die Teile nicht am Auto sind, fehlt den Piloten Abtrieb - und der spielt in Monaco eine große Rolle.
Keine kurzfristige Lösung geplant
Das Problem ist Haas schon seit längerem bekannt. Doch in Barcelona konnte man die Schwierigkeiten noch umschiffen, weil die Strecke seit der Neuasphaltierung ziemlich eben ist und man kaum Randsteine mitnimmt. In Monaco muss man jedoch an einigen Stellen über die Randsteine räubern, um schnell zu sein. "Und wenn man die Randsteine trifft, sind sie mechanisch einfach nicht stark genug", sagt Steiner über die abfallenden Teile.
Doch warum das der Fall ist, ist eine andere Frage. Der Teamchef will weder einen Design- noch einen Produktionsfehler dafür verantwortlich machen. "Es ist ein Mix", sagt er und sieht auch ein aggressives Gewichtslimit nicht als Entschuldigung an: "Ein aggressives Ziel ist keine Ausrede für abfallende Teile. Wir müssen es einfach in Ordnung bringen und besser machen. Wir haben nicht den Ansatz: 'Macht es leicht, und wenn es abfällt, ist es in Ordnung.'"
Dagegen unternehmen möchte man aber erst einmal nichts. In Monaco wird man noch mit dem halb zusammengesetzten Fahrzeug an den Start gehen, bevor man in Kanada ein großes Update-Paket bringen möchte. Von daher will man keine Zeit mit einem Auto verschwenden, das man in der Form nicht mehr fahren wird. Trotzdem ist Steiner nicht zufrieden mit der Arbeit, die damit erledigt wurde. "Jedem ist bewusst, dass das nicht mehr passieren darf", sagt er.
Negativspirale bei Magnussen
Bei den Fahrern herrscht deswegen nach dem Qualifying Frust. "Es ist enttäuschend, dass wir nicht genügend Teile haben, um ein Auto in ordentlichem Zustand zu haben", hadert Magnussen und ärgert sich über den Rückwärtsgang: "Dadurch haben wir noch weniger Abtrieb als beim ersten Rennen, während die anderen an Abtrieb zulegen."
Für den Dänen war es daher heute in Q1 eine fast unmögliche Mission. Er sah sein Ausscheiden schon kommen und wollte sich mit aller Kraft dagegen wehren, doch das hat das Auto noch weniger fahrbar gemacht, wie er sagt. "Es war eine Spirale: Je mehr ich gepusht habe, desto schlimmer wurde es. Es gibt kein Problem mit einer Achse, sondern es ist einfach überall inkonstant. Jede Kurve ist anders, und man versucht zu pushen. Aber das Beste ist, einfach deine Runde zu fahren. Aber wenn man Gefahr läuft, in Q1 auszuscheiden, dann will man etwas tun. Es gab aber keine Chance."
Hinzu kommt, dass Monaco ohnehin nicht die beste Adresse für Haas ist. Der VF-18 kommt vor allen in mittelschnellen und schnellen Kurven gut zurecht und hatte auch im langsamen letzten Sektor von Barcelona seine Probleme. Von daher war dem Rennstall klar, dass es heute schwierig werden könnte. "Bei langsamen Geschwindigkeiten gehörten wir nie zu den Besten", weiß Steiner. "Und hier sind 80 Prozent langsam."
Lieber in Monaco schlecht als überall sonst ...
"Unsere Stärken wurden somit genommen. Und dass unsere Teile beschädigt wurden, macht unsere Schwächen größer", ergänzt Grosjean, der angesichts der Umstände mit dem Einzug in Q2 schon zufrieden war. Auch eine Umstellung des Set-ups vor dem dritten Training und vor dem Qualifying habe nichts gebracht.
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Monaco
Der Startschuss 1950: Das zweite Rennen der Formel-1-Geschichte in Monaco und gleich der erste Massencrash. Zum Glück kommen alle Beteiligten schlimmstenfalls mit leichten Verletzungen davon. Alberto Ascari kann gerade noch ausweichen. Der erste Sieger in Monaco heißt aber Juan Manuel Fangio. Fotostrecke
Trotzdem ist man bei den Amerikanern weiterhin gute Dinge. Denn Monaco ist im Kalender ohnehin eine Ausnahme, und in Kanada soll endlich das erhoffte Update-Paket bringen, das auch das Problem der abfallenden Teile beheben soll. "Es ist der einzige Ort, an dem wir ein paar Probleme haben, von daher macht das nichts", winkt Grosjean ab.
Und auch Steiner stimmt ihm zu: "Ich bin lieber auf einer Strecke wie hier nicht konkurrenzfähig, weil wir die nur einmal im Jahr fahren und sonst mehr mittelschnelle und schnelle Kurse haben", so der Südtiroler. "Ich sage nicht, dass es etwas Gutes ist, aber es ist das geringere Übel, auf dieser Strecke schlecht zu sein als auf allen anderen." Und wer weiß, was der morgige Tag bringt. Monaco ist immer für eine Überraschung gut.