Wiedergeburt? Mercedes lobpreist "brutalen Fighter" Rosberg
Für seinen beherzten Auftritt erntet Nico Rosberg viel Lob von Niki Lauda und Toto Wolff - Das kann über das vierte verlorene Teamduell nicht hinwegtäuschen
(Motorsport-Total.com) - Für Nico Rosberg und seine WM-Ambitionen war der Bahrain-Grand-Prix am Sonntag der nächste Schlag ins Kontor: Lewis Hamilton dominierte seinen Teamkollegen zum vierten Mal in dieser Saison deutlich, er musste sich dazu mit Bremsproblemen Kimi Räikkönen beugen und reist mit 27 Punkten Rückstand in der Fahrer-Gesamtwertung aus der Wüste ab. Dennoch sind die Mercedes-Verantwortlichen bemüht, ihren noch vor einer Woche in China restlos bedienten Schützling zu lobpreisen.
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In Runde 16 ging es zur Sache - und Nico Rosberg demonstrierte seinen Killerinstinkt Zoom Download
Den Anfang macht Niki Lauda im Gespräch mit 'Sky': "Er hat heute ein Feuerwerk abgeliefert wie im vergangenen Jahr, als er sich gegen alles aufgebäumt hat", erkennt der Aufsichtsratsboss ein Comeback des Deutschen, der schon 2014 gegen Hamilton zunächst ins Hintertreffen geraten war. Lauda glaubt jedoch, dass Rosberg ein Formtief zu überstehen hatte: "Er ist ein perfektes Rennen gefahren. Das hat mich persönlich nach seinem Durchhänger gefreut. Vor Nico kann man nur die Kappe ziehen."
Was für Rosberg spricht: Er zeigte tolle Überholmanöver gegen die Ferrari-Piloten, allen voran Sebastian Vettel düpierte er und lieferte Kritikern, die ihm mangelnden Killerinstinkt unterstellen, wenig Argumente. "Es hatte nie jemand Zweifel an Nico", gibt Mercedes-Sportchef Toto Wolff Rückendeckung und besingt Rosberg: "Er war in Bestform, hat hart gekämpft und überholt. Jeder der Zweifel gehabt hat, ob er brutal genug und Fighter genug ist, hat einen Nico gesehen, der sein bestes Rennen des Jahres gefahren ist - einen Nico, der das beste Rennen in diesem Feld gefahren ist."
Rosberg reitet auf der Rasierklinge und demonstriert Killerstinkt
Dass es für mehr als Rang drei nicht reichte, war nicht sein Verschulden, sondern lag am besagten Bremsdefekt - der auch Hamilton ereilte, wenn auch erst kurze Zeit später. Trotzdem schien der Sieg außer Reichweite. Wolff erkennt bei Rosberg Größe in der Niederlage: "Den dritten Platz auf dem Podium trotzdem so professionell zu nehmen zeigt nicht nur, dass er gut Auto fahren kann, sondern, dass er eine große Persönlichkeit ist. Ohne die Probleme und mit besserem Startplatz wäre er um den Sieg gefahren."
Dass Rosberg seine Leistung im Qualifying nicht brachte, trübt den Gesamteindruck, zumal Hamilton einmal mehr auf den Punkt fokussiert schien und seinem Teamkollegen seine große Stärke im Zeittraining abgeknüpft zu haben scheint. Rosberg wäre gut beraten würde er Eindrücke wie Runde 16 des Rennens in Bahrain mitnehmen: Der Wiesbadener überholte Vettel in Kurve 1 genau in dem Moment, als der aus der Box kommende Hamilton vor den beiden einscherte. Es war Präzisionsarbeit.
Ende des Lobliedes: "Hamilton eine Klasse für sich"
Genüsslich beschreibt Rosberg die Szene, in der Vettel fällig war: "Ich bin nach innen gezogen, weil er die Tür nicht zugemacht hat. Ich habe gehofft, dass Lewis weg ist, wenn wir Kurve 1 erreichen. Das war schon ziemlich haarig, gerade von außen betrachtet", räumt er ein. Auch Hamilton war perplex: "Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Ich glaubte, nach dem Stopp einen ordentlichen Vorsprung zu haben und dann waren sie aus heiterem Himmel plötzlich da. Ich dachte nur: 'Oh mein Gott, das wird eng!"
Lauda glaubt, dass Bahrain für Rosberg eine Art Wunderheilung war: "Die Performance hat für ihn vom Kopf her begonnen. Er braucht jetzt nichts anderes zu machen, als nach Hause zu fahren, sich zu erholen oder mit den Hunden zu spielen. Dann kommt er wieder ganz normal nach Barcelona", meint die Rennlegende und vermutet, dass die Stimmung im Hause Rosberg nach mehreren Misserfolgen schon bei der Anreise gedämpft gewesen sei: "Jetzt ist er wieder auf Null gestellt. Man davon ausgehen, dass das wieder so weitergeht."
Wolff sieht den Schlüssel zum Erfolg im Qualifying: "Er muss am Samstag alles richtig machen und vorne stehen. Von dort aus muss er das Rennen kontrollieren, wie wir es von Lewis gesehen haben." Apropos: Das Loblieb auf Rosberg geht nicht soweit, dass ein Mercedes-Verantwortlicher infrage stellen würde, wer bei den Silberpfeilen sportlich den Ton angibt. Perfekte Rennen sind im Falle des Weltmeisters offenbar eine Selbstverständlichkeit: "Lewis sowieso, er hat von Anfang bis Ende alles kontrolliert. Besser kann man es nicht machen. Er ist eine eigene Klasse", meint Lauda.