• 20. Juli 2014 · 20:56 Uhr

Mercedes jubelt in Hockenheim: "Stolz, den Stern zu tragen"

Bei Mercedes ist man mit dem Ergebnis von Hockenheim mehr als zufrieden, denn man hätte sich heute keinen besseren Ort dafür aussuchen können

(Motorsport-Total.com) - Besser hätte es für Mercedes an diesem Wochenende kaum laufen können. Nico Rosberg sicherte sich in Hockenheim seinen zweiten Heimsieg in dieser Saison (nach Monaco), für die Silberpfeile war es sogar der neunte Sieg im zehnten Rennen. Lewis Hamilton kam nach seinem Unfall im Qualifying nach einer grandiosen Aufholjagd noch auf den dritten Platz, doch die Schlagzeilen gebühren heute dem WM-Führenden.

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Mercedes jubelt am Hockenheimring: So hat man es sich vorgestellt Zoom Download

"Wow, was für ein großartiger Tag nach so vielen tollen Ereignissen für mich in dieser Woche", jubelt Rosberg im Anschluss an das Rennen. "Ich hatte hier auf einen Sieg gehofft und es klappte perfekt. Mein Silberpfeil war so dominant, vielen Dank an das Team für dieses fantastische Auto. Vor dem Rennen war ich besorgt, dass der Abstand im Rennen ohne das FRIC-System geringer sein würde. Aber wir waren wieder einmal die Schnellsten da draußen."

"Ich fuhr auf einer Zweistoppstrategie, die zum Ende der Stints nicht einfach zu handhaben war, weil die Reifen fast aufgebraucht waren. Ich bin so glücklich für Mercedes: Das war der erste Sieg seit vielen, vielen Jahren in Deutschland." Nachdem Hamilton seinen Heim-Grand-Prix in Silverstone gewinnen konnte, war nun Rosberg an der Reihe - ohne Silverstone im Hinterkopf: "Ich sehe es nicht als Rache für Silverstone, aber es ist schon lustig, wie es gekommen ist", lacht er. "Ich hatte ein Problem dort, Lewis hatte ein Problem hier, dadurch konnte er keinen richtigen Kampf mit mir haben."

Den Ausfall von Großbritannien hat er schon lange nicht mehr im Kopf. Dazwischen lagen zwei ereignisreiche Wochen: Die Hochzeit mit Freundin Vivian, der WM-Titel der Fußballer, seine Vertragsverlängerung und der Sieg vor seinem Heimpublikum. "Vielen Dank für die Unterstützung hier in Hockenheim, die Fans waren toll", sagt er. "Beim Start sah ich eine La-Ola-Welle, das war großartig. Jeder hat sich noch über den Sieg bei der Fußball-WM gefreut, und jetzt können sie sich noch ein wenig weiter freuen, dass Deutschland den Hockenheim-Grand-Prix gewonnen hat."

Schadensbegrenzung bei Hamilton

Teamkollege Lewis Hamilton betrieb mit Rang drei heute Schadensbegrenzung. Nach seinem Unfall im Qualifying und dem 20. Startplatz konnte der Brite nichts anderes tun, als Rosberg den Sieg zu überlassen und sich selbst so weit wie möglich nach vorne zu schieben. Mit Rang drei holte der Ex-Weltmeister auch fast das Optimum heraus, nur Valtteri Bottas (Williams) erwies sich als zu harte Nuss, sodass Hamilton nun 14 Punkte Rückstand in der WM hat.

Doch der Brite erweist sich als fairer Verlierer: "Zunächst einmal Glückwunsch an Nico zu seinem Heimsieg. Das ist ein besonderes Gefühl und ich bin sehr stolz, dass wir mit beiden Autos für Mercedes-Benz in Deutschland auf das Podium fahren konnten - stellvertretend für all die Mercedes-Mitarbeiter und Fans hier an diesem Wochenende", sagt er, zieht aber selbst kein allzu positives Fazit.

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Kollisionsmagnet: Lewis Hamilton erlebte einen aufregenden Grand Prix Zoom Download

"Aus persönlicher Sicht kann ich nicht allzu begeistert vom Rennen sein, denn das war ein hartes Wochenende für mich. Letztlich habe ich im Kampf um die Meisterschaft weitere Punkte an Nico verloren", seufzt er. "Ich bin aber dankbar, dass ich mit einem Podiumsplatz Schadensbegrenzung betreiben konnte. Wenn du quasi als Letzter in der Startaufstellung stehst und keine anderen Autos in deinen Spiegeln siehst, ist es schwer vorstellbar, dass du zwei Stunden später da oben stehen könntest."

Deswegen glaubt auch Aufsichtsratsvorsitz Niki Lauda, dass sein Pilot im Inneren doch glücklich ist: "Er weiß selber, dass er eine super Leistung gebracht hat. Vom 20. auf den dritten Platz nach vorn zu fahren, musst du erst einmal zustande bringen. Er ist mit sich hochzufrieden, hat alles richtig gemacht, und deswegen geht er jetzt gut und zufrieden nach Hause", glaubt der Österreicher.

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Doch Hamilton sieht weniger seinen Verdienst als den seines Teams: "Ich bin dem Team so dankbar für dieses Auto. Ich ziehe wirklich meinen Hut, dass sie eine Maschine gebaut haben, die solch eine Leistung liefern kann", sagt er und kommt zu seinem eigentlichen Grand Prix: "Um ehrlich zu sein, war es ein ziemlich geradliniges Rennen für mich. Manchmal hatte ich ein paar Probleme, allem zu folgen und zu wissen, wo genau ich beizeiten fuhr."

"Ich hatte früh einen schönen Kampf mit Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) und Glück, dass ich mir dabei meinen Frontflügel nicht beschädigte. Der Zwischenfall mit Jenson (Button; Anm. d. Red.) war dann einfach Pech. Er war in diesem Jahr so ein Gentleman und bereitete mir beim Überholen nicht viele Probleme, aber heute war es einfach ein Missverständnis. Ich war nicht nah genug dran für einen Überholversuch, aber in der Kurve fuhr ich auf der Innenlinie."


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"Es sah aus, als ob er zu weit rausgefahren wäre, dann stach er wieder in die Kurve zurück und hat mich dort vielleicht nicht gesehen. Wegen des Schadens verlor ich einiges an Downforce und dadurch wurde es schwierig, auf den linken Vorderreifen zu achten. Ich hatte viel Untersteuern und der Reifen baute schnell ab. Aus diesem Grund wechselten wir von einer Zweistopp- auf eine Dreistoppstrategie. Dann rief mich das Team auf meinem ersten Satz Option-Reifen früh rein, weil wir eine Safety-Car-Phase erwarteten - ich war ehrlich gesagt überrascht, dass es keine gab."

"In den letzten Runden holte ich ziemlich schnell zu Valtteri auf, aber er hatte zu viel Speed auf der Geraden um ihn überholen zu können. Ich tue alles Mögliche, um im Titelkampf wieder auf Nicos Level zu gelangen: Ich kann mich nicht noch mehr fokussieren oder härter arbeiten als ich es jetzt schon tue. Diese Meisterschaft ist eine große Herausforderung für mich, aber so liebe ich es - und ich würde es nicht anders wollen", so Hamilton abschließend.

Wolff: "Wir sind stolz, den Stern zu tragen"

Toto Wolff bilanziert das Rennen mit zwei lachenden Augen: "Das fühlt sich heute wie ein Doppelsieg an, wenn man beachtet, dass Lewis auf dem 20. Startplatz losfuhr. Es war eine magische Fahrt", lobt der Motorsportchef. "Es gab ein Missverständnis zwischen ihm und Jenson, das uns das Rennen hätte kosten können. Ich weiß, dass er ein sehr wettbewerbsfähiger Kerl und nie mit Platz drei zufrieden ist. Von unserer Seite fühlte es sich aber wie eine sehr gute Leistung an angesichts dessen, wie viel auf der Strecke los war und dass wir seine Boxenstopp-Strategie ändern mussten."

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Toto Wolff jubelt über einen besonderen Sieg für die Silberpfeile Zoom Download

"Nico kontrollierte das Rennen von Anfang bis Ende. Er wusste, dass die Aufgabe darin bestand, einen Vorsprung herauszufahren und das Auto heil nach Hause zu bringen - genau das tat er auch. Das war eine brillante Performance von ihm. Es war ein beeindruckendes Rennen und würdig für Deutschland; es ist deutlich zu sehen, dass der Sport lebt - und das gut", so der Österreicher, der vor allem Mercedes für dieses Erlebnis dankt: "Wir sind stolz, den Stern zu tragen und die beste Automarke der Welt zu repräsentieren."

Gleichzeitig möchte Wolff aber noch seine Grüße in Richtung Michael Schumacher loswerden, der auf den Tribünen heute in den Köpfen vieler Fans war: "Unsere Gedanken sind an jedem Rennwochenende aber auch bei Michael Schumacher, der so viel für unseren Sport in Deutschland getan und so oft hier in Hockenheim gewonnen hat. Er kämpft so wie es nur Michael kann und wir senden all unsere Wünsche und Unterstützung an ihn und seine Familie", so Wolff.

Drei Mercedes auf dem Podest

Technik-Geschäftsführer Paddy Lowe ergänzt aus seiner Sicht: "Wir wussten, dass dieser Nachmittag von vornherein eine Herausforderung werden würde. Nicht nur, um Lewis von hinten nach vorn zu bekommen, sondern auch wie immer, um die beiden Autos nach Hause zu bringen - und das bei all den Systemen, die gehandhabt werden müssen in einem langen Rennen, bei dem Regen drohte. Nico fuhr ein fehlerfreies Rennen mit zwei Boxenstopps wie wir es geplant hatten."

"Bei Lewis' Rennen passierte ein wenig mehr mit fantastischen Überholmanövern und einer großartigen Fahrweise. Wegen des Schadens an seinem Frontflügel verlor er viel Downforce. Deshalb wechselten wir auf eine Dreistoppstrategie, um uns die Möglichkeit zu geben, das anzupassen und um die fehlende Aero-Balance wiederherzustellen. Beim Safety-Car gingen wir ein Risiko ein. Das machte sich nicht bezahlt, wirkte sich aber nur leicht auf unsere Strategie aus."

"Am Ende wurden wir durch den Speed der Williams auf der Geraden ausgebremst. Unsere Rundenzeiten waren zwar schneller, aber wir konnten letztlich nicht überholen. Glückwunsch an Williams zum zweiten Platz. Es war toll zu sehen, dass drei Autos mit Mercedes-Benz Power hier in Deutschland auf das Podium fuhren", richtet Lowe die letzten Worte zum Heimspiel aus.

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