Warten auf das Geld: Lotus aus Team-Hospitality ausgesperrt
Pannenstart von Lotus in Suzuka: Weil das Team die Rechnung nicht beglich, durfte man nicht in die Hospitality, auch beim Aufbau der Boliden ist man in Verzug
(Motorsport-Total.com) - Bei Lotus zeigt sich am Donnerstag in Suzuka einmal mehr ein trauriges Bild: Während bei den anderen Teams bereits Hochbetrieb herrschte und alles aufgebaut war, standen die Container beim kriselnden Rennstall noch vor der Hospitality, die völlig verwaist war. Romain Grosjean musste seine Presserunde unter einem Regenschirm im Freien abhalten. Der Grund: Erst wenn das Geld für die Miete bei den Streckenbetreibern eingelangt ist, dürfen die Teammitglieder das Hospitality-Zelt betreten und mit den Arbeiten beginnen.
Ein Lotus-Sprecher argumentierte die "leicht verzögerte" Zahlung gegenüber 'Reuters' mit dem Zeitunterschied zwischen Europa und Asien. Auch beim Aufbau der Boliden ist man im Hintertreffen: Bis drei Uhr nachmittags war das Team nicht in der Lage, den Motor anzulassen, weil die Fracht zu spät in Japan eingelangt ist. Normalerweise geschieht dies bereits zu Mittag. Die Mechaniker stehen also vor einer langen Nacht. "Solange sie den Rückstand bis morgen um zwei Uhr nachmittags aufholen, bin ich zufrieden", meint Grosjean, der sein Cockpit im ersten Freien Training erneut Jolyon Palmer überlassen muss.
Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Lotus unter diesen Problemen leidet. In Ungarn stand das Team von Grosjean und Pastor Maldonado bis kurz vor dem ersten Freien Training ohne Reifen da, ehe Teamchef Gerard Lopez die Rechnung bei Pirelli selbst beglich. In Spa beschlagnahmte der Gerichtsvollzieher nach dem Rennen das Teamequipment und verhinderte die Abreise nach Monza, weil der ehemalige Testfahrer Charles Pic auf die Klärung einer rechtlichen Angelegenheit pochte.
Grosjean, der kommende Saison aller Voraussicht nach zum neuen Haas-Team wechselt, sieht für das Wochenende trotz allem nicht schwarz: "Das bedeutet nicht, dass wir nicht um einen Podestplatz kämpfen können. In Spa waren Gerichtsvollzieher in der Box, und wir holten einen Podestplatz. Die Situation ist knifflig, denn wir warten auf Antworten und auf eine Bestätigung, was die Zukunft des Teams angeht, aber der Teamgeist passt nach wie vor."
Derzeit schwebt ein Gerichtsverfahren in London wegen der Steuerschulden wie ein Damoklesschwert über dem Team. Zwei Mal konnte man bereits eine Verschiebung des Termins erwirken, indem man glaubhaft vermittelte, dass eine Renault-Übernahme kurz vor dem Abschluss sei. Nach wie vor ist aber die offizielle Bestätigung nicht erfolgt - am 28. September, also am Montag nach Suzuka, steht der nächste Termin an.
Immerhin steht aus finanzieller Sicht nun eine Linderung der Probleme im Raum: Maldonado wurde diese Woche als Einsatzfahrer für die Saison 2016 bestätigt, was klar auf eine Renault-Übernahme hindeutet. Das spült nun frisches Geld aus Venezuela in die leere Teamkasse, denn vor der Einigung hielt der staatliche Ölkonzern PDVSA die Zahlung zurück und brachte damit das Team an den Rande des Abgrundes.