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Hamilton und das Zurückrunden: "Dafür werde ich bezahlt"
Der Brite über sein frustrierendes Rennen in Hockenheim, warum er nicht zögerte, sich gegen Vettel zurückzurunden und warum er immer Vollgas gibt
(Motorsport-Total.com) - Jenson Button hat sich beim Großen Preis von Deutschland mit einem starken Rennen eindrucksvoll zurückgemeldet, nachdem der Brite bei den Rennen zuvor - er holte magere sieben Punkte in sechs Rennen - so seine Probleme hatte. Auf dem Hockenheimring stürmte der McLaren-Pilot vom sechsten Startplatz bis auf den zweiten Rang nach vorn.
Teamkollege Lewis Hamilton hatte hingegen Pech - er wurde in der ersten Kurve Opfer von Karbonsplittern und erlitt einen Plattfuß, sodass er trotz Wut im Bauch und sehr starken Rundenzeiten keine Chance auf Punkte hatte und vom Team acht Runden vor Rennende aus dem Grand Prix genommen wurde: "Das Differential wurde immer schlimmer und schlimmer. Die linke Seite war völlig abgenutzt. Obwohl ich gesehen hatte, dass die rechte noch in Ordnung war, gab es links viel mehr Auflösungserscheinungen. Egal, wie viel man mit den Einstellungen macht, daran lässt sich nichts ändern. Deshalb mussten wir aufgeben."
"Für mich zählt es, auf das Tempo zu schauen, das ich vorlegen konnte", so der Weltmeister von 2008. "Jenson hat einen fantastischen Job abgeliefert. Für das Rennen - mit allen Problemen die ich hatte, mit meinem demolierten Auto -, ist es schwierig, eine Aussage darüber zu treffen."
Hamilton sorgte für einen der Aufreger des Rennens
Für Aufregung sorgte der Brite, als er sich gegen Sebastian Vettel zurückrundete, da er zu dieser Phase des Rennens schneller war als der amtierende Weltmeister. Der quittierte das Manöver mit einer vorwurfsvollen Handgeste.
"Es war nicht aufregend für mich, auf neuen Reifen zu sein und zu versuchen, mich zurückzurunden", gibt sich Hamilton cool. "Das ist eine der schlimmsten Situationen und eines der schlimmsten Gefühle, die man in der Formel 1 haben kann. Das war Racing. Es war ein taktisches Rennen und Sebastian ist ein kluger Fahrer. Es ist nicht wie gegen andere. Er hätte keine Dummheiten gemacht und ich wollte auch nichts Dummes anstellen."
"Ich habe mit dem Team zuvor besprochen, was zu tun wäre", erklärt Hamilton. "Sie sagten, Jenson sei einige Sekunden hinter mir, aber nicht in einer Position, anzugreifen. Aber ich habe das nicht beachtet. Ich wusste, dass ich schneller war als die Jungs vor mir. Was ich tun würde, ich wollte Jenson dabei auf keinem Fall im Weg zu stehen. Ich wollte wegziehen und aus Jensons Schusslinie kommen. Bei dem Abstand zwischen mir und Jenson wollte ich ihm nicht im Weg stehen. Es war aber nicht das Ziel, Jenson dabei zu helfen, nach vorne zu kommen. So habe ich versucht, mein Tempo zu halten. Sie haben mir gesagt, dass ich mich zurückfallen lassen oder versuchen könnte, mich zurückzurunden." Dass er Alonso nicht überholen konnte, wundert ihn nicht: "Er mag es nicht, von mir überholt zu werden."
Hamilton mit angeschlagenem Arbeitsgerät
Doch obwohl er Vettel packte, sei er angeschlagen unterwegs gewesen: "Es war auch nicht das wirkliche Tempo, das ich zeigen konnte. Mein Differential war ziemlich stark beschädigt. Ich habe den Unterboden nicht gesehen, aber die linke hintere Ecke muss ziemlich stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein, nachdem ich den Reifenplatzer hatte. Das hat mich viel Abtrieb gekostet."
Der 27-Jährige musste also die bittere Pille schlucken, trotz Reifeneschadens und beschädigtem Auto konkurrenzfähig mit den Top-Fahrern mitzufahren - aber eben nicht mehr auf derselben Runde zu sein: "Das Positive ist, dass ich trotz aller Probleme mit den Jungs an der Spitze mithalten konnte. Das gibt mir Zuversicht, wenn das Auto zumindest an einem Stück bleibt. Jensons Resultat zeigt, dass wir um den Sieg kämpfen können. Wir waren mit Sicherheit schneller als Red Bull."
Hamilton ist sich bewusst, dass man diese bittere Medizin als Rennfahrer hin und wieder schlucken muss: "Die Dinge laufen nicht immer wie geplant. Was man tun muss, ist so hart zu arbeiten, wie man kann, um wieder in die Spur zu kommen und wieder den richtigen Weg einzuschlagen. Das Team hat - alle zusammen - einen großartigen Job gemacht."
"Wir hatten das Pech, als einzige im vergangenen Rennen einen Plattfuß zu haben. Aber so ist das Leben. Man muss weitermachen und darf nicht aufgeben. Die Unterstützung des Teams, aber auch der Fans, war unglaublich. Ich habe keine Zweifel, dass wir ein gutes und starkes Wochenende haben können."
Angreifen ist für Hamilton Ehrensache
Sein Zurückrunden und das Fahren von zwischenzeitlich schnellsten Rennrunden war für den McLaren-Fahrer also Ehrensache: "Am Ende des Tages kommt es nicht darauf an, wo ich stehe. Sogar wenn ich im Hinterkopf habe, dass ich keine Punkte holen kann. Ich bin ein Racer, ich fahre, egal wo ich bin."
"Mir ist klar, dass ich dafür bezahlt werde, ständig Druck zu machen. Das ist das, was die Teambosse von mir erwarten und ich würde das auch von mir erwarten, wenn ich ein Teamchef wäre. Und ich erwarte das auch von mir selbst. Ich denke, dass die Leute das von Fernando erwarten, sie würden es von Sebastian erwarten und genau das habe ich getan."
"Hätte ich in dieser brutalen Situation aufgegeben, hätte ich damit rechnen müssen, gefeuert zu werden. Die Sache ist, dass ich mich nicht darum kümmere, ob ich Erster oder Letzter bin. Ich fahre mir immer das Herz aus dem Leib. Mein Team erwartet das von mir und ich erwarte das von mir. Auch wenn es sehr hart sein kann, sich zurückzurunden, musst du es tun. Das habe ich."
Gute Zusammenarbeit mit Button
Die Zusammenarbeit mit seinem Teamkollegen und Landsmann bezeichnet er als kollegial: "Wir arbeiten zusammen wie in einem Klassenzimmer. Wir teilen uns die Setups und tauschen Informationen darüber aus. Er stellt mir Fragen, über die Änderungen, die wir durchführen. Es ist immer ein guter Austausch mit ihm. Vor einigen Rennen sind wir - nach einigen Rückschlägen - zurück in die Fabrik gegangen und haben uns mit den Ingenieuren zusammengesetzt, das Datenmaterial analysiert. Wir haben uns damit beschäftigt, was ich anders mache als Jenson."