Sauber: Im Keller geht es aufwärts
Der große Durchbruch von Adrian Sutil und Co. lässt auch in Montreal auf sich warten, trotzdem erkennen die Verantwortliche Licht am Ende des Tunnels
(Motorsport-Total.com) - Das Freie Training zum Großen Preis von Kanada lief für die Sauber-Piloten Adrian Sutil und Esteban Gutierrez nur teilweise nach Plan. Der Deutsche landete im Gesamtresultat auf Rang 16 (1:17.964 Minuten, +1,846 Sekunden), hatte aber keine nennenswerten technischen Probleme zu verzeichnen. Gutierrez verlor am Vormittag rund eine halbe Stunde wegen einer defekten Kontrolleinheit, die gewechselt werden musste. Am Ende stand der 17. Platz (1:18.340 Minuten, +2,222 Sekunden) zu Buche.
Freudensprünge bleiben bei Sutil aus, Trübsal bläst er aber auch nicht: "Heute Morgen lief es ganz gut. Es macht Spaß, hier auf der Strecke zu fahren! Natürlich hat der Belag sehr, sehr wenig Grip. Zudem hat es viele Schikanen, aber grundsätzlich war das Auto nicht schlecht zu fahren", bilanziert der Gräfelfinger. "Das Hauptaugenmerk lag heute Morgen darauf, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Heute Nachmittag ging es ein bisschen besser. Wir haben verschiedene Abtriebsniveaus ausprobiert. Es gibt noch einige Probleme mit der Aerodynamik, da haben wir noch etwas zu tun."
Ansonsten gab es in sportlichen Krisenzeiten keine Überraschungen für Sutil: "Wir sind da, wo wir sind und müssen das Beste draus machen. Es ist immer noch so, dass wir das Auto noch nicht da haben, wo wir es haben wollen, wo es am besten funktioniert. Deswegen haben wir noch einige Arbeit vor uns, um das Maximum herauszuholen." Gutierrez ist deutlich enttäuschter: "Das war ein ziemlich schwieriger Tag für mich", pustet der 22-Jährige durch. "Wir hatten ein paar technische Probleme, was natürlich nicht ideal war, weil ich kostbare Zeit verloren habe."
Gutierrez beklagt nervöses Auto
Am Nachmittag lief es besser, mit dem Fahrverhalten war Gutierrez trotzdem nicht zufrieden: "Dennoch haben wir eine Menge Informationen gesammelt, und daraus müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen. Das ist entscheidend, damit ich Vertrauen in das Auto habe und dieses auch wirklich bis ans Limit ausreizen kann", schildert er. "Beim Einlenken in die Kurven ist das Auto immer noch ziemlich nervös, was insbesondere auf einer Strecke mit so wenig Haftung nicht ideal ist. Und zudem ist es natürlich auch wichtig, ein stabiles Fahrverhalten zu haben, wenn man die Randsteine aggressiv überfahren möchte."
Giampaolo Dall'Aras Fazit fällt unspektakulär aus: "Abgesehen von dem Problem an Estebans Auto war es ein normaler Freitag", so der Chefingenieur, der zuletzt nicht die erfreulichsten Monate seiner Formel-1-Karriere erlebte, schließlich hat Sauber 2014 noch keinen WM-Punkt eingefahren. "Der Start in die Saison war hart. Wir hatten einen schwierigen Winter. Der große Rückschlag war, dass die Leistung nicht annähernd dran war an dem, was wir erwartet hatten", beklagt er. "Wir haben einen Teil der Gründe erkannt - für einige gab es schnelle Lösungen, andere benötigen mehr Zeit."
Fortschritte, aber kein Durchbruch
Unfälle und mangelnde Zuverlässigkeit bedeuteten Schläge ins Kontor für Sauber, aber auch an Tempo mangelt es dem C33. Trotzdem glaubt Dall'Ara an Besserung: "Wenn wir offen und ehrlich sprechen: Leistungsmäßig waren wir nie in der Lage, Punkte zu erzielen. Bei den jüngsten Rennen konnten wir ein neues Aeropaket bringen und ein weitreichendes Programm zur Gewichtsreduktion umsetzen. Das Auto war viel schwerer, als wir es anvisiert hatten. Wir glauben an einen erheblichen Leistungsschritt. Trotzdem rangieren wir noch im Hinterfeld."
Das avisierte Ziel in Hinwil ist es, beständig ein Wörtchen um Zähler mitzusprechen. "Seit Barcelona merken wir, dass wir näher dran sind. Dort gab es Setupprobleme im Zusammenhang mit den Neuerungen. Es gab Instabilitäten, mit denen die Fahrer nicht klarkamen. In Monaco hat unsere Aufmerksamkeit bewirkt, dass die Probleme abgenommen haben. Wir waren mit der Leistung ganz zufrieden, auch wenn wir uns nicht weit vorne qualifiziert haben. Aber im Rennen hätten wir mit Jungs kämpfen können, bei denen wir das normalerweise nicht schaffen", so Dall'Ara, der sich im Fürstentum wieder über Unfälle seiner Piloten ärgern musste: "Ein hoher Preis, aber wir halten es nicht für so gravierend. Wir sind auf dem aufsteigenden Ast und werden irgendwann zurück sein."