Bewerbung bei Ferrari? Bianchi wirft Räikkönen in Q1 raus
Nächstes Highlight in Ungarn: Jules Bianchi fährt mit dem unterlegenen Marussia ins Q2 und besiegelt den vorzeitigen Feierabend von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen
(Motorsport-Total.com) - Jules Bianchi fährt seine zweite Saison im kleinen Marussia-Rennstall und hat dort die Aufgabe, zu lernen und sich mit Highlights in Szene zu setzen. Das gelang dem Franzosen in Monaco mit den ersten WM-Punkten für Marussia. In Silverstone qualifizierte er sich als Zwölfter und auch auf dem Hungaroring zeigte Bianchi sein Talent. Im ersten Qualifying-Abschnitt katapultierte sich der Ferrari-Junior auf Platz 16 und verdrängte damit Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen. Der Finne saß an der Box und musste tatenlos zusehen, wie Bianchi für seinen vorzeitigen Feierabend sorgte.
Räikkönen war in Q1 ausgeschieden, während Bianchi in Q2 erneut fahren durfte. "In meinem ersten Versuch in Q1 machte ich in der Schikane einen groben Fehler und verlor dort vier Zehntelsekunden. Der zweite Versuch war eine gute Runde. Es war das Maximum", sagt Bianchi zu seinem Qualifying. Und genau dieser Fehler im ersten Versuch besiegelte das Schicksal von Räikkönen.
"Sie wussten nicht, dass ich in meinem ersten Versuch einen groben Schnitzer hatte. Sie haben meine Rundenzeit gesehen und nicht gedacht, dass ich mich so deutlich verbessern könnte", blickt Bianchi in Richtung Ferrari-Box. "Für sie war die Situation sicher schwierig zu beurteilen, aber für mich war es sehr gut, dass ich es ins Q2 geschafft habe." In Q2 war er schließlich der Langsamste und landete auf Startplatz 16.
Bianchi setzte erneut ein Highlight, schlug einen Ferrari, seinen Teamkollegen und das Caterham-Duo. Damit hatte er aber nicht unbedingt gerechnet. "Im Vormittagstraining konnte ich keine schnelle Runde fahren, weshalb ich die richtige Performance nicht erkennen konnte. Ich wusste aber, dass eine niedrige 1:27er-Zeit möglich ist", meint der Franzose. "Im Vormittagstraining war es schon besser als gestern, aber ich fühlte mich nicht wohl. Im Qualifying merkte ich sofort in meiner ersten Runde, dass es ein anderes Auto war. Trotzdem müssen wir uns noch verbessern."
"Vor dem Qualifying war ich nicht so zuversichtlich, denn wir hatten Mühe mit der Balance. Im Vormittagstraining war es besser, aber immer noch nicht optimal. Gegen Caterham war es an diesem Wochenende sehr eng. Jetzt im Qualifying war der Abstand etwas größer, aber ich glaube, dass es morgen im Rennen wieder sehr knapp zugehen wird", schätzt Bianchi die Situation ein. Im Anschluss an das Qualifying drängten sich viele Journalisten hinter der Marussia-Box.
Dass ausgerechnet der Ferrari-Nachwuchsmann in einem unterlegenen Auto den Ex-Weltmeister geschlagen hat, sorgte für Aufsehen. "Es ist natürlich gut, wenn ich vor Ferrari stehe", lächelt Bianchi. Er hält aber fest: "Sie haben bei der Strategie einen Fehler gemacht. An einem normalen Tag wären wir nicht vor ihnen. Ich bin glücklich, dass ich es ins Q2 geschafft habe."
Defekt bei Chilton
Der Einzug ins Q2 wurde auch durch die Defekte bei Lewis Hamilton (Mercedes) und Pastor Maldonado (Lotus) begünstigt. Aber man muss auch seine Chance nutzen. "Es waren zwei Autos, die man normalerweise nicht schlagen kann", sagt Bianchi. "Ich versuche, meinen Job zu machen und so schnell wie möglich zu sein. Ich wusste nicht, welche Zeit ich fahren musste, um es ins Q2 zu schaffen. Ich versuchte einfach, die bestmögliche Runde zu fahren. Mit meiner Runde bin ich sehr zufrieden. Es war eine meiner besten Qualifying-Runden."
Dagegen war sein Marussia-Teamkollege Max Chilton nicht zufrieden. Der Brite war um eine Sekunde langsamer und landete auf Startplatz 19. Er konnte nur Caterham-Pilot Marcus Ericsson in Schach halten. "Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Dieses Wochenende war bisher sehr mühsam", bedauert Chilton. "Wir konnten das Auto für das Qualifying verbessern, aber es ist schade, dass diese Fortschritte nicht ersichtlich wurden."
"Der erste Versuch war gut, aber in der zweiten Runde hatte ich ein elektrisches Problem. Das bedeutete, dass ich keine Leistung hatte und keinen schnellen Angriff fahren konnte. Basierend auf dem Gefühl vom ersten Versuch glaube ich, dass wir Kobayashi schlagen hätten können. Hier ist es immer ein hartes Rennen, denn Überholen ist schwierig. Es wird morgen nicht einfach, aber ich werde wie immer mein Bestes geben."