• 26. April 2018 · 22:24 Uhr

Haas-Teamduell: Die Grundregeln für Magnussen & Grosjean

Haas-Teamchef Günther Steiner spricht über die unglückliche Stallorder zwischen Magnussen & Grosjean - Er erkennt wesentlichen Unterschied zwischen den beiden

(Motorsport-Total.com) - "Jungs, er hält mich auf", funkte Kevin Magnussen bereits in Runde sechs des Grand Prix von China. Wenig später musste Romain Grosjean den Dänen in Kurve 14 bereits passieren lassen. "Kommt schon, das ist erst Runde sechs", tönte der Franzose verärgert. Auch in Baku werden die Haas-Piloten ob der Konkurrenzfähigkeit des VF-18 und der Dichte im Mittelfeld wieder gegeneinander um die Punkteränge kämpfen. Besonders in diesem Jahr scheint die Führung der Piloten eine wichtige Rolle einzunehmen, Teamchef Günther Steiner erklärt am Donnerstag vor dem vierten Saisonrennen die Grundregeln der US-Amerikaner. Könnte das Teamduell Force-India-Maßstäbe annehmen?

Foto zur News: Haas-Teamduell: Die Grundregeln für Magnussen #AND# Grosjean

In China musste Grosjean Magnussen erneut überholen lassen Zoom Download

In der Pressemitteilung vor dem Rennwochenende erklärte Steiner bereits, dass es nicht einfach sei, die Emotionen in einem Team unter Kontrolle zu halten. "Manchmal muss man die Gefühle eben managen, aber ich denke, wir haben gute Grundregeln für die beiden Fahrer." 'Motorsport-Total.com' hat am Donnerstag beim Südtiroler nachgefragt, wie diese grundsätzlichen Spielregeln für Romain Grosjean und Kevin Magnussen aussehen: "Ich werde euch die Grundregeln jetzt nicht erklären. Die Grundregel lautet einfach, dass man fürs Team fahren sollte."

Das Wohl des Teams stehe bei Haas an erster Stelle, erst dann kommen die Interessen der Piloten. "Es geht nicht um den Fahrer, sondern um das Team. In China hatte derjenige, der von Platz elf aus losfuhr, bessere Chancen aufgrund der freien Reifenwahl, als jener, der von Platz zehn gestartet ist." Grosjean musste auf gebrauchten Ultrasofts starten, während Magnussen auf frischen Soft-Pneus ins Rennen ging - deshalb auch der frühe Platzwechsel der Teamkollegen. "Wir fahren schließlich für Haas. Wir kämpfen nicht gegeneinander."

"Zuerst kommt Haas, dann kommt der Pilot"

Schon beim Bahrain-Rennen kam es zum Zoff am Funkgerät, als Magnussen nach seinem Boxenstopp unmittelbar hinter Grosjean auf die Strecke kam und wieder um eine Stallorder bat. Steiner weiß: "In Bahrain hatten wir ein kleines Problem diesbezüglich. Wir haben keine klaren Anweisungen gegeben. Das nehme ich auf unsere Kappe. Danach haben wir diese Grundregeln eingeführt. Zuerst kommt Haas und dann kommt der individuelle Pilot." So will der Südtiroler jegliche Spannung zwischen seinen Fahrern vermeiden.

Fast hätte es zwischen den Haas-Piloten in der Wüste gekracht und erneut wären wichtige WM-Punkte (nach dem Doppel-Aus in Melbourne) verloren gegangen, Magnussen konnte schließlich Platz fünf retten. Sollten die Grundregeln, die bereits von Teams wie Mercedes oder Force India bekannt sind, nicht ausreichen, könnte Steiner zu härteren Mitteln greifen. Sogar einen Nichtangriffspakt, wie jenen von Force India im Vorjahr (nach Crashs unter anderem in Baku und Belgien), könnte er sich vorstellen: "Ich versuche, das zu vermeiden. Das wünsche ich mir nicht, aber man weiß nie, ob es so weit kommt oder nicht."

In China wurde Magnussen nach der Stallorder schließlich Zehnter, der Däne sammelte bislang allein alle Haas-Zähler und befindet sich derzeit in guter Form. Worauf führt er das zurück? "Das Auto ist besser als im Vorjahr und das Performance-Fenster ist größer", erklärt der WM-Zehnte in der Pressekonferenz am Donnerstag.

Magnussens Momentum: Gutes Auto & mehr Selbstvertrauen

"Es ist einfacher, abzustimmen und als Fahrer dem eigenen Fahrstil anzupassen. Der Bolide ist einfacher zu fahren, verzeiht eher und ist vorhersehbarer. Die Aerodynamik ist konstanter und wir haben mehr Grip. Ich bevorzuge ein Auto, dass vor allem im Heck stabil ist - auf das ich mich verlassen kann." Und das hat der 25-Jährige im VF-18 zumindest zu Saisonbeginn vorgefunden.

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Kevin Magnussen konnte bisher alle elf WM-Punkte für Haas 2018 einfahren Zoom Download

Steiner erklärt sich die Formsteigerung seines Schützlings in einer Kombination aus einem schnellen Auto und mehr Selbstvertrauen. "Im zweiten Jahr in einem Team muss man sich außerdem nicht ständig den Kopf darüber zerbrechen, ob man auch im kommenden Jahr noch fährt. Natürlich hilft der konstante Druck, aber er ist sowieso schnell und konstant. Manchmal setzt sich so ein Momentum in Gang, und es geht von da an nur noch aufwärts."

Der Haas-Teamchef ist vom Talent des Dänen überzeugt. Er sei ein "Rohdiamant", der auf das richtige Umfeld treffe. "Das Team muss klein, direkt und ehrlich arbeiten. Mit dem guten Auto hat ihm das mehr Selbstvertrauen gegeben und er kann abliefern. Er wird von nichts abgelenkt."

Steiner: Grosjean fühlt sich im VF-18 noch nicht wohl

Magnussens Vertrag mit Haas läuft noch bis Ende der Saison, zum ersten Mal in seiner Karriere fährt er eine zweite Saison im selben Team. Ob Steiner bald ein Problem bekommt, sollten auch andere Teams an der Aktie Interesse bekunden? "Das ist ein schönes Problem, wenn dein Fahrer gut funktioniert und du weißt, dass du ihm etwas mehr anbieten musst, damit er bleibt. Wir haben ihn geholt und er zollt uns dafür sehr viel Respekt, weil er weiß, dass wir ihm helfen, dorthin zu kommen."

Auch Grosjean hat bis Ende 2018 bei dem US-Team unterschrieben. Im Gegensatz zu Magnussen zeigt die Formkurve des Franzosen allerdings nach unten. In den ersten drei Saisonrennen konnte er noch keinen Zähler einfahren, im Vorjahr lagen beide Haas-Fahrer nach drei Saisonrennen mit jeweils vier Punkten gleichauf in der Fahrer-WM. Steiner ist dennoch nicht besorgt, er glaubt: "Er wird zurückschlagen. Ich mache mir keine großen Sorgen."


Grand Prix von Aserbaidschan - Pre-Events

Steiner weigert sich, schon nach drei Saisonrennen ein erstes Fazit zu ziehen. Allerdings weiß der Teamchef, dass sich sein zweiter Pilot derzeit noch nicht wohlfühlt im Auto: "Für ihn müssen wir ein paar Änderungen am Auto machen, um es für ihn angenehmer zu gestalten. Kein weicherer Sitz, sondern da geht es um die Performance." Derzeit liegt das Auto noch nicht so, wie es Grosjean gerne hätte.

Dabei erkennt der Teamchef auch einen entscheidenden Unterschied zwischen seinen Fahrern: "Kevin kann sich an Probleme besser anpassen und umfährt diese einfach. Wir müssen zusehen, dass wir beide in diese Komfortzone bekommen, wo sie abliefern können. Und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen werden, deswegen bin ich auch ganz entspannt."

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