Vollgas-Phobie: Warum funktionieren die Red Bull nicht?
Red Bull hinkt den eigenen Ansprüchen in Silverstone deutlich hinterher: Daniel Ricciardo macht die neuen Autos für die Schwäche verantwortlich
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich galt Silverstone als relativ guter Kurs für Red Bull, die in den kurvenreichen Sektionen ihre Vorteile ausspielen können müssten, doch im Qualifying folgte die große Enttäuschung: Nein, nicht dass Daniel Ricciardo nach einem Defekt in der letzten Startreihe steht, ist gemeint. Stattdessen sollte die Bullen der große Rückstand von mehr als 1,5 Sekunden auf die Spitze schockieren - selbst auf Ferrari fehlt eine Sekunde.
Die Frage ist aber: Wieso ist Red Bull auf diesem Kurs plötzlich so schwach? Schon gestern musste man erkennen, dass auf die Konkurrenz einiges fehlt. Vor allem die Balance stimmte nicht und war ziemlich instabil. Von daher versuchte es der Rennstall mit etwas mehr Abtrieb. Doch damit wurde man nur noch langsamer, weil man auf den Geraden viel Zeit verlor.
"Es ist streckenspezifisch", verrät Max Verstappen, dass es kein generelles Problem mit dem RB13 gibt. Stattdessen sorgen die Kurvenkombinationen in Verbindung mit den neuen Autos für eine neue Schwäche bei Red Bull, die man so leicht nicht abstellen können wird. Konkret geht es vor allem um die schnellen Passagen wie Copse oder die Passage Maggotts-Becketts-Chapel.
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Zwar sollten die Kurven durch die schnelleren Boliden 2017 zu einer größeren Herausforderung werden, doch das sind sie nicht. Denn die neue Fahrzeuggeneration generiert auch deutlich mehr Abtrieb, wodurch sie für die Fahrer nun teilweise Vollgas zu durchfahren sind. "Kurve 9 geht nun voll", bestätigt Daniel Ricciardo über den schnellen Rechtsknick namens Copse. "Und wenn sie Vollgas fahren können, dann ist es wie eine Gerade."
Das bedeutet, dass Teams wie Mercedes ihre Vorteile, die sie normalerweise nur auf den Geraden haben, nun auch in solchen Passagen ausspielen können. "Sie powern da durch", schätzt Ricciardo. Red Bull wird damit im Gegenzug deutlich schwächer, weil ihre Vorteile gleichzeitig verlorengehen. "Wir kommen zu einem Punkt, an dem gute Aerodynamik nicht mehr wirklich so hilfreich ist", hadert der Australier.
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Silverstone
Der Grand Prix von Großbritannien findet 2017 zum 68. Mal statt. Neben dem Italien-Grand-Prix ist er die einzige Veranstaltung, die in jedem Jahr im Kalender der Formel 1 vertreten war. Fünfmal wurde das Rennen in Aintree ausgetragen, zwölfmal in Brands Hatch und sonst immer in Silverstone, wo das Rennen seit 1987 seine Heimat hat. Fotostrecke
Mehr Abtrieb hat dem Red Bull nicht geholfen: "Die Kurven, in denen wir Vollgas fahren konnten, waren auch vorher Vollgas", erklärt Ricciardo. "Also hat man nur mehr Luftwiderstand auf den Geraden." Im Team sei man laut Verstappen daher wieder auf die Konfiguration aus dem ersten Freien Training gegangen. "Das war der beste Kompromiss", wie der Niederländer sagt.
Und mit den neuen Umständen wird es für die Bullen daher ein schwieriges Rennen. Man rechnet schon gar nicht damit, die Spitze um Mercedes und Ferrari anzugreifen. "Ich habe nie erwartet, sie zu schlagen", meint Verstappen, "aber etwas mehr habe ich schon erwartet." Er fordert nun Aktionen: "Bei den vergangenen Wochenenden konnten wir uns immer verbessern. Wir müssen das einfach in den Griff bekommen."