Mercedes: Es wird schwer gegen Red Bull
Trotz Startplatz zwei rechnet Nico Rosberg mit einem harten Rennen gegen Sebastian Vettel - Mercedes-Teamchef Ross Brawn ist mit dem Duell seiner Fahrer glücklich
(Motorsport-Total.com) - Mercedes verpasste in Singapur hauchdünn die Pole-Position. Nico Rosberg kam der Referenzzeit von Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel bis auf 0,091 Sekunden nahe. Es reichte knapp nicht. Startplatz zwei ist für den Deutschen dennoch eine starke Ausgangsposition für das Nachtrennen in den Straßen des Stadtstaats. "Ich habe keine Zehntelsekunde verloren, aber wenn ich darüber nachdenke, dass es nur neun Hundertstelsekunden auf Seb waren, dann gibt es immer etwas, das man versuchen hätte können", meint Rosberg über den geringen Abstand.
Allerdings unternahm Vettel keinen zweiten Versuch in Q3, weshalb ihm die Konkurrenz so nahe kam. "Die Strecke hat sich in Q3 deutlich verbessert", findet auch Rosberg, der im Qualifying gar nicht wusste, dass Vettel nicht auf der Strecke war. "Das kann den Zeitunterschied aber nicht erklären. Ich bin sicher, dass im Rennen die Strecke ebenfalls schneller werden wird." Können Marbles ein Problem werden? "Das Hauptproblem bestand heute in der letzten Kurve. Dort bereiten uns diese Reifen immer etwas Sorgen. Darauf müssen sie achten."
"Im letzten Sektor überhitzen immer die Reifen, aber ich bekam es richtig hin. Wenn Seb auch gefahren wäre, dann wäre er sicher auch schneller gewesen. Da bin ich mir sicher." Im Gegensatz zu Rosberg konnte sich sein Teamkollege Lewis Hamilton im letzten Versuch nicht so deutlich verbessern. Der Brite belegte Startplatz fünf. "Das Auto ist das gesamte Wochenende okay. Es war gut im ersten Training und halbwegs gut im zweiten Training."
"Heute schafften wir Fortschritte", so der Singapur-Sieger von 2009. "Das Auto war gut und Nico konnte das zeigen. Hoffentlich holt er von dort ein gutes Resultat. Ich muss angreifen, damit ich es in die Top 3 schaffe." Ein spezielles Problem hatte Hamilton nicht, das seinen Rückstand von vier Zehntelsekunden erklären würde. "Nein, es war einfach keine gute Runde", merkt er zerknirscht an. Im Qualifying-Duell verkürzte Rosberg somit auf 5:8.
Brawn freut teaminternes Duell
Mercedes-Teamchef Ross Brawn sieht die sportliche Rivalität positiv. "Wenn einer von beiden einen kleinen Vorteil findet und vorne ist, dann ist das schwierig zu erklären. Ich glaube, dass Nico an diesem Wochenende mit der Balance etwas zufriedener ist. Er bekam das Auto für das Qualifying gut hin. Lewis gelang das vielleicht nicht so", schätzt der Brite. "Die Unterschiede sind sehr gering. Es ist nicht so, dass es bei einem Fahrer ein Desaster ist und der andere hat einen guten Tag."
"Das sind einfach die normalen Varianzen. Offen gesagt ist es auch toll, das bei beiden zu sehen. Wenn ein Fahrer dominieren würde, dann heißt das, dass der andere Fahrer es nicht gut macht. Wenn es beide Fahrer gut machen, dann haben wir aus Teamperspektive zwei Fahrer, die sich gegenseitig antreiben. Genau das wollen wir haben. Beide haben auch das gleiche Equipment, beide haben ein gutes Ingenieursteam und Mechaniker. Ich möchte, dass das Pendel auf regelmäßiger Basis zwischen den beiden Fahrern schlägt, damit wir im Team keine Schwächen haben."
Rosberg setzt auf den Start
Allerdings ist nicht Mercedes der Favorit auf den Sieg in Singapur, sondern Red Bull. Vettel war in den Trainings auf eine schnelle Runde, aber auch auf Longruns klar schneller als die Konkurrenz. "Sie haben am Freitag sehr schnell ausgesehen. Es wird schwierig gegen sie", ist Rosberg aufgefallen. "Beim Start habe ich eine Chance und werde es versuchen." Seit einigen Wochen präsentiert sich Red Bull ausgesprochen stark.
Vettel könnte in Singapur das dritte Rennen in Folge gewinnen. "Sie machen es sehr gut. Wir haben uns auch gut entwickelt, würde ich sagen. Wir haben unsere Position behalten und sind etwas weggezogen, aber Red Bull scheint einen noch besseren Job gemacht zu haben. Wir müssen abwarten wie es nun auf den Strecken mit viel Abtrieb läuft." Ob Mercedes Red Bull im Nachtrennen herausfordern kann, wird sich zeigen.
Brawn weiß, dass die Chance gering ist, aber vorhanden ist. "Es könnte sehr schwierig werden. Wenn er (Vettel; Anm. d. Red.) ein perfektes Rennen hat, dann wird es sehr, sehr schwierig. Hier besteht immer eine große Chance auf Safety-Car-Phasen. Es können viele Dinge passieren. Wir müssen dafür bereit sein und daraus einen Vorteil ziehen. Red Bull sah am Freitag stark aus und sie sahen auch heute stark aus. Ich bin mit unserer Performance aber zufrieden. Nico ist eine tolle Runde gefahren und hat Webber und Lotus geschlagen. Ich glaube, dass es morgen viel Action geben wird. Ich hoffe es zumindest."