Ferrari in Monza: Heimische Festspiele nach Reifendebakel
Vor heimischer Kulisse will Ferrari zwar eine gute Figur machen - Man glaubt aber nicht dass ein Heimsieg beim Formel-1-Grand-Prix von Monza 2015 möglich sein wird
(Motorsport-Total.com) - Als erstes Rennen nach dem Reifenplatzer an Sebastian Vettels Boliden in Belgien steht für ihn und Stallgefährte Kimi Räikkönen das Ferrari-Heimspiel beim Formel-1-Grand-Prix in Monza 2015 an. Während Pirelli zum Vorfall in Spa am bevorstehenden Wochenende erste Erkenntnisse präsentieren will, folgt Vettels erster Auftritt in Monza in Rot. Mit Monza verbindet den viermaligen Weltmeister der erste Formel-1-Triumph seiner Karriere, der 2008 von den Tifosi bejubelt wurde. 2011 machte der Heppenheimer gänzlich andere Erfahrung.
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Gelingt es Räikkönen und Vettel, die Tifosi in Jubelstimmung zu versetzen? Zoom Download
"Früher war ich in Monza nicht so populär. Ich hoffe, dass das jetzt anders wird. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Sieg 2008, als die Zuschauer durchgedreht sind. Ich dachte, sie wissen nur zu schätzen, was ich geleistet hatte. Dabei freuten sie sich über das italienische Team mit dem Ferrari-Motor", berichtet er über seinen Toro-Rosso-Sieg bei strömendem Regen: "2011 habe ich auf Red Bull wieder gewonnen. Ich war genauso glücklich wie 2008, wurde aber ausgebuht."
"Da wurde mir klar, dass es einen Riesenunterschied macht, für welches Team du gewinnst. Ich freue mich darauf, von den Tifosi angefeuert zu werden." Dass es für die italienischen Fans unbedingt Ferrari sein muss, erfuhr auch Riccardo Patrese 1983 bitterlich beim Grand Prix von San Marino. Der Ausfall des Italieners wurde bejubelt, denn damit gewann letztlich Rene Arnoux auf Ferrari.
Heimsieg 2015 unrealistisch?
Jedoch stehen die Zeichen für 2015 bisher nicht auf Heimsieg. "Ihr wisst gut genug, dass die Streckencharakteristik von Monza der von Spa ähnelt", führt Teamchef Maurizio Arrivabene gegenüber 'Motorsport.com' aus und dämpft die Erwartungen der Ferrari-Anhänger: "Das hat zu unserem Auto weniger gepasst. Ich will damit nicht sagen, dass wir sofort das Handtuch werfen, aber ich möchte realistisch sein. Ich werde nicht versuchen, die Fans zu täuschen, also sage ich es lieber so, wie es ist." Den Heim-Grand-Prix konnte Ferrari bisher 18 mal gewinnen, zuletzt gelang dies Fernando Alonso 2010.
Fotostrecke: GP Italien, Highlights 2014
Start zum Grand Prix von Italien: Lewis Hamilton (Mercedes) kommt wegen einer schlecht kalibrierten Kupplung nicht gut weg und fällt hinter Teamkollege Nico Rosberg, Kevin Magnussen (McLaren) und Felipe Massa (Williams) auf Platz vier zurück. Valtteri Bottas (Williams) rutscht sogar von P3 auf P11 ab. Fotostrecke
Nebst dem Mercedes-Werksteam müssen derzeit Zweiten der Konstrukteurswertung im Königlichen Park mindestens Williams auf der Rechnung haben - wenn nicht gar noch Lotus und Force India, da die Mercedes-Kundenteams im Verlauf der Saison immer wieder unter Beweis stellten, dass sie durchaus in der Lage sind, den PS-Vorteil auf Strecken wie Montreal oder Spa zu ihrem Vorteil zu nutzen. Bestes Beispiel: Romain Grosjean gelang im Qualifying von Spa die viertschnellste Trainingszeit, während Vettel als bester Ferrari lediglich die neuntschnellste Runde zustande bekam.
Kein spezielles Motoren-Update
Für die verbleibenden Rennen der Saison 2015 heißt es in Maranello, den Vizetitel klarzumachen, den Vorsprung auf Williams zu halten und dabei gleichzeitig auf Mercedes aufzuschließen. Daher machte es für Ferrari wenig Sinn, ein spezielles Motoren-Update mit nach Monza zu bringen, nur um den Zuschauern zu gefallen. Einen dritten Grand-Prix-Sieg 2015 malt man sich aktuell noch aus, doch scheint man dabei auf Strecken zu schauen, die dem Ferrari eher entgegenkommen. Daher verwendet man vor Monza lieber vorsichtig einige wenige Token für die Motorenentwicklung und hält sich weitere Token für den Kampf mit Mercedes in der Hinterhand.
Fotostrecke: Die deutschsprachigen Ferrari-Piloten
Sebastian Vettel wird in der 64-Jährigen Formel-1-Geschichte der fünfte deutschsprachige Ferrari-Werkspilot sein. Seine Ahnen - zwei Landsleute und zwei Österreicher - sorgten bei der Scuderia für zahlreiche Erfolge: 94 Grand-Prix-Siege und sieben Weltmeistertitel glückten. Hätte die Verbindung gleich zu Beginn nicht ein tragisches Schicksal ereilt, hätte es schon viel früher ruhmreiche Momente geben können. Fotostrecke
"Wir arbeiten (am Motor; Anm. d. Red.), doch es wird in Monza keinen 'Super-Motor' geben", winkt Arrivabene ab. "Wir werden vielleicht ein paar Token einsetzen, allerdings nur sehr wenige", schildert der 58-Jährige weiterhin, der unterstreicht, dass Ferrari derzeit mehr am Verbrennungsmotor selbst als am Antriebsstrang insgesamt arbeitet.
Die Hoffnung vor der hauseigenen Kulisse will der Ex-Marlboro-Manager dann aber doch nicht begraben. "Wenn wir irgendeinen Hasen aus dem Hut zaubern könnten, wäre ich überglücklich, doch wir werden nicht die Messlatte sein", so Arrivabene abschließend.