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Bahrain-Grand-Prix: Der Tag, an dem die Kritik verstummte
Öde Technik, langweilige Rennen? Von wegen! Der aufregende Bahrain-Grand-Prix zeichnete ein anderes Bild von der neuen Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Bei den ersten beiden Rennen der Formel-1-Saison 2014 in Melbourne und Sepang besang ein vielstimmiger Chor den drohenden Untergang der Serie. Lauschte man in den vergangenen Wochen den Aussagen von Sebastian Vettel, Bernie Ecclestone oder Luca di Montezemolo (um nur einige exemplarisch zu nennen), konnte man den Eindruck gewinnen, die Formel 1 habe sich mit der Einführung des neuen technischen Reglements ihr eigenes Grab geschaufelt.
© xpbimages.com
Das packende Teamduell der Silberpfeil-Piloten trug gestern viel zur Spannung bei Zoom Download
Doch wer gestern den Großen Preis von Bahrain verfolgte, konnte kaum glauben, dass die Kritiker die selbe Formel 1 meinten, die am Sonntag unter Flutlicht in der Sachir-Wüste fuhr. Vor allem die packenden und hart geführten Teamduelle sorgten für ein Rennen, an das sich alle Beobachter sicherlich noch lange erinnern werden.
"Es war ein großartiges Ergebnis für Mercedes und das Team. Aber mehr noch war es ein großartiges Ergebnis für die Formel 1, denn es wurde über so viel negatives gesprochen - nicht von uns, aber von einigen unserer Mitbewerber - was das Wesen dieser neuen Formel hätte in Frage stellen können", bringt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe seine Einschätzung auf den Punkt.
Warum Mercedes Teamorder ablehnt
"Wir haben gezeigt, dass wir diese neue Technologie einführen können und der Geist des Rennsports trotzdem erhalten bleibt. Was das Rennfahren Rad an Rad betrifft, kann ich mich in den vergangenen zehn Jahren an kein spannenderes Rennen erinnern", sagt der Brite. Zu dieser Spannung trugen nicht zuletzt die beiden Silberpfeil-Piloten bei.
Fotostrecke: F1 Backstage: Sachir
2011 musste der Grand Prix von Bahrain wegen politischer Unruhen abgesagt werden, doch seither wird das Königshaus nicht müde zu betonen, dass die Lage im Land völlig friedlich sei. Die Formel-1-Journalisten werden mit dem weltweit besten Service betreut, vom Flughafen abgeholt, mit Shuttles zwischen Hotel und Rennstrecke kutschiert, mit gratis Essen versorgt. Aber die Pressefreiheit wird in Bahrain weiterhin mit Füßen getreten. Als unser Chefredakteur Christian Nimmervoll für die Backstage-Fotostrecke diesen Schnappschuss von den Security-Checks an den Eingängen knipst, ist er binnen Sekunden von sieben Polizisten mit zwei Hunden umzingelt, die ihm seine Kamera abnehmen und versuchen, die Fotos zu löschen - nicht aggressiv, aber doch bestimmt. Allerdings übersehen die Polizisten eines der Fotos. Fotostrecke
Lewis Hamilton und Nico Rosberg lieferten sich einen spannenden Zweikampf um den Sieg, bei dem sich beide - ganz wie in alten Kart-Zeiten - nichts schenkten. Und auch Mercedes dachte nicht im Traum daran, die beiden Kampfhähne einzubremsen. "Teamorder ist ein künstliches Element und für die Unterhaltung, das Spektakel, einfach schrecklich. Daher glauben wir, dass wir unsere Jungs gegeneinander fahren lassen sollten, vor allem in einer Situation, in der wir ein sehr dominantes Auto haben", erklärt Lowe hierzu.
Doch nicht nur die Mercedes-Piloten sorgten in Bahrain für Spektakel. Ob bei Force India, Williams oder Red Bull - für fast alle Piloten im Vorderfeld war gestern ihr eigener Teamkollege der härteste Gegner. Daran hatte auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner seine helle Freude. "Hier haben wir ein fantastisches Rennen und innerhalb von zwei Wochen zwei Extreme erlebt", sagt er. "Die Jungs konnten angreifen, und die Reifen spielten bei der Strategie eine wichtige Rolle."
Kritik an neuer Formel 1 voreilig?
Für Horner, der innerhalb des Red-Bull-Lagers bisher mit allenfalls zurückhaltender Kritik an den neuen Regeln aufgefallen war, ist die Formel 1 daher auch in der Saison 2014 auf einem guten Weg. "Wir können die Lautstärke erhöhen, das fehlt mir am meisten. Was den Rest betrifft: Die Autos sind aufregend anzusehen, und das Racing zwischen den verschiedenen Teams war sehr, sehr stark."
Robert Fernley, stellvertretender Teamchef von Force India sagt mir Blick auf die "Nörgler" an der neuen Formel 1: "Vielleicht waren einige Leute mit ihrer Kritik zu voreilig." Nach nur zwei Rennen sei es unmöglich gewesen, ein endgültiges Urteil über das neue Reglement zu fällen. "Keine Sportart liefert bei jeder Veranstaltung eine perfekte Show. Beim Fußball ist es auch so. Manche Spiele sind etwas langweilig, andere sind aufregend."