Keine Zeit für Warnung: Mercedes sah Trümmer zu spät
Mercedes hatte das Unheil zu spät kommen sehen, das Valtteri Bottas in Baku um den Sieg brachte - Strategie des Finnen hätte auch ohne Safety-Car funktionieren können
(Motorsport-Total.com) - Die Mercedes-Verantwortlichen am Kommandostand hatten die Trümmerteile auf der Strecke gesehen, letzten Endes jedoch zu spät bemerkt, um Valtteri Bottas noch warnen zu können. Der Finne war in der Schlussphase des Rennens von Baku über solche Teile gefahren und hatte sich in Führung liegend einen Reifenschaden zugezogen, woraufhin er seinen Mercedes abstellte.
"Wir haben ihn nicht gewarnt, weil wir es nicht gesehen hatten", erklärt Einsatzleiter Andrew Shovlin. "Wir konnten es erst sehen, als er über die Erhebung kam. Darum war es auch für ihn eine Art Blindflug. Man konnte sehen, dass er direkt darauf zufährt, aber es war nur eine halbe oder eine Sekunde, von daher blieb nicht genügend Zeit, um ihm am Funk zu sagen, dass Trümmerteile auf der Strecke liegen."
Das restliche Rennen über habe man die Fahrer immer gut auf mögliche Gefahren aufmerksam gemacht. "Aber in diesem Fall war es leider zu spät", sagt Shovlin. Die Trümmer kamen sehr wahrscheinlich von einer Kollision zwischen Pierre Gasly (Toro Rosso) und Kevin Magnussen (Haas), die sich beim Restart nach dem Safety-Car berührt hatten - dadurch hatte auch die Rennleitung keine Ahnung von den Teilen.
Baku-Strategie: Warum Mercedes Bottas nicht warnte
Mercedes' Trackside Engineering Director Andrew Shovlin erklärt im Video, warum Valtteri Bottas auch ohne Safety-Car womöglich gewinnen hätte können Weitere Formel-1-Videos
Bis dahin ging die Taktik für Bottas aber brillant auf. Mercedes hatte den Finnen nach dem Boxenstopp von Sebastian Vettel lange draußen gelassen und auf ein Safety-Car gehofft, um dann stoppen und vor dem Ferrari bleiben zu können. "Es ist Baku, da gibt es eine gute Chance auf das Safety-Car", erklärt der Einsatzleiter die Überlegungen. Als Vettel an die Box kam, hatte er genau das Fenster offen gelassen, dass Bottas in dem Fall die Führung behalten würde.
"Sie haben gehofft, dass keines kommt, aber mit solchen Strategien spielt man", so Shovlin. Mercedes hatte mit seinen beiden Fahrzeugen die Möglichkeit, die Strategien zu splitten, während Ferrari nur Vettel im Kampf um den Sieg hatte. "Man kann nicht beides machen, und dadurch ergeben sich Möglichkeiten für denjenigen, der auf dem zweiten Platz liegt."
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Max Verstappen (6): Darüber, dass er an der Kollision mehr Schuld trägt als Ricciardo, gibt es unserer Ansicht nach keine zwei Meinungen. Aber Verstappen ist generell angezählt. Das zeigte schon sein Crash am Freitag. Und gegen den Teamkollegen muss man sich nicht so mit der Brechstange wehren, wie er das getan hat. Fotostrecke
Der Unfall der beiden Red-Bull-Piloten spielte dem Finnen somit in die Karten, doch bei den Silberpfeilen geht man davon aus, dass man auch ohne Safety-Car eine gute Chance auf den Sieg gehabt hätte. Man wollte Bottas zehn Runden vor dem Ende zum Reifenwechsel holen und auf Ultrasoft-Reifen hinausschicken. "Das hätte ihm genügend Zeit gegeben, um auf Seb aufzuholen und mit ihm um den Sieg zu kämpfen", glaubt Shovlin. "Er hätte immer noch ein paar Runden übrig gehabt."
Doch die gute Ausgangsposition wurde am Ende durch die Trümmerteile verhagelt. Zwar staubte wenigstens Teamkollege Lewis Hamilton den Sieg ab, doch der Brite wusste genau, dass er den Sieg nur durch Glück bekam. "Es war einfach schade für Valtteri", sagt Shovlin. "Er ist das ganze Wochenende über brillant gefahren und hat ein super Rennen gezeigt."