• 09. März 2012 · 14:42 Uhr

Melbourne: Caterham bereits auf Mittelfeld-Niveau?

Caterham geht mit zahlreichen Neuerungen in die Saison 2012 - Der bei den Tests spürbare Aufwärtstrend soll das Team dieses Jahr im Mittelfeld etablieren

(Motorsport-Total.com) - Das ehemalige Lotus-Team tritt beim Grand Prix von Australien in Melbourne erstmals unter dem Namen Caterham an. Doch das ist nicht die einzige Neuerung bei der Truppe von Tony Fernandes. Durch die Beförderung von Mike Cascoyne, der nun für die technische Leitung der gesamten Caterham-Gruppe verantwortlich zeichnet, trägt der Brite erstmals nicht mehr die technische Verantwortung - diese Funktion hat nun der einsige Red-Bull-Technikchef Mark Smith inne.

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Caterham befand sich bei den Wintertests weiter auf dem Vormarsch Zoom Download

An der Fahrerfront gab es ebenfalls Veränderungen: Routinier und Team-"Geburtshelfer" Jarno Trulli wurde nach dem ersten Test in Jerez vor die Tür gesetzt und durch den Russen Witali Petrow ersetzt. Mit Heikki Kovalainen hat man aber weiterhin eine bekannte Größe im Team. Ein Novum ist auch die Verwendung von KERS. Das Energie-Rückgewinnungs-System wird in Melbourne von Caterham erstmals eingesetzt. Kein Wunder, dass die Aufregung groß ist.

Kovalainen von Verbesserung überzeugt

"Nach drei ziemlich soliden Testwochen reisen wir in guter Form nach Melbourne", zeigt sich Kovalainen mit dem Status quo des Teams zufrieden. "Wir haben uns im Vergleich zum Saisonstart 2011 ganz klar verbessert und sind weit besser als 2010 - dennoch sind wir realistisch, was wir diese Saison erreichen können."

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Kovalainen zählt zu den großen Stützen des Teams Zoom Download

Der Finne zeigt sich auch mit der Haltbarkeit zufrieden: "Abgesehen von ein paar Problemen beim zweiten Test, die wir vor dem dritten Test aussortierten, war unsere Zuverlässigkeit gut. Witali und ich konnten Runden drehen, die zeigten, dass uns nicht viel auf das Tempo fehlt, das wir uns vorgenommen haben. Aber wie jeder weiß, sagen die Tests nicht viel über das Kräfteverhältnis aus, daher wissen wir erst am Samstag in Melbourne, wie es aussieht."

Kovalainen kann es nicht mehr erwarten: "Egal, was passiert, wenn wir dort ankommen - ich will, dass es jetzt endlich anfangt. Ich hatte einen großartigen Winter, habe hart gearbeitet und gehe fitter denn je in die Saison 2012. Ich habe abseits der Strecke ein paar Änderungen vorgenommen, die mir helfen werden, mich sogar noch besser auf meine Arbeit mit dem Team zu konzentrieren. Durch den Schritt, den wir mit dem diesjährigen Auto gemacht haben, freue ich mich mehr denn je, endlich wieder auf die Strecke zu gehen und zu sehen, wie wir uns dieses Jahr verbessert haben."

Petrows Rückkehr zur Erfolgsstätte

Für Teamkollegen Witali Petrow ist der Wechsel zu Caterham ein Rückschritt, weil er mit dem CT01 wohl kaum gegen sein Ex-Team Lotus antreten kann. Dennoch muss er froh sein, überhaupt ein Cockpit an Land gezogen zu haben, denn seiner Karriere war nach dem unerwarteten Aus bei der Truppe aus Enstone bereits auf dem Scheideweg.

"Melbourne wird für mich immer ein spezieller Ort sein", freut er sich auf den Auftakt "Down Under". "Im Vorjahr erzielte ich dort meinen ersten Formel-1-Podestplatz und wurde von australischen Fans wirklich willkommen geheißen. Daher bin ich sicher, dass es dieses Jahr ähnlich sein wird. Ich denke, dass es ziemlich klar ist, dass wir uns nicht in der Position befinden, wieder um Podestplätze kämpfen zu können. Das Ziel wird es aber sein, die Mittelfeld-Teams so hart wie möglich zu pushen - und wer weiß, was alles passieren kann..."

Petrow hat sich eingelebt

Der Russe spielt dabei auf die Charakteristik des Kurses im Albert Park an. "Normalerweise gibt es in Australien einige Ausfälle. Dazu kommt, dass es einige Bereiche gibt, wo nicht viel Platz für jegliche Art von Fehler ist. Ich hoffe daher, dass wir am Ende des Rennens dabei sind und davon profitieren werden, was auch immer davor passiert ist."

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Witali Petrow muss dieses Saison kleinere Brötchen backen Zoom Download

Petrow rechnet mit einem guten Wochenende: "Ich fühle mich in meinem neuen Team allgemein sehr wohl. Natürlich ist es noch früh, aber ich wurde hier von allen sehr gut aufgenommen und ich baue gerade eine gute Beziehung zu meinem Ingenieur auf. Daher rechne ich mit einem guten Jahr, was auch immer passieren wird. Wir haben in Barcelona sehr viel Zeit damit verbracht, das Setup speziell auf meine Bedürfnisse anzupassen. Obwohl wir in Australien noch etwas Arbeit vor uns haben, gelangen uns beim letzten Test wirkliche Fortschritte, weshalb ich mir keine bessere Ausgangsposition vor Melbourne wünschen könnte."

Melbourne hat wenig mit Barcelona gemein

Technikchef Mark Smith rechnet mit einem schwierigen Beginn, was allerdings an der Beschaffenheit des Kurses im Albert Park liegt: "Das Rennen in Melbourne sorgt für die üblichen Herausforderungen eines Kurses, der auf öffentlichen Straßen ausgetragen wird, die nur einmal im Jahr für einen Grand Prix verwendet werden. Das bedeutet, dass der Kurs im Laufe des Wochenendes signifikant an Grip gewinnt - das kann es knifflig machen, im Vorfeld des Rennens die richtige Balance zu finden."

Auch die Reifenwahl stellt zu Saisonbeginn eine große Herausforderung dar: "Dieses Jahr verwenden wir die weichen und die Medium-Reifen, über die bei den Wintertests einige Dinge in Erfahrung brachten, allerdings bei ganz anderen Bedingungen auf einem ganz anderen Streckentyp. Die Lufttemperatur dürfte sich irgendwo zwischen zehn Grad hoch und 20 Grad niedrig bewegen, also nicht zu weit entfernt von Spanien im Februar, aber die Natur der Strecke ist anders und stellt recht hohe Anforderungen an die Bremsen und an die Stabilität beim Kurveneingang."

Neue Kühlung, neuer Frontflügel

"Allgemein ist auch die maximale Traktion aus langsamen Kurven ein Bereich, auf den man sich konzentriert. Während die Autos auf dieser Strecke eine hohe Durchschnitts-Geschwindigkeit haben werden, setzt man bei der Aerodynamik dennoch auf viel Abtrieb. Das Überholen ist hier schwierig, daher sind KERS und DRS wertvolle Werkzeuge. Für Caterham wird dies die erste Gelegenheit sein, KERS in einer Rennumgebung einzusetzen."

Caterham bringt zum Saisonauftakt ein neues Updatepaket, bestätigt Smith: "Wir setzen einen neuen Frontflügel, zudem steht uns eine neue Möglichkeit zur Kühlung der Karroserie zur Verfügung. Der Frontflügel ist eine logische aerodynamische Weiterentwicklung und ist seit einiger Zeit ein integraler Teil des Aerodynamik-Pakets, wird aber in Melbourne zum ersten Mal eingesetzt. Die Kühloption gibt uns eine mehr Möglichkeiten, die Balance zwischen den Kühlanforderungen und der aerodynamischen Performance zu verbessern. Dabei handelt es sich um einen weiteren Schritt vorwärts, was das Paket angeht, das wir vergangene Woche in Barcelona einsetzten. Wir haben dadurch beim ersten Rennen mehr Möglichkeiten."

Fernandes: Mittelfeld oder nicht Mittelfeld?

Für Teamchef Tony Fernandes ist der Grand Prix von Australien ein Schlüsselrennen in der Geschichte seines Teams: "Melbourne 2012 ist ein sehr wichtiges Rennen für uns. Ich war möglicherweise vor keinen Rennen, an dem wir in unserer zweijährigen Geschichte teilgenommen haben, so aufgeregt wie vor diesem. Wir wurden zwar Anfang 2011 das Etikett, ein neues Team zu sein, los, bewegten uns aber im Großteil der vergangenen Saison im Niemandsland."

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Caterham will diese Saison endlich Williams Konkurrenz machen Zoom Download

Damit spielt er darauf an, dass man weder zu den Schlusslichtern, noch zum Mittelfeld zählte: "Wir waren locker vor den zwei Teams, die gleichzeitig mit uns 2010 debütierten, über weite Strecken des letzten Jahres waren wir aber auch ein Stückweit hinter den Teams, die vor uns lagen. Jetzt ist die Zeit gekommen, unseren Platz als Mittelfeld-Team einzunehmen - wir haben alles, was es dafür benötigt."

"Wenn es uns gelingt, gegen Williams, Toro Rosso und Sauber zu fahren, dann wäre das eine unglaubliche Errungenschaft, nachdem wir im September 2009 eine leere Fabrik bezogen haben und dann mit Teams konkurrieren, die uns bei der Entwicklung um Jahrzehnte voraus sind. Sollten wir zu Saisonbeginn noch nicht ganz soweit sein, dann liegt es auf keinen Fall am mangelnden Einsatz und wir werden das ganze Jahr lang weiterkämpfen, um die Lücke auf die sehr eng beisammen liegende Gruppe von Teams vor uns zu schließen."

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