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Nach Bahrain-Sensation: Toro Rosso enttäuscht in China
Von Platz vier auf 17: Bahrain-Überraschung Pierre Gasly ist nach dem Schanghai-Qualifying ratlos - Kein Grip, keine Balance, nur Honda steht diesmal nicht im Feuer
(Motorsport-Total.com) - Nach der Sensation von Bahrain ist Toro Rosso beim Qualifying zum Großen Preis von China in Schanghai auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Überraschungsmann Pierre Gasly, toller Vierter beim letzten Rennen in der Wüste, schied bereits im ersten Qualifying-Segment aus und kam nur auf Rang 17. Welch ein Unterschied zu Platz sechs in der Vorwoche, als er wegen der Getriebe-Strafe gegen Lewis Hamilton sogar als Fünfter starten durfte! Etwas besser machte es diesmal Teamkollege Brendon Hartley, der es immerhin in Q2 schaffte, dort aber über Platz 15 nicht hinaus kam.
Entsprechend bedient war Gasly nach dem Qualifying in China (Formel 1 2018 live im Ticker). Wollte er vor einer Woche noch die ganze Welt umarmen, lief er nun mit hängenden Schultern durchs Paddock. Was ihn besonders wurmte? Am Samstag in Bahrain dachte man bei Toro Rosso, mit massiven Verbesserungen beim Set-up einen großen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Doch schon eine Woche später passte bei der Abstimmung rein gar nichts mehr, beim kleinen Team herrscht Rätselraten. "Wir müssen jetzt mal verstehen, was passiert ist", fordert der junge Franzose.
Denn noch am Freitag hatte es eigentlich recht passabel begonnen, die Toro-Rosso-Piloten fuhren gut im Mittelfeld mit. "Gestern war es auch schon ziemlich windig, aber das Auto fühlte sich okay an. Dann haben wir ein paar Änderungen bei der Balance vorgenommen und jetzt ist es das totale Gegenteil zu gestern. Wir haben die ganze Stärke des Autos verloren - es verhält sich unvorhersehbar und ich habe keinerlei Vertrauen", offenbart der 22-Jährige sein ganzes Leid.
Abstimmungs-Chaos: Gasly hat kein Vertrauen ins Auto
Doch woran hakt es am meisten? "Wir haben eine schwache Hinterachse und bekommen kaum Traktion auf die Straße", schimpft Gasly. Das Resultat: "Ich habe massives Übersteuern und kaum Abtrieb. Mit den Ultrasoft-Reifen im Qualifying hat man normalerweise einen richtig guten Grip, aber bei mir drehen die Reifen einfach durch, ich habe massiven Wheelspin." Die Probleme hätten sich schon am Vormittag angekündigt, als ihn ein schwaches 3. Training Böses erahnen ließ: "Ich wäre dreimal fast gecrasht. Das ganze Paket passt nicht - es liegt nicht allein an den Reifen oder am Wind", meint der Youngster.
Sein Teamkollege Hartley qualifizierte sich zwei Plätze besser - und hat anders als Gasly vor allem die äußeren Einflüsse im Verdacht, weshalb sein Team so viel schlechter als zuletzt im warmen Bahrain abschnitt. "Wir haben etwas Ähnliches schon im Rennen in Australien erlebt: Wenn es kalt ist und viel Wind gibt, scheint uns das mehr zu beeinflussen als andere Teams. Umgekehrt werden sich die fragen, weshalb sie bei wärmeren, weniger windigen Bedingungen in Bahrain langsamer als wir waren. Wir müssen die Bedingungen schon berücksichtigen - es hat seinen Grund, weshalb wir nicht so in Form sind wie am letzten Wochenende", so der Neuseeländer.
Nach der Klatsche am vergangenen Wochenende, als sich alles um Gasly drehte und Hartley mit Platz 17 enttäuschte, war es für den 28-Jährigen wichtig, sich in Bahrain vor seinem Teamkollegen zu qualifizieren. "Ich habe alles aus dem Auto herausgeholt, ein besserer Rang wäre heute wohl nicht drin gewesen", ist er mit sich im Reinen, macht aber keinen Hehl daraus, dass er am Ergebnis vergangene Woche zu knabbern hatte. "Ich will nicht lügen, ich war sauer. Ich konnte dort aus der Chance, die sich uns bot, kein Kapital schlagen, er schon", zeigt sich Hartley selbstkritisch. "Heute habe ich meinen Job gemacht, unglücklicherweise sind wir nun nicht in einer solch guten Position wie zuletzt."
Zu viel Power? Ganz neue Töne in Richtung Honda
Realistisch betrachtet dürfte es schwer werden mit Punkten im Rennen für beide Piloten, wenngleich sich Hartley kämpferisch zeigt. "Wir sind fünf Plätze von den Punkterängen entfernt, aber morgen könnten uns die Bedingungen besser passen. Außerdem kann man auf dieser Strecke gut überholen." Gasly äußert sich pessimistischer: "Im Mittelfeld sind alle so eng beisammen, wenn man nicht alles genau hinbekommt, ist man gleich weg vom Fenster. Aber dass wir so weit hintendran sind, das müssen wir erst mal verstehen und verarbeiten. Hoffentlich ist die Balance mit mehr Benzin und bei wärmeren Temperaturen im Longrun besser."
Bei aller Enttäuschung und Kritik am Set-up und der Performance des STR13 - einen Partner halten alle Beteiligten ausdrücklich außen vor: Motorenpartner Honda bekommt lobende Worte - und das auf einem Kurs, der mit seinen langen Geraden der neugeschmiedeten Allianz nicht wirklich liegen dürfte. "Wir müssen bei der Antriebsleistung keinerlei Kompromisse eingehen. Ich kann die volle Power benutzen, aber wenn ich das mache, drehen meine Räder durch. Es ist fast so, als hätten wir zu viel Power", so Gasly.
Ganz neue Töne in Bezug auf Honda, die bei den Japanern gut ankommen dürften! Der Franzose weiter: "Schließlich konnten wir schon in Bahrain hinsichtlich der Leistung auf einer Runde mehr oder weniger mit den Renault kämpfen." Dass man nun eineinhalb Sekunden hinter ihnen liege, habe mit dem Antrieb nichts zu tun. So sieht es auch Teamkollege Hartley: "Das ist aktuell kein Thema, über das wir bei Toro Rosso reden. Klar gibt es hier eine lange Gerade, aber in Bahrain gab es auch einige mittellange Geradeausabschnitte und wir konnten mithalten. Uns stehen 100 Prozent Leistung zur Verfügung."