Karthikeyan versteht Vettels Ärger nicht
HRT-Pilot Narain Karthikeyan kann die Aufregung von Sebastian Vettel und Red Bull über sein Verhalten bei der Überrundung nicht verstehen
(Motorsport-Total.com) - Hätte er nicht in der 42. Runde wegen Narain Karthikeyan kurz vom Gas gehen müssen, dann wäre Sebastian Vettel beim gestrigen Grand Prix der USA möglicherweise als Sieger hervorgegangen. So aber hatte Lewis Hamilton die Chance, in der DRS-Zone an den Führenden im Red Bull heranzufahren und diesen am Ende der langen Gerade zu überholen.
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Narain Karthikeyan geriet wieder einmal mit Sebastian Vettel aneinander Zoom Download
Red Bull gab in ersten Reaktionen Karthikeyan die Schuld am Führungswechsel, aber der fühlt sich als eigentlich unschuldiger Sündenbock. Dass die Kurven drei bis sieben, eine Kombination schneller S-Kurven, im Überrundungsverkehr für Schwierigkeiten sorgen könnten, war schon vor dem Rennen bekannt, weil man dort schwer Platz machen kann. Genau deshalb hatte sich Karthikeyan schon im Vorfeld nach dem korrekten Verhalten erkundigt.
"Ich habe vor dem Rennen mit Charlie (Whiting, FIA-Rennleiter; Anm. d. Red.) gesprochen, weil mir klar war, dass es zu so einer Situation kommen kann", wird der HRT-Pilot von 'Autosport' zitiert. "An der Stelle ist es unmöglich, jemandem aus dem Weg zu gehen - es sei denn, man fährt von der Strecke runter. Charlie hat gesagt, dass es okay ist, in den Kurven drei bis sieben auf der Linie zu bleiben, also habe ich nichts falsch gemacht."
"Wir haben darüber schon Anfang der Woche gesprochen", gibt ihm Experte Anthony Davidson recht. "Wenn du vor den schnellen S-Kurven auf einen Überrundeten aufschließt, dann hat der Überrundete dort keine Chance, dem Führenden aus dem Weg zu gehen. Genau das ist passiert. Vettel schließt bei Kurve sechs zu Karthikeyan auf, kann nirgends vorbei. Karthikeyan macht erst ausgangs in Kurve sieben Platz, zieht nach innen."
Vettel fuhr in jener Runde eine Zeit von 1:42.746 Minuten, also um fast zwei Sekunden langsamer als in der Runde davor. Hamilton hingegen fuhr in Runde 41 1:41.000 und in Runde 42 1:41.001 Minuten. Dass Karthikeyan der Auslöser dafür war, bestreitet niemand, aber selbst Experte Marc Surer nimmt den Nachzügler in Schutz: "Wenn du überrunden musst, verlierst du halt ein bisschen Schwung. Es gehört zum Rennen, dass da auch andere mitfahren."
Karthikeyan wurde von den FIA-Rennkommissaren erwartungsgemäß nicht belangt und ist sich auch keiner Schuld bewusst: "Sobald ich am Ende der Passage war, ließ ich ihn vorbei. Er überholte mich ausgangs Kurve sieben, in Kurve acht hinein. Du kannst da sonst nirgendwo hin - es ist unmöglich, davor aus dem Weg zu gehen. Wo soll ich von der Strecke fahren? Zu blöd, wenn er sich darüber beschwert..."