Reichlich Schäden: Renault lässt in Bahrain Dampf ab
Renault hat die Standfestigkeit der Antriebe immer noch nicht im Griff: Feuerwerk von Daniel Ricciardo, Totalausfall von Toro Rosso - Ab Barcelona soll alles besser werden
(Motorsport-Total.com) - Während Mercedes und Ferrari mit guter Power und ausreichender Standfestigkeit um den Sieg im Grand Prix von Bahrain kämpften, gab es im Lager von Renault und der Partnerteams Red Bull und Toro Rosso wieder große Sorgen. Beide Toro Rossos schieden aufgrund von technischen Problemen am Antriebsstrang aus, der Motor im Red Bull von Daniel Ricciardo hauchte sein Leben passend zur Zieldurchfahrt in Manama mit einer großem Qualmwolke aus.
Die Geschehnisse vom Wochenende haben noch einmal untermauert, was den Bossen der Renault-Nissan-Gruppe seit einigen Wochen ein schmerzhafter Dorn im Auge ist: Die Franzosen haben im Formel-1-Wettbewerb gegen Mercedes und Ferrari keine Chance - sogar Neueinsteiger Honda muss sich so langsam nicht mehr verstecken. Konzernchef Carlos Ghosn hat ein umfassendes Entwicklungsprogramm gefordert. Man nimmt noch einmal viel Geld in die Hand. So schnell geht die Aufholjagd aber nicht.
"Weil uns die Risiken bewusst waren, haben wir ohnehin schon sehr zurückhaltende Motoreinstellungen gewählt", sagt Motorenchef Remi Taffin. "Bei Red Bull hat es gerade so bis zum Ende des Rennens gereicht. Bei Toro Rosso musste Carlos Sainz auf dem Weg zu Punkten leider aufgeben, bei Max Verstappen sieht es nach einem Elektrikschaden aus. Innerhalb der kommenden drei Wochen werden wir alle Aspekte genau begutachten - die guten wie die schlechten. Und dann kommen wir mit Lösungen in allen Bereichen."
Renault verspricht Verbesserungen in allen Bereichen
An diesem Verprechen wird sich der Verantwortliche des französischen Herstellers in drei Wochen beim ersten Europarennen des Jahres in Barcelona messen lassen müssen. Die Partnerteams sind mit ihrer Geduld am Ende. "Als bei Zieldurchfahrt das Feuerwerk losging, da dachte unser Motor wohl, dass er da mitmachen muss", spricht Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit Galgenhumor. Daniel Ricciardo rettete nur mit Glück den sechsten Rang ins Ziel.
"Es war ein spektakuläres Ende des Rennens. 200 Meter vor dem Ziel ging der Motor hoch, aber glücklicherweise hatte er genug Schwung, um es über den Zielstrich zu schaffen", beschreibt Horner. Das Team hatte anhand der Telemetrie keinerlei Hinweise auf ein vorhandenes Problem mit den Treibsatz erhalten. Und dann: Totalschaden aus dem Nichts. "Ich denke, dass wir dieses Triebwerk in Zukunft nicht mehr verwenden können. Das war unser dritter Motor. In Barcelona setzen wir dann schon den vierten ein", klagt Horner.
An der Antriebsfront wird es eng - sowohl bei Red Bull als auch bei Toro Rosso. Es muss dringend etwas passieren. "Sie wollen nicht in einer solchen Lage stecken. Sie wollen in der Formel 1 konkurrenzfähig sein. Das erreicht man aber nicht einfach mal so. Das haben sie selbst auch festgestellt. Renault ist entschlossen, entsprechende Lösungen zu finden", nimmt Horner die jüngsten Ankündigungen von Konzernboss Ghosn zur Kenntnis.
Ricciardo-Feuerwerk: Wieder ein Kolbenschaden?
"Renault kann es sich nicht leisten, noch länger in einer solchen Situation zu stecken. Das ist dort allen bewusst. Solange es immer wiederkehrende Fehler sind und keine neuen, beruhigt mich die Tatsache, dass bereits Lösungen in Sicht sind", sagt der Red-Bull-Teamchef. Der Schaden am Ricciardo-Antrieb ähnelte jenem Defekt, der in China am Toro Rosso von Max Verstpappen aufgetreten war. Die Kolben halten auf Dauer nicht.
Wann gibt es haltbare Lösungen? "Da müsste man Cyril fragen", wiegelt Horner ab. Der angesprochene Renault-Manager Cyril Abiteboul sagt: "Ein weiterer Motorschaden bei Zieldurchfahrt war nicht das, was wir uns gewünscht hätten. Immerhin hat es Daniels Ergebnis nicht mehr beeinflusst. Es war sicherlich kein Wochenende, das wir besonders gern in Erinnerung behalten werden. Uns war bewusst, dass wir nach dem Rennen in China hier einige Risiken eingehen würden. Die Ränge sechs und neun für Red Bull waren das, was wir uns erhoffen durften. Toro Rosso konnte das Potenzial wegen eines Doppelausfalls nicht umsetzen."
"Die Zuverlässigkeit war bislang unsere Achillesferse, aber nun haben wir 18 Tage Zeit bis zum nächsten Rennen, um entsprechend dauerhafte Lösungen und weitere Performance-Updates zu installieren", sagt der französische Ex-Caterham-Teamchef. Man werde Fortschritte "an allen Fronten" schaffen, verspricht Abiteboul. Allerdings ist derzeit noch nicht sicher, ob sich alle Lösungen schon für das Rennen in Barcelona umsetzen lassen. Spätestens in Monaco sei es aber soweit, erklären die Franzosen.