Reifenprobleme im Griff: Lewis Hamilton hofft auf WM-Führung
Zwar weiß man bei Mercedes, dass die Reifenprobleme von Monaco nicht mehr so stark sind, doch in Ungarn ist man nicht Favorit - WM-Führung für Hamilton kein Muss
(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit dem vergangenen Rennwochenende ist der WM-Kampf wieder in vollem Gange. Mit seinem Sieg von Silverstone hat sich Lewis Hamilton wieder an Spitzenreiter Sebastian Vettel herangerobbt und liegt nur noch einen Zähler hinter dem Ferrari-Piloten. Beim anstehenden Rennen in Ungarn hat der Brite nun die Chance, als Führender in die Sommerpause zu gehen. Doch dafür steht Mercedes ein schwerer Gang bevor.
Denn der Hungaroring passt auf dem Papier nicht zum F1 W08. Die Silberpfeile bevorzugen schnelle Strecken mit langen Kursen und können mit "Micky-Maus-Kursen" wie Budapest wenig anfangen. Zum einen ist der längere Radstand im Vergleich zu Ferrari etwas hinderlich, zum anderen kann man dort seine Power-Vorteile aus dem Motor nicht ausspielen. Schon in Monaco sah Mercedes kein Land gegen Ferrari - dort ist es ähnlich.
Doch seit dem Rennen im Fürstentum ist viel Zeit vergangen. Man habe die Probleme mit dem längeren Radstand immer besser im Griff und werde auch nicht mehr so große Schwierigkeiten mit den Reifen haben, glaubt Lewis Hamilton. Denn Mercedes habe hart gearbeitet, um die Probleme in den Griff zu bekommen, zudem sollte es in Budapest wärmer sein, sodass die Pneus einfacher in das Temperaturfenster kommen sollten.
Mercedes hat das Auto verstanden
Ganz gelöst betrachtet Hamilton die Reifenproblematik aber nicht: "Wir haben das im Griff, aber es gibt noch Fallen, auf die wir aufpassen: Wir hatten Blasenbildung, wenn wir das Auto mehr gepusht haben", erklärt er. "Wir müssen verstehen, wo das herkommt. Wir überwachen das die ganze Zeit. Ich sitze mit meinen Reifeningenieuren zusammen und versuche zu verstehen, wie ich die Reifen besser nutzen kann und wie weit ich sie pushen kann."
Positiv ist jedoch, dass das Team das Auto mittlerweile viel besser verstanden hat: "Wir fangen an, das Auto in seinem richtigen Umfeld zu nutzen", sagt Hamilton und lobt seine Mannschaft. "Es ist einfach großartige Arbeit vom gesamten Team. Dabei haben wir noch nicht einmal viele Updates für das Auto gebracht. Wir konnten es einfach besser nutzen." Das sieht er als Grundstein für die vergangenen Erfolge.
"Wir hatten Wochenenden, die wir mit dem falschen Fuß begonnen haben, aber jetzt starten wir meist mit dem richtigen Fuß. Das hilft uns wirklich, einen guten Sprung in das Wochenende zu nehmen." Für den dreimaligen Weltmeister heißt das vor allem eines: "Wir zeigen einfach, dass wir das beste Team sind", unterstreicht er und sieht sich selbst als Teil des Erfolges: "Ich glaube, dass ich das Beste aus dem Auto hole", so Hamilton.
WM-Führung im Sommer nicht wichtig
So konnte er die vormals Lücke zu Vettel wieder zufahren. "Ich gebe nicht auf", sagt er. "20 Punkte fühlten sich noch wie eine große Lücke an, aber mit nur einem Zähler Rückstand in das Wochenende zu gehen, ist ermutigend." Ob er nun als Führender in die Sommerpause geht, ist dem 32-Jährigen dabei an diesem Wochenende nicht so wichtig. "Es wäre großartig, aber wir haben noch viele Rennen vor uns", erklärt er. "Ich will einfach so viele Punkte wie möglich holen, um sicherzustellen, dass ich im Kampf bleibe."
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Ungarn
Erstmals wird ein Grand Prix von Ungarn bereits 1936 ausgetragen. Am 21. Juni verfolgen rund 100.000 Zuschauer das Rennen auf einer engen, verwinkelten Strecke im Nepliget-Park in Budapest. Alle Mercedes-Fahrzeuge fallen aus und Alfa-Romeo-Pilot Nuvolari gewinnt souverän vor den Fahrern der Auto Union. Der Lauf zählte damals allerdings noch nicht zur ausgetragenen Europameisterschaft. Erst 50 Jahre später wurde es ein offizieller Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft. Fotostrecke
In Ungarn wird das aber zur Herausforderung. Zwar konnte er hier bereits fünfmal gewinnen, doch die meisten Siege stammen noch aus seiner Zeit bei McLaren. Mercedes ist auch nicht mehr so dominant, dass man die Streckenschwäche einfach überspielen könnte. "Es wird ein großartiger Test gegen Ferrari sein", meint Valtteri Bottas. "Wenn wir hier wieder das schnellste Auto sein können, dann wird es unserer Zuversicht noch einen weiteren Schub verleihen."
Natürlich rechnet man aber vor allem mit Ferrari, und auch Red Bull will man auf dem Hungaroring nicht abschreiben. "Es sollte eine gute Strecke für Red Bull sein. Hier kommt es nicht auf Power an, von daher könnten wir ein gutes Rennen zwischen den drei Topteams erwarten", blickt Hamilton voraus. "Ich schätze, dass es zwischen uns und Ferrari ziemlich eng sein wird. Das wird für die Fans aufregend sein."