Starker Pascal Wehrlein: Q2-Einzug hilft im Duell gegen Ocon
Pascal Wehrlein zeigt im Qualifying in Mexiko mit einer starken Leistung auf und gewinnt Oberwasser im Manor-Duell, sagt aber: "Es hätte noch besser sein können"
(Motorsport-Total.com) - Pascal Wehrlein hat beim Grand Prix von Mexiko (Formel 1 2016 live im Ticker) im Qualifying-Stallduell gegen Esteban Ocon in beeindruckender Manier auf 5:2 gestellt. Der Manor-Rookie knöpfte seinem französischen Teamkollegen in Q1 in Mexiko-Stadt 0,518 Sekunden ab und lag nach dem ersten Q2-Run sensationell an 14. Position. Am Ende wurde es der 16. Startplatz.
In den TV-Interviews unmittelbar nach seinem Ausscheiden jubelte Wehrlein über dieses Ergebnis noch als "supergut" mit einer "super Runde. Q2 ist immer ein Highlight für uns, schon zum vierten Mal in dieser Saison! Das Team hat einen super Job gemacht. Darauf können wir stolz sein." Etwas später klang das schon nüchterner: "Wir hatten gehofft, ins Q2 einzuziehen und vor Sauber zu stehen. Leider ist es uns nicht gelungen, vor beide Saubers zu kommen. Aber mehr oder weniger entspricht das unseren Erwartungen."
Wehrlein verbesserte sich in Q1 zunächst von 1:21.608 auf 1:21.363 Minuten und vom 18. auf den rettenden 16. Platz, gerade mal 38 Tausendstelsekunden vor Esteban Gutierrez (Haas), der auf seiner letzten Runde vor heimischem Publikum am Nervenkostüm scheiterte und sich drehte. Nach dem ersten Q2-Run lag Wehrlein sogar auf P14, vor Kevin Magnussen (Renault) und Marcus Ericsson (Sauber). Aber die beiden Skandinavier zogen im zweiten Versuch noch an ihm vorbei.
P16 für Wehrlein nicht das Maximum
"Es hätte noch besser sein können. Wir hatten keinen frischen Supersoft-Reifensatz mehr", erklärt Wehrlein. Zwar fuhr er auch mit dem gebrauchten Reifensatz persönliche Bestzeit im zweiten und dritten Sektor, aber im ersten Sektor blieb er 0,227 Sekunden hinter seinem vorherigen Versuch zurück. Am Ende fehlten 0,249 Sekunden auf den vor ihm liegenden Ericsson. Das sei mit gebrauchten Reifen "nicht so schlecht", findet der 22-Jährige.
Von Teamchef Dave Ryan, der bei McLaren schon mit vielen Stars zusammengearbeitet hat, gibt's dafür ein dickes Lob: "Eine exzellente Leistung von Pascal, generell ein sehr positives Wochenende für ihn. Es scheint, als fühle er sich auf dieser Strecke zu Hause." Insbesondere im Baseball-Stadion mit Gänsehaut-Atmosphäre. "Ich wünschte, es wäre in Hockenheim genauso", grinst Wehrlein und meint auf die Frage, ob er es nicht selbst in der Hand hätte, als Publikumsmagnet in die Fußstapfen von Michael Schumacher zu treten: "Ich werd's versuchen!"
Doch bevor er an sieben WM-Titel denkt, muss zunächst einmal Teamkollege Ocon im Kampf um ein konkurrenzfähiges Formel-1-Cockpit 2017 ausgestochen werden. Beide Mercedes-Junioren würden am liebsten zu Force India wechseln, Ocon hat zudem eine realistische Chance bei Renault. Aber gut möglich, dass einer 2016 bei Manor bleiben muss. Ocon will sich damit im Moment nicht beschäftigen: "Ist mir egal", knurrt er nach P20.
Rennwochenende ohne große Probleme
Wehrlein analysiert das Thema etwas freundlicher, versucht es aber ebenfalls zu verdrängen: "Darauf konzentriere ich mich nicht. Ich konzentriere mich auf mich selbst", sagt er. "Dieses Wochenende habe ich gute Arbeit geleistet. Gestern war mein erster problemloser Freitag seit langem. In Austin hatte ich kein FP1, und an den Freitagen davor hatte ich meistens irgendwelche Probleme mit dem Auto. Diesmal nicht. Ich konnte das Auto von Run zu Run verbessern."
Ganz anders Ocon, der sich nach drei verlorenen Qualifying-Duellen und der anschließenden Trendwende dank einer Verbesserung seiner Sitzposition schon auf der Siegerstraße wähnte, in Austin und Mexiko-Stadt aber doch wieder von Wehrlein entzaubert wurde. Diesmal begründet er die Niederlage nicht mit der Sitzposition oder einem internen Kommunikationsfehler, sondern einfach mit einer katastrophalen Fahrzeug-Balance.
"Sobald ich versucht habe, ein wenig zu attackieren, war ich auch schon neben der Strecke", schimpft er. "Das Gefühl ist ähnlich wie in Singapur, wo ich auch Probleme hatte. Wir wissen nicht, wo das Problem begraben liegt. Für morgen ist es eh schon zu spät, aber für die nächsten Rennen ist wichtig, dass wir dem auf den Grund gehen." Denn wenn er in Sao Paulo und Abu Dhabi noch zweimal so deutlich gegen Wehrlein verliert, könnte das das Ende seiner Force-India-Hoffnungen sein.
Wehrlein: Rennen nicht nur auf Sauber ausgerichtet
An seiner eigenen Performance, so Ocon, könne der große Rückstand kaum liegen: "Am Anfang hat mir sicher die Erfahrung gefehlt", begründet er die ersten drei Qualifying-Niederlagen als blutiger Anfänger. "Dann hatte ich ein paar gute Qualifyings, in denen sich das Auto wirklich gut anfühlte. In Austin auch. Dort sind wir nur zu spät aus der Box gefahren, ein Kommunikationsfehler. Aber hier fühlt sich das Auto schrecklich an - so schlecht wie noch nie in dieser Saison."
Indes zeichnet Wehrlein schon die Marschroute für das Rennen auf: "Wir wollen auf jeden Fall vor Sauber stehen. Die sind momentan genau einen Platz vor uns. Es könnte ein gutes Rennen werden. Gestern sahen unsere Longruns konkurrenzfähig aus." Hilfreich wäre einer seiner berühmten Raketenstarts, um Ericsson bis zum Ende in Schach zu halten: "Ich brauche wieder einen guten Start, dann werden wir voll attackieren!"
Aber WM-Gegner Sauber sei nicht alles, unterstreicht er: "Für uns hat oberste Priorität, das bestmögliche Ergebnis zu holen. Natürlich kann es sein, dass wir zum Beispiel einen Strategie-Undercut bewusst machen, um vor Sauber zu kommen, aber grundsätzlich gehen wir mit einer ganz normalen Strategie ins Rennen. Wir schauen nicht nur auf Sauber, sondern wir schauen vor allem auf uns selbst - mit dem Ziel, am Ende vor Sauber zu sein."