Geheimtipp Lotus: Was geht da noch?
Obwohl Romain Grosjean (5.) und Kimi Räikkönen (8.) im Qualifying ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft haben, setzen sie große Hoffnungen in den Rennspeed
(Motorsport-Total.com) - Die Plätze fünf und acht im heutigen Qualifying bedeuten für Romain Grosjean und Kimi Räikkönen beim Grand Prix von Japan die Startpositionen vier und sieben, da Jenson Button wegen eines Getriebewechsels an seinem McLaren um fünf Plätze zurückversetzt wird. "Kein schlechtes Qualifying", findet Lotus-Teamchef Eric Boullier. Allerdings wäre besonders für Räikkönen mehr möglich gewesen, wenn er sich nicht in der entscheidenden Q3-Runde in der langgezogenen Spoon-Linkskurve gedreht hätte.
"Ich habe mich gedreht. Ich war zu schnell", sucht der "Iceman" gar nicht erst nach Ausreden. Als Folge des Zwischenfalls wurden gelbe Flaggen geschwenkt, was den beiden Red Bulls, Kamui Kobayashi, Fernando Alonso und Lewis Hamilton die Runde kaputt machte. Grosjean hatte Glück: Seine finale Attacke wurde "nicht von den gelben Flaggen" beeinträchtigt, "aber es lag etwas Gras auf der Strecke", meint er.
Räikkönen wäre mit seiner Q2-Zeit vor Grosjean gelandet, obwohl er in Suzuka bisher kein einfaches Wochenende hatte: Am Freitag verlor der Finne wegen eines KERS-Defekts wertvolle Trainingszeit (und den wichtigen Longrun auf weichen Reifen), heute Morgen klagte er in einer Tour über das Setup. "Klar", meint Boullier, "man erwartet sich immer mehr, und Kimi hätte ohne seinen Abflug auch viel weiter vorne stehen können."
Boullier deutet keine Stallorder an
"Aber seine Vorbereitung war nicht ideal. Am Freitag kam er insbesondere im zweiten Training nicht viel zum Fahren, aber am Ende war die Balance beider Autos gut und beide Fahrer waren mit dem Auto zufrieden. Es ist nicht schlecht, vom vierten und siebten Platz zu starten. Mit Romain können wir vielleicht um ein Podium kämpfen und Kimi kann Punkte sammeln. Und wenn er Fernando schlagen kann, umso besser", hat der Franzose ein Auge auf der WM-Tabelle.
Dass Räikkönen einen Fehler gemacht hat, nimmt er dem WM-Dritten nicht übel: "Alle freuen sich, weil Kimi wieder da ist und weil er schnell ist - aber man darf nicht vergessen: Er ist immer noch ein Rückkehrer." Und zwar einer mit einem kaputten Reifensatz. "Stimmt", knurrt Räikkönen, "ist aber kein großes Problem. Wir wollten eigentlich mit diesem Reifensatz starten, aber ich bin dann ja nicht meine beste Zeit damit gefahren."
"Wir hatten das ganze Wochenende Probleme, es war also nicht leicht. Aber der Speed im Qualifying war gut. Platz vier wäre vielleicht drin gewesen, aber dann habe ich mich gedreht. Nur: Angesichts der ganzen Probleme ist das ganz okay. Lieber so als ohne Risiko Achter zu werden. Ich weiß, dass der Speed da ist", sagt er voller Optimismus und stört sich auch nicht daran, am Freitagnachmittag den Longrun auf weichen Reifen verpasst zu haben: "Wird schon hinhauen."
Nur einen Platz hinter Alonso
"Hoffentlich haben wir morgen ein gutes Rennen. Unser Speed müsste besser sein als im Qualifying", vermutet der 32-Jährige, der in Suzuka 2005 auf McLaren einen seiner größten Siege gefeiert hat. "Heute waren die Red Bulls viel schneller, aber ich hoffe, dass ich zumindest auf Alonso Punkte gutmachen kann. Dann muss das Ziel sein, in den nächsten Rennen das Maximum herauszuholen - ganz egal, welches Paket uns zur Verfügung steht."
Grosjean blieb von den Setup-Problemen seines Teamkollegen übrigens verschont: "Bei mir war es besser. Kimi hat das zweite Training verpasst, daher war es für ihn schwierig. Wir sind vom Setup her auf einige interessante Dinge gestoßen, die ganz gut funktionieren", bilanziert der Vierte der Startaufstellung und blickt auf die nächsten Rennen: "Aber jetzt brauchen wir ein neues Aeropaket für mehr Anpressdruck, eindeutig."
Halbe Sekunde liegen gelassen
"Die Pole heute war 1:30.8. Ich hätte 1:31.4 fahren können", rechnet Grosjean. Das hätte ihn deutlich vor Kobayashi auf den dritten Startplatz gespült. Trotzdem sei das Qualifying "nicht schlecht" gewesen: "Ich hätte vor Kobayashi sein müssen, denn es war nicht meine beste Runde aller Zeiten, aber eigentlich hatte ich nach gestern gedacht, dass Platz sechs das Maximum sein würde. Jetzt bin ich Fünfter. Das ist einen Schritt weiter vorne als vermutet."
Zumal er im Sauber offenbar keinen ernstzunehmenden Gegner sieht: "Wir müssten schneller sein, um drei Zehntel", glaubt der 26-Jährige. Daher lautet die Strategie: mit dem Japaner kurzen Prozess machen und dann an die Red Bulls anhängen. "Der Reifenverschleiß ist sehr hoch", erklärt Grosjean. "Man muss darauf achten, wie man mit den Reifen umgeht. Wir haben schon Blasen und so weiter gehen. Wir machen uns da aber keine großen Sorgen."
Zumal Lotus bei den Longruns am Freitag eines der schnellsten Teams war: "Gestern sah es ziemlich gut aus", findet er. "Wir hatten den gleichen Speed wie die Red Bulls. Ich werde morgen versuchen, ihnen zu folgen, aber ich glaube, dass sie zu schnell sind. Man weiß aber nie, was passiert, wenn sich die Strecke verändert. Wir wissen ja, dass unsere Schwächen kleiner werden, wenn sich die Strecke entwickelt. Das hilft uns normalerweise."