Red Bull auf Spazierfahrt? Pustekuchen!
Vettel und Horner versprechen, Spannungskurve sowie Motivation auf Topniveau zu halten und für 2014 auf die Tube zu drücken: "Wir lieben einfach, was wir tun"
(Motorsport-Total.com) - Irgendetwas muss es geben, das Sebastian Vettel vom Gewinnen abhält. Während novellierte Pirelli-Reifen, zuvor ungeliebte Hochgeschwindigkeits-Kurse und die Bemühungen der Konkurrenz jede Wirkung verfehlten, ist gestillter Erfolgshunger des frisch gebackenen Fahrer- und Konstrukteursweltmeisters im Vorfeld des Abu-Dhabi-Grand-Prix am Wochenende die letzte Hoffnung im Formel-1-Paddock. Doch diese vermeintliche Red-Bull-Bremse scheint effektiv wie Kamillentee gegen Kopfschmerzen.
© xpbimages.com
Sebastian Vettel ist fest entschlossen, die Kontrahenten weiter verzewifeln zu lassen Zoom Download
Schließlich rasselt der Heppenheimer schon am Donnerstag mit den Säbeln: "Wir gehen nicht mit der Einstellung in das Wochenende, dass nichts mehr zu gewinnen wäre", verspricht Vettel in Richtung Mercedes, Ferrari und Lotus. Christian Horner weiß, dass nur noch um einzelne Grand-Prix-Siege locken. Der Teamchef vergleicht die Situation in Abu Dhabi, Austin und Sao Paulo mit den Pokal-Endspielen im englischen Fußball: "Das ist wie drei FA-Cup-Finals." Im Wembley-Stadion geht es dabei immerhin um den wichtigsten nationalen Vereinspokal der Welt.
Was die Mannschaft aus Milton Keynes antreibt, ist laut Vettel Herzblut: "Wir lieben einfach, was wir tun, genießen die Herausforderung und es stellt sich gar nicht die Frage, warum wir hier sind. Wir wollen Rennen fahren und den anderen das Leben so schwer wie möglich machen." Als einen Schlüssel zu dominanten Leistungen sieht Horner den Druck, der auf dem Team lastet. Weil der von der WM-Situation nicht mehr ausgeübt wird, sei nun Red Bull selbst gefragt: "Wenn man entspannt ist, dann macht man in jedem Sport zwangsläufig Fehler", warnt der Brite.
Keine Almosen für Webber
Der Ansatz sei es, für Spannung zu sorgen und bis zur Zielflagge in Brasilien Druck zu machen. Um Vettel macht sich Horner sowieso keine Sorgen: "Sebastian hat den absoluten Zenit seiner Formkurve erreicht. Er fährt besser als ich es jemals erlebt habe." Hinzu kommt, dass Red Bull auch mit dem aktuellen Modell Erkenntnisse für die Turbo-Zukunft ab 2014 sammelt: "Immer wenn man auf die Strecke geht, kann man etwas lernen. In vielerlei Hinsicht erlaubt uns die Situation, uns voll auf den RB10 zu konzentrieren." Muss Vettel vielleicht Teile testen, die nicht ausgereift sind?
Fotostrecke: Formcheck: GP Vereinigte Arabische Emirate
Sergio Perez (Chancen: *): McLaren hatte zuletzt wieder Rückenwind - und eine ganze Saison ohne McLaren-Podium, das ist eigentlich undenkbar. Button hat hier zwar 2009 seine WM-Party gefeiert, aber gegen Hamilton in den gemeinsamen McLaren-Jahren nie Land gesehen. Daher lautet unsere Prognose: Wenn das Team aus Woking an diesem Wochenende überrascht, dann eher mit Perez. Der hat 2012 im Qualifying immerhin Kobayashi gut eine halbe Sekunde eingeschenkt. Fotostrecke
Die Konkurrenz wird es hoffen, doch der 26-Jährige reist ausgeruht in die Wüste: "Ich hatte einige entspannte Tage zu Hause und das tat gut", sagt er, ohne sich in Sicherheit zu wiegen: "Ich steige nicht mit der Gewissheit ins Auto, dass es gut laufen wird. Vielleicht ist das das Bild, das man als Außenstehender erhält", revidiert Vettel den Eindruck von Spazierfahrten auf die Podien dieser Welt. "Obwohl wir seit der Sommerpause alle Rennen gewonnen haben, reisen wir ohne jede Garantie an. Wir müssen alles geben." Immerhin bezeichnet er Red Bull als "zuversichtlich".
Aber gibt es da nicht eine offene Rechnung? In der Pressekonferenz nach dem kontroversen Malaysia-Grand-Prix und der Farce um das Codewort "Multi 21" hatte Vettel angedeutet, sich beim scheidenden Stallgefährten Webber für seinen Fauxpas eines Tages zu revanchieren. Ein halbes Jahr und einen angekündigten Abschied später scheint Gras über die Sache gewachsen zu sein: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mark irgendetwas geschenkt bekommen will", meint Horner über den Australier, der sich im Team mit seiner Flucht aus Noida und massiver Strategie-Kritik wenig Freunde gemacht hat. "Es wäre toll, ihn mit drei starken Rennen in der Gesamtwertung vorrücken zu sehen", so Horner.