Marussia: Volle Konzentration auf die Zukunft
Marussia nimmt auch das Rennen in Singapur von hinten in Angriff - Die Vorbereitungen für 2014 laufen: Jules Bianchi und Max Chilton sollen bleiben
(Motorsport-Total.com) - Das Marussia-Team wird sich am Sonntag in der beleuchteten Startaufstellung in Singapur ganz hinten aufstellen. Jules Bianchi war um eine Zehntelsekunde schneller als Max Chilton. Für den Franzosen war Caterham teilweise in Griffweite. Am Ende des Feldes lautet auch in dieser Saison das Duell Caterham gegen Marussia um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM. Derzeit hält das russisch-britische Team diesen wichtigen Platz. Singapur ist für die beiden Fahrer Neuland. Lediglich Chilton trat im Vorjahr erfolgreich in der GP2 an.
"Ich startete aus der ersten Reihe und habe gewonnen. Es ist schön, dass es die Carlin-Jungs heute wieder geschafft haben", spricht er den Samstagsieg von Jolyon Palmer in der Nachwuchsklasse an. "Es ist eine tolle Strecke." Im Formel-1-Boliden sieht der Kurs deutlich anders aus. Bianchi hatte sich vorab einen Eindruck im Simulator verschafft. "Es ist eine schwierige, aber interessante Strecke. Viele Kurven sehen gleich aus, wenn man zum ersten Mal hier ist."
"Ich bin am Dienstag angekommen, weil der Jetlag hier kein Problem ist. Ich wusste aber nicht, was mich erwarten würde, aber im nächsten Jahr werde ich wahrscheinlich etwas früher anreisen, weil die Hitze unglaublich ist. Ich habe mich versucht körperlich darauf vorzubereiten", so der Franzose. "Ich bin davor nur im Simulator gefahren. Das ist sehr gut, aber natürlich nicht die Realität."
"Man erhält nicht das gleiche Gefühl von den Randsteinen. Deshalb ist es schwierig, gleich auf 100 Prozent zu fahren." Bianchi und Chilton holen aus dem Marussia alles heraus und kämpfen wie die Topstars, auch wenn sie medial nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. Im Vorjahr war Chilton in der GP2 vorne unterwegs, nun sieht er das Feld von hinten. "Als Fahrer muss man das Auto fahren, das man zur Verfügung hat."
"Mir sind heute zwar zwei kleine Fehler passiert, aber ich war am Limit des Autos. Das fühlt sich fast so schön an, wie wenn man auf der Pole steht. Natürlich feiert man nicht, aber es kommt darauf an, was man fühlt. Wenn man im Auto ist und seine Runde fährt, dann kommt es auf das Gefühl auf der Ziellinie an. Heute hatte ich das Gefühl, dass ich eine gute Runde gefahren bin." Im Rennen wird Marussia unter normalen Umständen maximal mit Caterham kämpfen können.
Bei einem Stadtrennen kann aber immer viel passieren. "Ich versuche zu schauen, dass ich in keine Zwischenfälle verwickelt werde, denn hier dauert das Rennen fast zwei Stunden", blickt Chilton auf seine Strategie. "Es kann viel passieren. Ich versuche mit Jules mitzufahren. Für die Pace auf Longruns bin ich zuversichtlich. Wir werden sicher eine Safety-Car-Phase haben. Man kann die Strategie natürlich nicht darauf planen, denn man weiß nicht, wann es kommen wird."
"Ich versuche mein Bestes zu geben." Die Reifen sind für den Briten in Ordnung: "Bei den Prime-Reifen ist es nicht so schlecht. Es ist aber eine Herausforderung, diese Reifen auf Temperatur zu bekommen. Der Option-Reifen scheint der bessere Reifen zu sein." Auch Bianchi glaubt, dass es mindesten zwei Boxenstopps geben wird. "Alles ist möglich. Wir müssen realistisch sein, denn uns fehlt die Performance, um vor anderen Autos zu sein", sagt Bianchi. "Ich darf keine Fehler machen und muss ins Ziel kommen. Es ist wie Monaco, alles kann passieren."
Booth denkt an die Zukunft
Langsam beginnt der Herbst und die Weichen für die Zukunft werden gestellt. Marussia-Teamchef John Booth hat auf Fahrerseite eine klare Vorstellung für 2014: "Wir wollen mit beiden Fahrern weitermachen. Hoffentlich klärt sich das früher als in diesem Jahr." Eigentlich hätte Luiz Razia fahren sollen, doch bei den Wintertests wurde schließlich ein Vertrag mit Chilton geschlossen. Bianchi wird von Ferrari unterstützt. Marussia wird im kommenden Jahr auch den Antriebsstrang von der Scuderia beziehen.
In den verbleibenden Rennen will Marussia den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM gegen Caterham verteidigen. Damit würde wichtiges Geld in die Kassa fließen. "Wir müssen uns etwas auf das Glück verlassen, denn wir arbeiten mit allen Ressourcen am Auto für 2014", erläutert Booth. "Wir haben kleinere mechanische Updates zu diesem Rennen gebracht, die recht gut funktionieren."
"Dazu haben wir kleinere Änderungen für das nächste Rennen geplant. Seit Silverstone haben wir allerdings nichts mehr an der Aerodynamik verändert." Auf aerodynamischer Seite wird bis Saisonende nichts mehr kommen. Das Designteam arbeitet für 2014. Der Abgang von Pat Symonds zu Williams schlägt sich laut Booth nicht negativ zu Buche. "Es hat sich nichts wesentlich verändert. Wir haben ein gutes Designteam, das über Erfahrung verfügt."