Mercedes näher dran als in Barcelona?
Mercedes auf dem Vormarsch: Michael Schumacher fühlt sich besonders auf den Longruns wohl, Nico Rosberg mit den weichen Reifen
(Motorsport-Total.com) - In Barcelona wollte Mercedes mit verlängertem Radstand und neuer Aerodynamik Red Bull herausfordern, doch davon waren die Silberpfeile am vergangenen Wochenende weit entfernt. In Monte Carlo greifen Nico Rosberg und Michael Schumacher zumindest wieder mit dem kürzeren Radstand an - und prompt ist der Abstand kleiner als vor sechs Tagen.
"Monaco ist eine spezielle Strecke und das war ein guter Auftakt für uns", berichtet Rosberg, der mit 0,109 Sekunden Rückstand auf Fernando Alonso Zweiter wurde. Dabei hatte der Tag für ihn nicht nach Wunsch begonnen: "Heute Morgen kam ich nicht viel zum Fahren, aber am Nachmittag lief es besser. Alles in allem sieht es jetzt recht vielversprechend aus. Es war ein Problem mit einer Schubstange der Vorderradaufhängung. Das zu reparieren, hat leider recht lange gedauert."
Rosberg vorsichtig optimistisch
Der Deutsche konnte am Vormittag nur 15 Runden drehen, legte aber in der zweiten Session deren 40 nach und machte aus mehr als einer halben Sekunde Rückstand auf Schumacher einen Vorsprung von 0,130 Sekunden. "Wir konnten das Setup stetig verbessern und ich bin auch überrascht, dass besonders die weichen Reifen mit jeder Runde besser wurden", so der 25-Jährige. "Alles sieht gut aus, aber zählen tut es erst ab Samstag."
Die lange Zwangspause im ersten Freien Training sei "nicht ideal" gewesen, "aber am Nachmittag haben wir von den Rundenzeiten her ziemlich gut ausgesehen. Insofern mache ich mir keine großen Sorgen." Teamchef Ross Brawn fügt an: "Wir haben mit Nico ein bisschen Fahrzeit verloren, aber er hat das Beste daraus gemacht und ein gutes Setup ausgearbeitet." Im zweiten und dritten Sektor war Rosberg sogar gleich schnell wie Alonso.
Schumacher konnte diese Pace zwar nicht ganz replizieren, aber: "Das hat Spaß gemacht", schwärmte er nach der zweiten Session. "Monaco ist einfach eine besondere Stecke und ich bin voll auf meine Kosten gekommen. Ich habe den Rhythmus gefunden, vor allem auf den Lungruns. Das Fahrverhalten ist brauchbar, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es vor allem daran liegt, dass bestimmte Teams, die sonst einen besseren Topspeed haben, diesen Vorteil hier nicht ausschöpfen."
Sprich: Der siebenfache Weltmeister und fünffache Monte-Carlo-Sieger glaubt nicht, dass Mercedes plötzlich den Stein der Weisen ausgegraben hat, sondern er geht vielmehr davon aus, dass die Abstände zu manchen Konkurrenten kleiner geworden sind, weil diese das F-Schacht-System an diesem Wochenende nicht einsetzen. Damit kann er nur Ferrari meinen, denn McLaren vertraut auch in Monte Carlo auf das aerodynamische Hilfsmittel.
Vergleiche mit der Konkurrenz schwierig
Ob dieses Wochenende die bisher beste Chance auf einen Erfolg sei, müsse man abwarten, betont Schumacher: "Ich weiß nicht, wie viel Benzin die anderen Teams im Vergleich zu uns an Bord hatten. Ich schätze, wir sind näher dran, aber vielleicht liege ich auch falsch und die sind einfach viel mehr Benzin gefahren als wir." Dass die Reifen gut halten, findet er im Gegensatz zu seinem Stallkollegen "nicht wirklich. Mit den weichen haben wir Graining, aber der harte ist recht haltbar, das stimmt."
"Wie immer in Monaco", erklärt Teamchef Brawn, "haben sich die Bedingungen rasch verändert, daher war es wichtig, die Zeit optimal zu nutzen. Wir konzentrierten uns auf unser übliches Setup-, Benzin- und Reifenprogramm. Unsere Pace mit wenig Benzin scheint brauchbar zu sein, aber mit viel Benzin haben wir noch Arbeit vor uns. Insgesamt war es ein ermutigender Start. Wir genießen es, in diesem besonderen Ambiente, das Monaco bietet, zu arbeiten."
Von einem "vielversprechenden Auftakt" spricht auch Norbert Haug: "Da geht was", glaubt der Mercedes-Sportchef und fügt an: "Heute bietet sich ein ganz anderes Bild als noch am Sonntag in Barcelona. Nicos und Michaels Rundenzeiten haben auf weichen wie auf harten Reifen, mit viel wie mit wenig Benzin überhaupt nicht schlecht ausgesehen. Wir haben vor Samstag noch Arbeit vor uns, aber so weit, so gut."