Defekte Bremsscheibe - Hamilton war "komplett unvorbereitet"
Lewis Hamilton geht es nach seinem Unfall am Hockenheimring gut, allerdings war der Abflug ein ziemlicher Schock für ihn - Mehr als 20 g wirkten auf den Briten
(Motorsport-Total.com) - Wieder einmal lief ein Qualifying für Lewis Hamilton in dieser Saison überhaupt nicht nach Plan. Allerdings war der Mercedes-Pilot dieses Mal komplett unschuldig. Eine defekte Bremsscheibe sorgte dafür, dass der WM-Zweite in Q1 heftig von der Strecke abflog und anschließend hilflos zusehen musste, wie Teamkollege Nico Rosberg sich die Pole-Position schnappte. Interessanterweise war sein größter WM-Konkurrent dabei mit anderem Material unterwegs.
© GEPA/Red Bull
Für Lewis Hamilton war das Qualifying nach seinem Unfall vorzeitig beendet Zoom Download
"Es ist ihm beim Anbremsen der Sachs-Kurve im Motodrom die rechte Bremsscheibe gebrochen", berichtet Mercedes-Teamchef Toto Wolff gegenüber 'Sky' und ergänzt: "Das war eine brandneue Bremsscheibe, die erst heute Morgen ins Auto gekommen ist - sollte nicht passieren, darf nicht passieren. Der Einschlag mit ganz schöner Wucht - seitlich, da schlagen die Knie aneinander. Angeblich waren es 21 g."
"Es war offensichtlich ein Fehler in der Struktur des Karbons", erklärt Paddy Lowe gegenüber 'Sky Sports F1' und berichtet: "Mit dem Material von Brembo ist in dieser Saison bereits häufiger etwas passiert. Nicht nur an unserem Auto, sondern auch bei vielen anderen. Es ist schwierig zu verstehen, warum es wieder ein Problem gab."
Hamilton unter Schock
"Nico fährt mit Material von Carbon Industries, also ist es bei ihm kein Problem", so der Technische Direktor weiter. Allen Verschwörungstheoretikern erteilt Wolff allerdings umgehend eine Absage: "Beide Autos beginnen mit dem gleichen Produkt, anschließend können die Fahrer entscheiden, welche Bremse sie haben wollen. Die bei Lewis war etwas aggressiver. Das wollte er so haben. Funktionieren sollte sie trotzdem."
Das tat sie allerdings nicht und so erlebte der Brite einen heftigen Abflug. "Ich habe leichte Schmerzen, aber bei so einem Unfall passiert das eben", berichtet Hamilton selbst und ergänzt: "Ich denke, dass das 30 g oder so waren. Aber es ist okay, selbst wenn etwas gebrochen wäre, würde ich morgen noch fahren." Hamiltons Motivation ist also noch immer ungebrochen.
"Er ist ein bisschen im Schock und nicht gerade bester Dinge, weil er das Qualifying so verloren hat", erklärt Wolff und ergänzt: "Es ist aber in Ordnung. Wir haben schon wieder darüber gesprochen, wie wir es morgen am besten machen und darüber, dass das Getriebe hoffentlich nicht beschädigt ist, denn das würde den Start aus der Box bedeuten."
Viel Arbeit für Mercedes
Unklar ist allerdings noch immer, warum die Bremsscheibe überhaupt so schnell kaputtging. Laut Lowe wurde sie erst unmittelbar vor dem Qualifying eingebaut. "Es erwischt dich komplett unvorbereitet und passiert so schnell", schildert Hamilton den Moment des Unfalls und ergänzt: "Wenn du fährst, dann musst du deinem Auto immer zu 110 Prozent vertrauen. Du fährst niemals in eine Kurve und denkst, dass etwas passieren könnte."
"Es war ein ziemlicher Schock. Aber es ist okay, wir werden uns etwas ausdenken. Es gibt noch immer eine Menge Rennen, auch wenn Nico jetzt wieder ein Geschenk bekommen hat. Wir werden sehen, was wir morgen noch ausrichten können." Dabei ärgert sich der Brite auch für sein Team: "Die Jungs arbeiten so hart und haben auch in der vergangenen Nacht wirklich hart gearbeitet."
"Wir haben beim Setup einen großartigen Job gemacht, es hat sich fantastisch angefühlt. Leider konnte ich nicht einmal fünf Runden fahren, aber die Jungs können nichts dafür. Die Bremsen müssen einer Menge Tests unterzogen werden, was sie auch gemacht haben. Es war einfach unglücklich", so Hamilton.
Lowe weiß jedenfalls: "Es liegt eine Menge Arbeit am Auto vor uns. Wir haben es noch nicht gesehen, aber es wird ein anstrengender Abend." Und Hamilton selbst hat das Rennen am Hockenheimring auch noch nicht aufgegeben und will trotz seines Unfalls am Sonntag wieder Vollgas geben. "Ich bin sowieso etwas verrückt, also werde ich darüber wegkommen", so Hamilton mit einem Lächeln.