Motorenmodus: Mercedes dementiert Verschwörungstheorien
Fährt Nico Rosberg in Mexiko mit schaumgebremstem Mercedes-Motor? Toto Wolff legt Wert darauf, beiden Fahrern gleiche Chancen zu eröffnen...
(Motorsport-Total.com) - Wenn schon außer Mercedes niemand dazu in der Lage ist, aus eigener Kraft Formel-1-Rennen zu gewinnen, dann wird sich im intrigenreichen Grand-Prix-Paddock auf jede potenzielle Kontroverse gestürzt, die teamintern die Spannungslage erhöhen könnte. Und so ist nun auch am Rande des drittletzten Saisonrennens in Mexiko (Formel 1 2016 live im Ticker) eine Verschwörungstheorie aufgekommen - die von Sportchef Toto Wolff allerdings gleich im Keim erstickt wird.
Kern der Theorie sind diesmal die Motorenmodi. Dass Nico Rosberg nach vier Siegen in den letzten sechs Rennen in Mexiko plötzlich so deutlich gegenüber Lewis Hamilton abfällt, will so manchem nicht in den Kopf gehen. Eine plausible Erklärung könnte sein, dass er mit schaumgebremster Motorleistung fährt - a) um einen Motorschaden zu verhindern, weil er nur fünf statt Hamiltons acht Antriebseinheiten in seinem Pool hat, oder b) weil ihn Mercedes künstlich einbremsen will.
Um Hamiltons technisches Pech in dieser Saison auf diese Weise auszugleichen? "Nein. Das würden wir nicht tun", stellt Wolff klar. "Die Formel 1 ist ein mechanischer Sport, in dem das Pendel in die eine oder in die andere Richtung ausschlagen kann. Aber wir würden nicht einschreiten und Defizite ausgleichen, die durch mechanische Probleme entstanden sind." Rosberg bestätigt das: Er habe jederzeit Zugriff auf alle Motorenmodi gehabt, wann immer er wollte.
Ständiger Wechsel zwischen Rosberg und Hamilton
"Dieses Auf und Ab sehen wir schon die ganze Saison", relativiert Wolff. "Singapur war so ziemlich Nicos Terrain, Suzuka auch. Lewis war in Malaysia und Austin wirklich stark. Dieses Wochenende scheint wieder Lewis am Drücker zu sein. Es waren immer ein paar Zehntel zwischen den beiden. In der letzten Runde brachte Nico es ganz gut hin und stellte das Auto auf P2, aber es hat halt nicht ganz gereicht, um Lewis zu schlagen."
Während Formel-1-Playboy Eddie Irvine und Ex-Mercedes-Teamchef Ross Brawn glauben, dass Hamilton, wenn es drauf ankommt, einfach um ein kleines bisschen talentierter ist als Rosberg, vermutet GPDA-Direktor Alexander Wurz, dass sich Rosberg inzwischen zu sehr auf Hamilton konzentriert, anstatt einfach sein Ding durchzuziehen. An Wolff gehen solche Vermutungen spurlos vorbei: "Wir wollen das Rennen gewinnen", meint er.
Mexiko: Gleiche Strategie für beide Mercedes-Fahrer
Im Rennen am Sonntag vermutlich mit der gleichen Strategie, genau wie schon in Mexiko 2015. Damals wurde Rosberg in Führung liegend ein zweites Mal an die Box geholt. Kurz darauf witterte Hamilton seine Chance, mit einer Einstoppstrategie das Rennen gewinnen zu können - was ihm vom Team verweigert wurde. Sollte es diesmal eine ähnliche Konstellation geben, würde der Mercedes-Kommandostand vermutlich genauso handeln.
Fotostrecke: GP Mexiko, Highlights 2015
Das schönste Podium des Jahres, ganz besonders für Nico Rosberg: Nach seiner bitteren Niederlage gegen Lewis Hamilton beim WM-Entscheider in Austin liefert der Mercedes-Fahrer in Mexiko-Stadt eines seiner besseren Wochenenden ab und gewinnt letztendlich souverän. Vor 134.850 Zuschauern fühlt er sich "wie ein Rockstar". Fotostrecke
"Sie auf zwei unterschiedliche Strategien zu setzen, wenn wir nicht wissen, welche davon richtig ist, kann potenziell zu einem Ausgang führen, der dann einer Erklärung bedarf", argumentiert Wolff. "In den vergangenen Jahren hatten wir das schon ein paar Mal, das uns Fragen gestellt wurden wie: 'Warum habt ihr Fahrer A auf diese Strategie gesetzt und Fahrer B auf die andere, obwohl klar war, welche Strategie besser ist?'"
Also werde man einheitlich vorgehen. "Wenn wir schon Strategien splitten", erklärt Wolff, "dann erstens um den Sieg sicherzustellen und zweitens weil wir nicht wissen, welche der beiden Strategien besser ist." Der WM-Kampf ist dafür durchaus eine Belastung, wie er zugibt: "Ja, wir tragen diese Verantwortung, diese Last auf unseren Schultern, weil wir mit unseren Entscheidungen möglichst für gleiche Ausgangsbedingungen sorgen wollen."