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Antriebe vor Sao Paulo: Renault vor Red-Bull-Versöhnung?
Eine neue Ausbaustufe des V6-Hybrid ist laut Daniel Ricciardo zukunftsweisend - Wenig Gewinn bei der Rundenzeit - Red Bull fokussiert sich auf 2016
(Motorsport-Total.com) - Eine katastrophale Saison soll für Renault beim Brasilien-Grand-Prix am Wochenende eine späte, aber erfreuliche Wendung erhalten. Die Franzosen setzen im Red Bull Daniel Ricciardos erstmals das Motorenupdate ein, in das elf der zwölf Token zur Entwicklung unter der Saison geflossen sind. Auch wenn sich die Erwartungen insbesondere bei den Österreichern in Grenzen halten, bedeutet die neue Ausbaustufe für Renault einen wichtigen Schritt. "Wir haben einen Haufen Arbeit", sagt Remi Taffin.
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Daniel Ricciardo hofft darauf, einen besser fahrbaren Renault im Heck zu haben Zoom Download
In Austin hatte Red Bull verzichtet, um bei einem für den RB11 aussichtsreichen Regenrennen nicht von hinten starten zu müssen. Denn der Einsatz der neuen Komponenten, die ab dem ersten Freien Training am Freitag erfolgt ist für Ricciardo mit einer Strafversetzung verbunden. Für den achten Verbrennungsmotor erhält der Australier zehn Plätze plus. Den Turbolader wechselt er nicht, weil Renault bei der gewohnten Version bleiben will. Ricciardo wertet den Einsatz der Ausbaustufe als zukunftsweisend, wenn es um den Weg des Red-Bull-Projekts geht.
Schließlich munkelt man im Paddock von "Inkognito-Antrieben", die weiter von Renault kommen sollen. "Wir sind noch unentschlossen. Wenn wir also an diesem Wochenende etwas Positives erkennen, dann könnte es klarer werden, wo wir hinwollen", meint Ricciardo und verschreibt sich dem Testen für 2016: "Es geht nicht mehr um viel. Auf diesem Kurs rechnen wir nicht mit einem Podium, also gibt es auch nicht wirklich etwas zu verlieren."
Nur 0,160 Sekunden schneller: Ricciardo hofft auf Fahrbarkeit
Ob auch Teamkollege Daniil Kwjat das Update und den neunten V6 der Saison erhält, wird nach der Jungfernfahrt am Samstag entschieden. Renault-Einsatzleiter Remi Taffin dämpft Erwartungen: "Natürlich sind wir auf gute Resultate aus, aber die Verbesserung der Performance auf der Strecke wird sich in Grenzen halten. Ziel ist es, die Richtung für die nächste Entwicklungsphase vorzugeben und eine Grundlage zu schaffen, um im Winter weiterzuarbeiten", meint der Franzose. Die Rede ist von einem Vorteil von 0,140 bis 0,160 Sekunden Vorteil in Interlagos.
Ricciardo ist dennoch gespannt: "Ich bin neugierig, aber nicht voller Hoffnung. Mich reizt eher die Fahrbarkeit, wenn sich in dieser Hinsicht etwas tut. Etwa, ob das Gaspedal direkter reagiert, was vielleicht auch beim Reifenverschleiß im Rennen von Vorteil sein kann", erklärt er und unterstellt Renault Verbesserungen. "Die ersten fünf oder sechs Grands Prix waren noch ein ziemliches Problem für uns. Aber wenn man sich an etwas gewöhnt, dann kommt man mit einigen Dingen besser klar. Vielleicht fühlt es sich wie zwei Schritte auf einmal an."
Wenig Sorgen bei Mercedes und bei Ferrari
Bei der Mercedes-Konkurrenz, wo nur das Werksteam die neueste, mit Blick auf 2016 designte Ausbaustufe nutzt und die Kunden weiterhin mit einer früheren Version unterwegs sind, sieht die Lage wesentlich entspannter aus. Noch sind alle Autos im Fahrplan und mit wenigen Ausnahmen bei allen Komponenten mit Bauteil Nummer vier unterwegs, Strafen gab es in der laufenden Saison gar nicht.
Nachdem Ferrari Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in Austin frische Verbrennungsmotoren spendiert hat, steuert auch die Scuderia auf ein Saisonende ohne Strafe zu. Allerdings können sich die Italiener keinen Tausch erlauben, ohne belangt zu werden. Erstaunlicherweise schaffte es Kunde Sauber sowohl mit Felipe Nasr und Marcus Ericsson bisher im Kontingent von vier Versionen zu bleiben.
Anders Honda: Die McLaren von Fernando Alonso und Jenson Button sind längst im zweistelligen Bereich angekommen. Der Brite nutzt beim Turbolader und bei der MGU-H die rekordverdächtige Nummer zwölf, weitere Tiefpunkte drohen. Schließlich beansprucht auch Sao Paulo die Motoren mit seiner Höhenlage von rund 800 Meter über Normalnull besonders. Auch wenn Mexiko-Stadt mit circa 2.285 Metern eine andere Hausnummer war, bedeutet die dünnere Luft ein Problem für die Kühlung.
Das Problem erwies jedoch schon vor zwei Wochen als weniger gravierend, auch was die Rotation des Turbos und die Wirkung des aerodynamischen Abtriebs angeht. Trotzdem ist der Parcours in Interlagos zwar kurz, mit 15 Sekunden Vollgas auf der Start- und Zielgeraden sowie einer Stop-and-Go-Passage aber eine harte Prüfung für den Verbrennungsmotor. Hinzu kommt, dass die unebene Fahrbahnoberfläche das Auto zum Springen und den Drehzahlbegrenzer in der Luft schlagartig zum Einsetzen bringen kann.
Hintergrund: Wann es Strafen hagelt
Pro Rennsaison und Auto darf ein Team maximal vier Antriebsstränge (fünf Antriebsstränge bei mehr als 20 Grands Prix im Kalender, was 2015 trotz "Südkorea-Trick" nicht zutrifft) verwenden, der laut Reglement in sechs Einzellkomponenten (Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K, Energiespeicher, Einheitselektronik) eingeteilt ist. Diese dürfen beliebig kombiniert werden. Wird eine fünfte Einzelkomponente eingebaut, erfolgt eine Rückversetzung um zehn Plätze. Bei jedem weiteren fünften Einsatz einer Einzelkomponente gibt es eine Rückversetzung um fünf Plätze. Analog dazu wird bei der sechsten und allen weiteren Einzelkomponenten verfahren. Honda erhielt als Neueinsteiger einen Joker in Form einer zusätzlichen Komponente.