Pirelli testet in Montreal neue Medium-Slicks
Zusätzlich zum normalen Reifenkontingent liefert Pirelli den Teams in Kanada einen neuen Prototypen des Medium-Slicks
(Motorsport-Total.com) - Der Circuit Gilles Villeneuve in Montreal ist eine anspruchsvolle semi-permanente Rennstrecke, das Streckenlayout bietet einen abwechslungsreichen Mix aus langen, schnellen Geraden und langsamen Kurven. Pirelli liefert den Teams zum Grand Prix die Mischungen Medium und Supersoft. Beide Reifenmischungen kennzeichnet eine relativ niedrige ideale Betriebstemperatur, passend zu den recht niedrigen Temperaturen vor Ort. In der Vergangenheit kam es während des Grand Prix-Wochenendes in Kanada häufiger zu Niederschlägen, sodass auch der Intermediate und der Regenreifen am kommenden Wochenende zum Einsatz kommen könnten.
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In Montreal liefter Pirelli wieder einmal Versuchsreifen für das Freie Training Zoom Download
Zusätzlich zu diesen Reifentypen liefert Pirelli den Teams einen Prototypen der Mischung Medium. Jedes Team erhält pro Auto zwei Sätze dieser Prototypen, die ausschließlich während der beiden Freien Trainings am Freitag getestet werden. Diese neuen Slicks weisen unter anderem eine veränderte Struktur der Hinterreifen auf. "Kanada ist zumeist ein äußerst schwer vorhersagbares Rennen", sagt Pirelli Motorsportdirektor Paul Hembery.
"Zum Teil liegt dies auch an den Reifen, durch die bei den extrem starken Bremsmanövern und der Beschleunigung aus den langsamen Kurven heraus enorm viel Energie fließt", so Hembery. Einer der Gründe, warum die Reifen in Kanada besonders gefordert werden, ist der niedrig eingestellte Abtrieb der Autos. Die Teams arbeiten mit dieser Abstimmung, um auf den Geraden maximalen Speed zu erreichen. Daher liegt der Fokus mehr beim mechanischen als beim aerodynamischen Grip.
Rennstrecke entwickelt sich im Lauf des Wochenendes
Die semi-permanente Rennstrecke wird während des Jahres nicht viel genutzt. Daher besteht das Risiko von Graining. Dieser Effekt taucht auf, wenn ein kalter Reifen stark über den Asphalt rutscht und keinen Grip findet. Dadurch wird die Lauffläche ungleichmäßig abgerieben. Dieses Phänomen kann man vor allem zu Beginn des Wochenendes beobachten, wenn die Strecke am rutschigsten ist, da sich noch nicht genug Gummi abgelagert hat.
"Der Asphalt wird sich im Verlauf des Wochenendes deutlich verändern, je mehr Gummi sich ablagert", erwartet Hembery. "Daher hat sich in Montreal ein effektives Reifenmanagement schon seit der Eröffnung der Strecke in den 1970er Jahren als Schlüssel zum Erfolg erwiesen." Die Hinterreifen werden in Montreal besonders durch die Traktion in den langsameren Kurven und der Haarnadelkurve beansprucht. Wenn die Piloten zu heftig Gas geben, könnten die Räder schnell durchdrehen und so den Abrieb verstärken. Zudem ist der Asphalt recht uneben.
Zusätzlich sind die Randsteine eine Herausforderung für die Reifen. Sie sind in Kanada sehr hoch. In der letzten Kurve treffen die Slicks mit rund 130 km/h auf die Seitenbegrenzungen. Wie in Singapur, Korea und Monaco ist auch in Kanada die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Safety-Car auf die Strecke muss. Das ist einer der Gründe, warum sich in Montreal eine flexible Strategie oft auszahlt. Eine Safety-Car-Phase kann das Rennen komplett verändern. In Monaco vor zwei Wochen war das nicht der Fall, aber anders als in Monaco gibt es in Kanada viele Überholmöglichkeiten.
Zwei Stopps die optimale Strategie?
"Wir erwarten zwei Boxenstopps pro Auto. Aber eine genaue Vorhersage werden wir erst am Freitag nach den beiden freien Trainings treffen können", sagt Hembery. "Auch das Wetter spielt in Kanada immer eine wichtige Rolle. Der Grand Prix 2011 ging als längstes Rennen in die Formel 1-Geschichte ein, da der Wettkampf wegen eines sehr starken Regenschauers unterbrochen werden musste. Im vergangenen Jahr blieb es trocken. Aber mit dem siebten Gewinner im siebten Rennen waren wir wieder Zeuge eines neuen Rekords", blickt der Brite zurück.
"Wegen des hohen Verschleißes erwarten wir, dass die Teams mit unterschiedlichen Strategien arbeiten werden. Einige werden eine 'Sprint-Taktik' umsetzen, andere mit wenigen Stopps lange Stints fahren. 2012 führte die Sprint-Lösung zum Erfolg", erinnert sich Hembery. Der Sieger des vergangenen Jahres (Lewis Hamilton) stoppte zwei Male. Die Fahrer auf den Plätzen zwei und drei kamen nur einmal an die Box. Bis zum zehnten Platz waren die Piloten mit unterschiedlichen Strategien unterwegs. Sechs von ihnen stoppten zweimal, vier nur einmal. Doch 2012 waren auch anderen Reifen nominiert: der softe und der supersofte Slick.
Es gilt so viele Faktoren zu berücksichtigen, dass die Teams sehr sorgfältig ihre Daten und die Wettervorhersagen analysieren müssen, bevor sie ihre Strategie ausarbeiten können. Es kann auch nicht schaden, flexibel zu bleiben und unterschiedliche Optionen offen zu halten. Das ermöglicht den Fahrern, den entscheidenden Unterschied auszumachen", sagt Hembery.