Mercedes auf Rekordjagd: Besser als Prost und Senna 1988
Mit dem Erfolg von Brasilien hat Mercedes wieder einige Bestmarken geknackt: Mehr Punkte als Red Bull, mehr Podien als Ferrari, mehr Doppelsiege als McLaren
(Motorsport-Total.com) - Mercedes trägt sich weiter unaufhaltsam in die Geschichtsbücher ein. Seit Austin stehen die Silberpfeile als doppelte Titelträger der Saison 2014 fest, doch das heißt nicht, dass das Team nichts mehr erreichen kann. Ein paar Bestmarken wurden in Sao Paulo bereits geknackt: So hat das Team mit dem Doppelerfolg nun 651 WM-Punkte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gesammelt - die höchste Punktzahl, die je in einer Saison erzielt wurde.
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Die Gesichter des Erfolgs: Hinter den Mercedes-Rekorden steckt viel Arbeit Zoom Download
Zugegebenermaßen sind neue Punkterekorde seit der Umstellung auf das aktuelle 25-Punkte-für-den-Sieger-System zur Saison 2010 nicht ganz so viel wert, doch die Bestmarke von Red Bull aus der Saison 2011 (650 Punkte) will erst einmal geknackt werden. Damals feierte Sebastian Vettel bereits im 15. von 19 Rennen den Titel, während Teamkollege Mark Webber wenigstens in Brasilien gewinnen konnte.
Mit 30 Podestplätzen in einer Saison knackte Mercedes heute zudem den Rekord von Ferrari aus der rekordverdächtigen Saison 2004, in der Michael Schumacher und Rubens Barrichello zusammen auf 29 Podestzeremonien kamen - in übrigens ebenso vielen Rennen wie aktuell Mercedes. Die Silberpfeile haben allerdings in Abu Dhabi die Chance, die Bestmarke noch auf 32 hochzuschrauben.
Rekordsaison 1988 überboten
Viel wichtiger ist jedoch ein anderer Rekord, der mit dem Erfolg von Nico Rosberg heute eingestellt wurde: 15 Saisonsiege gelangen einst auch dem legendären Duo Ayrton Senna und Alain Prost bei McLaren 1988. Damals gab es allerdings nur 16 Saisonrennen, den totalen Triumphzug verhinderte damals jedoch Jean-Louis Schlesser, der als Überrundeter Ayrton Senna aus dem Rennen nahm und so dafür sorgte, dass McLaren einmal in der Saison nicht gewinnen konnte.
Dass Mercedes alle Rennen gewinnen würde, war auch zu Saisonbeginn 2014 befürchtet worden, doch schon mit dem Sieg von Daniel Ricciardo in Kanada waren alle Überlegungen obsolet, der Australier gewann sogar noch zwei weitere Male. Dennoch schafften die Silberpfeile bislang elf Doppelerfolge und übertreffen damit die McLaren-Bestmarke aus eben jener 1988er-Saison.
"1988 war meine erste Saison in der Formel 1. Damals wurden Rekorde erzielt, von denen ich glaubte, dass sie niemals gebrochen werden würden", erinnert sich Technik-Geschäftsführer Paddy Lowe. "Es ist schwer zu glauben, dass wir nun einen neuen Maßstab gesetzt haben. Das ist ein Tribut an die Leistungen des gesamten Teams. Herzlichen Glückwunsch an alle Teammitglieder in Stuttgart, Brixworth und Brackley zum Erreichen dieses Meilensteins."
Der Teamgedanke zählt
Es ist genau jener Teamgedanke, der bei den Silberpfeilen immer wieder vorgelebt wird. Gemeinsam tut man alles für den Erfolg, und das zahlt sich in dieser Saison aus. "Es ist großartig, ein Teil von einer solchen Bewegung zu sein. Und man kann es im Team spüren", sagt Nico Rosberg, während auch Teamkollege Lewis Hamilton jedes Wochenende aufs Neue begeistert ist: "Im Grunde ist es das beste Auto, das ich je gefahren habe. Danke an die Jungs in der Fabrik", zieht er seinen Hut.
Verantwortlich dafür ist Motorsportchef Toto Wolff. Der Österreicher hält die Fäden des Teams in seiner Hand und kümmert sich um die sportlichen Belange des Rennstalls. Doch während er meist an der Strecke die repräsentative Figur einnimmt, betont er wieder die Teamleistung, die so eine Rekordsaison erst möglich macht. "Was wir an den Rennwochenenden auf der Strecke erleben, ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt er.
"Es gibt sehr viele hart arbeitende, intelligente und gute Menschen, die zu den Erfolgen des Autos in dieser Saison ihren Beitrag geleistet haben. Wenn ich es könnte, würde ich den Namen eines jeden Einzelnen nennen. Einige Gesichter sind der Öffentlichkeit bekannt. Aber diese Ergebnisse sind nur möglich, weil ein starkes Team dahinter steht, das immer zusammenhält. Elf Doppelsiege, 15 Siege und 30 Podestplätze in einer Saison machen mich unglaublich stolz auf meine Kollegen und was wir gemeinsam erreicht haben."
Hamilton auf Sennas Spuren?
Und während es für das Team an sich schon eine absolute Erfolgsgeschichte ist, geht es zumindest für die Fahrer in Abu Dhabi noch um den persönlichen Erfolg. Nico Rosberg kämpft um seinen ersten, Lewis Hamilton um seinen zweiten WM-Titel. Für den Briten gibt es dabei noch einen besonderen Anreiz, der ebenfalls wieder mit der Saison 1988 in Verbindung steht.
Damals wurde Ayrton Senna der letzte Weltmeister der Turbo-Ära, nun könnte der Brite in die Fußstapfen seines großen Idols treten. Doch er winkt ab: "Die Meisterschaft zu gewinnen hat nichts mit Senna zu tun. Das ist etwas, wofür ich und meine Familie sehr hart gearbeitet haben, aber natürlich ist Senna mein Lieblingsfahrer. Wann immer mein Name im gleichen Satz genannt wird, fühle ich mich sehr geehrt und stolz. Er war ein Genie und ein Perfektionist, und das möchte ich auch sein."