Ecclestone verschmäht Teams: "Träumt und habt Meetings"
Die Privatteams fürchten die Pläne der Top-Teams, ein Franchise-Modell einzuführen - Warum Formel-1-Boss Bernie Ecclestone dieses Vorhaben nicht ernst nimmt
(Motorsport-Total.com) - In Montreal fand ein Formel-1-Gipfeltreffen statt, bei dem nur Vertreter von Mercedes, Red Bull, McLaren und Ferrari eingeladen waren. Dabei wurde über die Zukunft und über etwaige Kunden- oder Franchise-Autos debattiert. Obwohl Williams und Force India Teil der Strategiegruppe sind, wurden die beiden Rennställe nicht mit einer Einladung berücksichtigt. Laut Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ließen sich die Teams durch Mercedes vertreten, weil bloß wichtig war, dass alle Antriebshersteller vertreten sind.
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McLaren-Boss Ron Dennis und Bernie Ecclestone: Uneinigkeit über Kundenautos Zoom Download
Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' ließen Claire Williams und Force Indias stellvertretender Teamchef Robert Fernley aber durchblicken, dass sie nie ihr Einverständnis gegeben hatten, sich von Mercedes vertreten zu lassen. Hinter vorgehaltener Hand vermutet man hinter den Ereignissen das Vorhaben der Hersteller-Teams, ihren Franchise-Plan voranzutreiben.
Ecclestone: Keine Angst vor Franchise-Plan
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone übt sich nun gegenüber 'Autosport' in Deeskalation: "Bislang hat keiner damit gedroht, irgendwas zu tun. Und das schlimmste überhaupt wäre ja, mich zu bedrohen." Dass die Teams hinter den Kulissen Pläne für die Zukunft schmieden, sieht der 84-Jährige gelassen: "Das ist für mich nichts Neues. Ich habe das alles schon erlebt."
Kritiker wie Sauber-Teamchef Monisha Kaltenborn sind der Ansicht, dass die Top-Teams versuchen, die kleinen Rennställe durch ihr Franchise-Modell in die Abhängigkeit zu treiben. Dadurch wären sie auch im Machtkampf mit Ecclestone, der wiederum eine eigene Kundenauto-Lösung hat, in einer besseren Position.
Ecclestone meint jedoch, dass den Top-Teams gar nicht bewusst sei, welche Folgen ihre Pläne hätten: "Sie glauben, dass sie das wollen, ehe es um die Umsetzung geht. Und dann wird es zum Problem. Wenn sie einen Plan haben, dann sollten sie es umsetzen, aber das wird nicht passieren. Deshalb beschäftigt mich das nicht einmal."
Uneinigkeit als Problem der Top-Teams
Der Brite sieht sich gegenüber den Teams in Sachen Erfahrung klar im Vorteil: "Es gibt eine Menge Sachen, die ich im Leben gerne tun möchte, aber nicht tun kann, und sie müssen das lernen, wenn sie die gleichen Probleme haben. Es ist ja schön für sie, wenn sie Träume und Meetings haben..."
Ecclestone verweist auf das vergangene Meeting der Strategiegruppe, das die Uneinigkeit der Teams zeige. Dort bemühte er sich um die Rückkehr der Tankstopps - eine Idee, die zunächst positiv aufgenommen wurde, nun aber großteils abgelehnt wird. "Das Problem ist, dass niemand wirklich weiß, was er will", sagt Ecclestone. "Und wenn man ihnen etwas vorschlägt, von dem sie denken, dass sie es wollen, dann entscheiden sie, dass sie es doch nicht wollen."
Obwohl er sich über die Teams lustig macht, sieht er für die Zukunft der Formel 1 alles andere als schwarz: "Das ist kein Problem. Wir werden das tun, was wir für richtig halten, und hoffentlich werden wir es hinbekommen, was uns in der Vergangenheit meistens gelungen ist."