• 25. März 2012 · 16:44 Uhr

Trotz Sieg: Druck auf Ferrari nicht geringer

Stefano Domenicali und Pat Fry müssen diesmal nicht zur Krisensitzung nach Maranello, wissen aber, dass der Sieg in Malaysia an den Problemen nichts ändert

(Motorsport-Total.com) - Mit einer fahrerischen Ausnahmeleistung hat Fernando Alonso dem Ferrari-Team beim heutigen Grand Prix von Malaysia einen völlig unerwarteten Sieg beschert. Dementsprechend groß waren die Emotionen bei der Scuderia: "Das ist einer der schönsten Siege, einer der allerallerschönsten. Dementsprechend groß waren die Emotionen bei der Scuderia: "Das ist einer der schönsten Siege, einer der allerallerschönsten. Wir sind so stolz auf dich, so stolz auf dich und das Team", schluchzte Renningenieur Andrea Stella nach der Zieldurchfahrt seinem Schützling ins Cockpit.

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Fernando Alonso feierte seinen dritten Sieg in Malaysia nach 2005 und 2007 Zoom Download

"Magico" hielten sie ihrem Helden als Boxentafel ins Gesicht, und magisch war es tatsächlich, wie der zweimalige Weltmeister aus dem Nichts den Sieg herzauberte. "Unglaublich, was Ferrari da gezeigt hat, und großes Kompliment an Fernando", gratuliert Zwangs-Zuschauer Adrian Sutil, heute für die TV-Kollegen von 'Sky' als Experte tätig. "Er hat heute gezeigt, dass er der beste Formel-1-Fahrer ist. Was er aus seinem Auto rausholt, ist magisch."

WM-Führung: Unverhofft kommt oft

Ein Sieg im zweiten Saisonrennen und die WM-Führung - wurden Teamchef Stefano Domenicali und Technikdirektor Pat Fry nach Melbourne noch zum Rapport bei Präsident Luca di Montezemolo gebeten, so werden sie diesmal als Sieger nach Maranello zurückkehren. Wem sie das zu verdanken haben, ist offensichtlich: "Fernando ist ein erstaunliches Rennen gefahren", weiß Domenicali. "Wir wollten Fernando haben, und heute hat er wieder bewiesen warum."

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"Magico": Ferrari ist heute besonders stolz auf Ausnahmekönner Fernando Alonso Zoom Download

Doch wer glaubt, dass Ferrari jetzt auf Wolke sieben schwebt, der irrt. Der Druck sei nur "für heute" weg, meint der Teamchef: "Ich kann am Sonntag mit ein bisschen weniger Druck nach Hause gehen, aber ab Montag ist der Druck wieder der gleiche. Es wird sich nichts ändern. Wenn wir in China das nächste schlechte Rennen oder Qualifying liefern, wird die Situation wieder genau gleich sein. Also müssen wir cool und ruhig bleiben."

"Ich bin sehr glücklich über das heutige Ergebnis, denn wenn ich bedenke, dass wir mit unserer Performance nicht zufrieden sind, ist es eine wirklich tolle Nachricht, mit Fernando in der Meisterschaft zu führen", freut sich Domenicali. "Aber das heutige Ergebnis ändert überhaupt nichts daran, was wir zu Hause anstellen, denn wir wissen, dass wir die Performance dieses Auto verbessern müssen. Jetzt muss ich meinen Leuten einimpfen, dass das so schnell wie möglich geschieht."

Druck nur vorübergehend geringer?

Nach dem Saisonauftakt hatten die italienischen Medien schon ein Köpferollen vorhergesagt - Domenicalis Skalp wurde ebenso gefordert wie jener von Felipe Massa. Da geht ein Sieg natürlich runter wie Öl: "Heute ist ein emotionaler Moment, eine erfrischende Brise in einer Zeit voller Druck", atmet Domenicali durch. "Ich hoffe, dass das den Leuten zu Hause einen Schub gibt, damit sie für die Aerodynamik so schnell wie möglich Weiterentwicklungen bringen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Malaysia


Fry gesteht indes, dass es gegen Sergio Perez ohne dessen Ausritt "sehr eng" geworden wäre, denn: "Sie haben eine gute Reifenentscheidung getroffen. Der harte Reifen hat ein niedriges Temperatur-Betriebsfenster, also ist das Warm-up besser. Der Druck, das Auto schneller zu machen, ist nach wie vor da. Hier haben wir das Beste herausgeholt. Ich denke, unter solchen Bedingungen ist unser Auto ganz brauchbar, aber ein Trockenrennen wäre eine komplett andere Geschichte gewesen."

Massa wieder im Nirgendwo

Und jedem ist klar: Der Sieg in Malaysia geht auf die Kappe des Fahrers, nicht die des Autos. Denn während Alonso an der Spitze einsam seine Kreise zog und mit ein bisschen unfreiwilliger Schützenhilfe aus dem Lager von Ferrari-Kunde Sauber verdient gewann, gurkte Felipe Massa wie auch schon an den Trainingstagen irgendwo im hinteren Mittelfeld herum, gerade noch vor den drei Nachzüglern Caterham, HRT und Marussia.

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Nicht selbstverständlich: Die Boxenarbeit klappte bei Ferrari heute perfekt Zoom Download

Da darf man die Frage stellen: Kann es sein, dass Alonso die Intensität der Probleme des F2012 kaschiert? "Das glaube ich ehrlich gesagt nicht, denn wir wissen, wo das Limit unseres Autos liegt", winkt Domenicali ab. "Wir kalkulieren damit und arbeiten im Wissen, dass wir bei trockenen Qualifying-Bedingungen fast sieben, acht Zehntel auf die Spitze finden müssen. Das Ziel ist, das so schnell wie möglich zu verringern."

Zumindest scheint der Bereich Strategie, bei Ferrari seit dem WM-Finale 2010 in Abu Dhabi ein wunder Punkt, wieder zu funktionieren: "Ich freue mich auch sehr, dass die Strategie heute so aufgegangen ist. Das ist schon eine Weile her", sagt Domenicali erleichtert. "Das Team arbeitet sehr gut, was strategische Entscheidungen angeht, und es freut mich, dass das jetzt besser wird. Wir dürfen aber auch da nicht locker lassen."

Bis zuletzt nicht daran geglaubt

An den Sieg geglaubt hat der Italiener "ehrlich gesagt erst in der letzten Runde. Ich habe ständig auf den Wettermonitor geschaut, und da tat sich alle zehn Minuten etwas, stand ständig ein möglicher Schauer im Raum. Vielleicht ja, vielleicht nein. Zweitens hatte man deswegen die Wahl, die Reifen zu wechseln oder auch nicht. Aber welche nehmen? Wenn es wieder zu regnen beginnt, sind die alten Intermediates schon komplett hinüber", berichtet er.

"Also hätte man noch einmal Intermediate nehmen müssen. Dann waren wir am Limit, die Reifen waren bis auf die Karkasse runtergefahren. Also wechselten wir auf Trockenreifen. Da sah ich, dass Perez immer näher kam. Als er seinen Fehler gemacht hat, war das eine Erleichterung. Aber wir hatten noch ein paar Runden zu fahren, und es stand immer noch möglicher Regen im Raum. Erst in der letzten Kurve habe ich es dann geglaubt", so Domenicali.

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